Tod, Auferstehung und Himmelfahrt

17.05.2012
Die letzten Erdentage des Jesus von Nazareth werden aus der Sicht seiner Jüngerin Maria Magdalena beschrieben. Das Oratorium lebt von jener starken und geheimnisvollen Frau mit all ihren Schmerzen, Ängsten, ihrer Freude und ihrem tiefen Glauben. Jules Massenet hat die ganze Palette starker Gefühlsaufwallungen mit originellen musikalischen Einfällen wirkungsvoll in Musik gesetzt.
Jules Massenets musikalische Domäne war das Musikdrama. Er schrieb 25 Opern, die nach seinem Tod so gut wie nie aufgeführt wurden. Spätestens seit den 1980er Jahren können Opernfreunde seine Hauptwerke wieder auf der Bühne erleben. "Manon" und "Werther" gehören zum Standard-Repertoire aller großen Häuser, und auch die anderen Opern wie "Le Cid", "Thais", "Hérodiade" und "Cendrillon" werden wieder gespielt.

Die starken weiblichen Charaktere haben Massenet besonders gereizt. Claude Debussy bezeichnetet ihn als einen Kenner der weiblichen Seele. Auch in seinem Oratorium "Marie-Magdeleine" steht nicht Jesus Christus im Mittelpunkt, sondern Maria von Magdala, eine der umstrittensten, damit aber auch interessantesten Persönlichkeiten des Neuen Testaments.

Einige Gläubige waren zunächst entsetzt, meinten sie doch eine Andeutung körperlicher Liebe zwischen Jesus und Maria Magdalena herauszuhören. Aus heutiger Sicht hat man wohl mehr hineininterpretiert, als vom Komponisten beabsichtigt war. "Marie-Magdeleine", am 11. April 1873 im Odeon Theater in Paris uraufgeführt, wurde zu einem der ersten großen Erfolge Jules Massenets.


Dvořák-Saal im Rudolfinum Prag
Aufzeichnung vom 5.3.12

Jules Massenet
”Marie-Magdeleine”
Drame-sacré in 3 Akten
Text: Louis Gallet

Méryem, la Magdaléenne – Eva Drízgová, Soprano
Marthe, ihre Schwester – Barbora Polásková, Mezzosopran
Jésus, der Nazarener – Josef Zedník, Tenor
Judas Ischariot – Richard Haan, Bass
Philharmonischer Chor Brno
Rundfunk-Sinfonieorchester Prag
Leitung: Vladimír Válek


nach Konzertende ca. 21:40 Uhr Nachrichten