Polnisches Kino

Glauben und Begierde

Filmszene aus "Im Namen des..." von Małgorzata Szumowska. Andrzej Chyra als Pater Adam (l) hält Mateusz Kosciukiewicz als Lukasz im Wasser in seinen Armen.
Filmszene aus "Im Namen des..." von Małgorzata Szumowska. © picture alliance / dpa / Salzgeber & Co. Medien GmbH
Von Jörg Taszman · 14.05.2014
Die (Homo-)Sexualität eines Priesters hinterfragt die polnische Regisseurin Małgorzata Szumowska in ihrem Film, der auf der Berlinale 2013 bereits Premiere feierte. Sensibel und sinnlich inszeniert sie dessen Nöte.
Die Polin Małgorzata Szumowska hatte schon mit ihrem Vorgängerfilm "Das bessere Leben" bewiesen, dass sie sich gerne kontroverser Themen annimmt. Ging es in der französisch-polnischen Koproduktion mit Juliette Binoche als Journalistin um Studentinnen, die nebenbei als Edelprostituierte arbeiten, so hinterfragt Szumowska diesmal die (Homo-)Sexualität eines Priesters. Im katholischen Polen sorgte ihr Film, der in seiner ersten Woche spektakulär auf dem ersten Platz der Kinocharts einstieg dann auch für Kontroversen.
Seine Weltpremiere erlebte "Im Namen des..." bereits im Februar 2013 auf der Berlinale. Nun hat es über ein Jahr lang gedauert bis das sehenswerte Werk auch endlich in die deutschen Kinos gelangt. Sensibel und sinnlich inszeniert Malgorzata Szumowska die Nöte eines charismatischen Priesters. Adam ist aus Warschau in die Provinz versetzt worden, arbeitet dort mit schwer erziehbaren Jugendlichen zusammen und versucht seine Lust eher schlecht als recht zu unterdrücken. Als er sich zu offen für einen jungen Mann im Dorf interessiert, gleichzeitig eine Frau abweist und durch seine liberalen Ansichten die konservative Dorf- und Kirchengemeinde verunsichert, spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu ....
Formvollendet mit schönen, poetischen Gegenlichtaufnahmen und voller Anspielungen (Adam als Priester, Ewa die zurückgewiesene Frau) gelingt es der Regisseurin zusammen mit ihrem Kameramann und gleichzeitigem Ko-Autor Michal Englert, einen komplexen Film mit starken Darstellern zu drehen. Der in Polen sehr bekannte Andrzej Chyra schafft es, die Zerrissenheit seiner Figur glaubhaft zu machen während das Subjekt seiner Begierde, der fast christushafte Lukasz vom jungen Nachwuchsstar Mateusz Kosciukiewicz verführerisch und immer leicht bedrohlich verkörpert wird. Und so ist " Im Namen des...." nach "Ida" ein weiterer Beweis für das derzeitige künstlerische Hoch im polnischen Kino.
"Im Namen des..."
Polen 2013; Regie: Malgorzata Szumowska; Darsteller: Andrzej Chyra, Mateusz Kosciukiewicz; 96 Min
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