Timbersports

Extremsport mit Axt und Kettensäge

Der Timbersportler Dirk Braun bei einer sogenannten Springboard-Übung
Der Timbersportler Dirk Braun bei einer sogenannten Springboard-Übung © dpa / picture alliance / Julian Stratenschulte
Von Günther Herkel · 10.01.2016
Es geht um Sekunden - und um viel Kraft und Technik: "Timbersportler" hacken und sägen um die Wette. Dirk Braun ist einer von ihnen.
So klingt es, wenn eine Hot Saw, eine Heiße Säge, aufheult. Sie ist eine extrem getunte Motorsäge – 60 bis 80 PS stark, Kettengeschwindigkeit etwa 240 Stundenkilometer, Gewicht: rund 27 Kilogramm. Bei der Weltmeisterschaft der Sportholzfäller gilt es, mit dieser Höllenmaschine von einem waagerecht verankerten Holzblock drei vollständige Scheiben abzusägen.
"In diesen paar Sekunden, wo die Hot Saw ist, muss alles passen. Da muss der Start passen, die Kette muss aufs Holz passen, du musst direkt den ersten Schnitt gut treffen – also in sechs Sekunden passiert da so viel..."
Dirk Braun, zwei Mal Europameister, sieben Mal Deutscher Meister. Der 43-jährige Forstwirt aus Winterberg ist seit 12 Jahren im Timbersport aktiv. Mit 1,78 Meter ist er im Vergleich zu manchen Hünen aus Übersee nicht gerade groß, aber sein aktuelles Kampfgewicht von 98 Kilo gleicht das ein wenig aus. Die Hot Saw ist nur eine von insgesamt sechs Säge- und Axtdisziplinen, in denen die Athleten sich messen. Besonders spektakulär erscheint die Springboard-Übung.
Der Trainingstag beginnt um 5 Uhr morgens
Dabei werden zwei Trittbretter oder Springboards mit einem Meter Abstand übereinander in einen senkrecht verankerten Holzstamm platziert. Ziel ist es, am Ende aus zwei Meter Höhe einen auf der Spitze montierten Holzblock zu durchschlagen. Springboard gilt als die Königsdisziplin dieses Extremsports. Erforderlich ist maximale Vielseitigkeit: Balance, Kraft und vor allem Technik. Die sei besonders wichtig, meint der amtierende Weltmeister Jason Wynyard.
"Ein, zwei Grad Winkelverschiebung mit der Axt können dich zwei, drei Sekunden Zeit bei einer Disziplin kosten. Es ist wichtig, eine gute Technik zu haben. Und der einzige Weg, die zu erwerben, ist beharrlich daran zu arbeiten, immer und immer wieder."
Übung macht den Meister – diese Regel gilt für Timbersportler ebenso wie für Golfer oder Tenniscracks. Der Deutsche Dirk Braun beginnt seinen Trainingstag schon um 5 Uhr morgens im heimischen Fitnessstudio mit Kraftübungen. Nach der Arbeit ist zwei bis drei Stunden Holzhacken im Garten angesagt.
"Man hat ne Bühne im Garten stehen, man hat den Dreck zu Hause. Man muss sich Holz kaufen. Das sind im Jahr 800 Euro nur für Holz allein. Das hack ich nur durch und dann schmeiß ich's weg, und gib's meinem Onkel oder sonst irgendjemandem, der es dann in den Ofen schmeißt."
Timbersports ist nicht nur zeitaufwändig, sonder auch teuer. Die aus Spezial-Stahl handgeschliffenen Äxte gibt's nicht im Baumarkt.
"Mit nem schlechten Werkzeug kann man eben auch nicht n guten Wettkampf machen. Und ja, sone Axt kostet cirka 600 Euro, ne Wettkampfaxt. Und bis die hier bei uns ist, mit allem Zipp und Zapp. Und sone Single Buck, also ne Zugsäge, kostet cirka 2000 Euro."
Tausende von Euro für die Ausrüstung
Ganz zu schweigen vom Anschaffungspreis einer Hot Saw. Dafür müssen die Profis mindestens 5.000 Euro und mehr anlegen. Das macht niemand, der mal eben in so eine schräge Trendsportart hinein schnuppern will.
"Du musst schon sehr für diesen Sport brennen, um solche Beträge in deine Ausrüstung zu investieren. Ich denke, es verhält sich hier so wie in jeder anspruchsvollen Sportart: Wenn dich die Leidenschaft packt, tust du das, was du tun musst, um wettbewerbsfähig zu werden."
Jason Wynyard ist mit 1,95 m Körpergröße und 135 Kilogramm Kampfgewicht ein Athlet von beeindruckender Statur. Bei der WM in Posen gelingt es ihm vor 5.000 begeisterten Zuschauern, auf eindrucksvolle Weise seinen Weltmeistertitel zu verteidigen.
"Ladies and Gentlemen, our new world champion – Mr. Jason Wynyard!"
Dirk Braun hat diesmal Pech. Zwar stellt er an der Motorsäge einen neuen Weltrekord auf. Aber nach einer Disqualifikation landet er am Ende auf dem siebten Platz.
"Na, ich hab's mir selbst versaut. Die Axt-Wettbewerbe sind nicht wirklich meine Stärke. Und an der Säge wollte ich's eigentlich rausholen. Ich hab's mir leider selbst versaut."