Tini Thomsen: "Shift"

High-Energy-Jazz

05:31 Minuten
Die Saxofonistin spielt direkt hinter ihrem großen Instrument, das sie fast vollständig überdeckt.
Tini Thomsen hat sich für die Großen der Saxophonfamilie entschieden © Tini Thomsen / Gerhard Kühne
Von Felix Tenbaum · 17.06.2019
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"Alles was mittelmäßig ist, ist langweilig", sagt die Baritonsaxofonistin Tini Thomsen. Dementsprechend gibt sie auf ihrem dritten Album "Shift" auch Vollgas, genau wie ihre bunt zusammen gemixte Backingband MaxSax.
Schon nach einer Sekunde hat man das Gefühl, in einem laut aufheulenden Sportwagen zu sitzen. Erst klingt jeder Akkordwechsel, als würde man einen Gang raufschalten und das Gaspedal wieder durchtreten. Aber wenn dann die Geschwindigkeit stimmt, legen Tini Thomsen und ihre Band MaxSax erst so richtig los.

Maximale Saxofon-Power

Der Name der Band ist Programm. MaxSax, das steht für maximale Saxofon-Power. Baritonsaxofonistin Tini Thomsen und Nigel Hitchcock am Alt geben die Richtung vor, gepusht wird das Ganze von der Rhythmusgruppe mit Tom Trapp, Gitarre, Mark Haanstra am Bass und Jost Kroon am Schlagzeug.
MaxSax spielt High-Energy-Jazz, wie Tini Thomsen es einmal selbst genannt hat. Es gibt fast nie ruhige Momente. Und selbst wenn, dann stecken auch in ihnen eine unglaubliche Intensität. "Die Musik", so Thomsen, "muss so gespielt werden, weil sonst bringt das alles nichts".
Die Musikerin sitzt in einem gelben Oldtimer, neben ihr ihr Instrument auf dem Beifahrersitz.
Die Saxofonistin ist mit Vollgas durch die Jazzwelt unterwegs.© Tini Thomsen / Gerhard Kühne
Ein klares und unmissverständliches Statement:
"Alles was mittelmäßig ist, ist langweilig, behaupte ich mal. Und wenn wir uns nicht in dem, was wir gut können, wenn wir uns da nicht gegenseitig verstärken, dann droht es irgendwann unterzugehen. Das heißt, wir machen lieber tausend Prozent Energie, anstatt gute hundert. Weil, dann kriegt’s auch wirklich jeder im Publikum mit."

Aufeinander abgestimmt

Ein Rezept, das auf dem neuen Album "Shift" voll aufgeht. Nachdem bei der letzten Produktion ein anderer Drummer dabei war, ist MaxSax wieder zur ursprünglichen Besetzung zurückgekehrt. Thomsen meint:
"Wir haben jetzt, glaube ich, so richtig unseren Bandsound gefunden. Das hat auch nochmal so ein bisschen Kick gegeben. Und jeder weiß jetzt wirklich, wirklich genau verdammt gut, was es braucht, um mich als Baritoninstrument – immer sehr schwierig – zu unterstützen. Und wann kann man aufmachen, ohne dass ich untergehe."
Tatsächlich wirkt der Sound der Band wie auf Tini Thomsen zugeschnitten, was aber eigentlich ganz natürlich ist, sagt sie. Melodien, die im Ohr bleiben, klares und treibendes Schlagzeugspiel und knackige Gitarren- und Bassriffs spielen dabei wichtige Rollen.

Internationale Besetzung

Aber auch die Persönlichkeiten der Musiker haben enorme Bedeutung. Die Rhythmusgruppe kennt Thomsen aus ihrer Studienzeit in Amsterdam, Nigel Hitchcock, mit dem sie inzwischen verheiratet ist, hat sie später in England kennengelernt.
Logistisch ist das nicht gerade einfach, aber die Baritonsaxofonistin hat keine andere Wahl, meint sie.
"Es sind einfach die Typen, mit denen ich spielen muss. Ob die jetzt Holländer oder Chinesen sind, das ist mir ziemlich egal, das ist die Band, die sich herauskristallisiert hat. Und ich bin Holland verbunden. Weil, ich hab da sehr viel Zeit meines Lebens verbracht. Und wenn ich jetzt eine Hamburger Band der Bequemlichkeit halber aufmachen würde und die Jungs austausche, dann gewinn ich vielleicht ein paar Cent bei den Fahrtkosten, aber ich verliere zu viel."

Tinis Temperament tollt durch jeden Ton

Tini Thomsen ist eine temperamentvolle, manchmal auch aufgedrehte Künstlerin – nicht verwunderlich, dass sie ihre Energie in Musik kanalisiert. Sie beweist aber auch, dass sie eine eigene Sprache auf dem Saxofon sprechen kann.
Das Versprechen, High-Energy-Jazz zu spielen, hält MaxSax, selbst in den ruhigen Momenten des Albums. "Shift" steckt voller Musik, die explodiert und übersprudelt, aber vor allem ohne Schnörkel den außergewöhnlichen, kraftvollen und spontanen Charakter von Tini Thomsen als Markenzeichen trägt. Und das macht Spaß.
Ganz offensichtlich auch der Bandleaderin selbst, die spontan reagiert: "Ja! Wieso? Ist doch gut!"
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