Thomas Reiter macht einen Weltraumspaziergang

Moderation: Gabi Wuttke · 03.08.2006
Der deutsche Astronaut Thomas Reiter, der vor einem knappen Monat mit der Internationalen Raumstation (ISS) ins All startete, verlässt heute die Station für Außenbordarbeiten. Eine Umfrage ergab, dass jeder Dritte gerne wie er ins Weltall fliegen würde. Ein Hotel dort wäre kein Problem, meint der Raumfahrttechniker Ulrich Walter, aber ein Flugobjekt, das viele Menschen transportieren könne.
Gemeinsam mit seinem amerikanischen Kollegen Jeff Williams soll Reiter etwa sechs Stunden lang an der Außenwand der Station arbeiten.

Über das Gefühl, im freien All zu sein, und warum jeder Dritte gerne mit Thomas Reiter tauschen würde – wenn’s nicht so teuer wäre – sprach Deutschlandradio Kultur mit dem Astronauten und Raumfahrttechniker Ulrich Walter. Er ist Professor für Raumfahrttechnik an der Technischen Universität in München und war als Wissenschafts-Astronaut selbst auch schon im All.

Lesen Sie hier einen Ausschnitt aus dem Gespräch:

Wuttke: Ist diese Herausforderung für einen Astronauten das Tüpfelchen auf dem I?

Walter: Ja, das weiß ich von vielen Gesprächen mit Kollegen und Kameraden. Wenn Sie in einer Raumstation drin sind und nur durch so eine Luke, so eine Art Bullauge wie beim Schiff, durchschauen, dann ist das etwas ganz anderes, als wenn Sie oben sind, nur den Helm aufhaben, 180 Grad nach links und rechts schauen können. Man hat einfach das Gefühl, man ist mitten drin und nicht wie ein Beobachter im Raumschiff.

(…)

Wuttke: Welche Vorstellung haben Sie von dem Gefühl, in diese Leere zu treten?

Walter: Es ist keine Leere. Man schwebt aus einer Tür heraus und hat ja keinen Boden unter den Füßen. Man hat dann auf einer Seite die Erde und auf der anderen Seite die Schwärze. Dieser Kontrast ist ungewöhnlich. Und die Welt rast an einem mit 28.000 Kilometern vorbei. Man blickt innerhalb von nur wenigen Minuten von nur einem Kontinent zum anderen.

(…)

Wuttke: Es gibt eine Umfrage, der zufolge jeder Dritte gerne wie Thomas Reiter ins Weltall fliegen würde, wenn es nicht so teuer wäre. Wird ein Besuch auf der ISS noch lange 20 Millionen Dollar kosten?

Walter: Nein, das wird es mit Sicherheit nicht mehr. Die Preise werden heruntergehen. Allerdings erst, wenn es gelingt, ein Gerät zu bauen, mit dem man viele Leute in den Weltraum bringen kann, und das wird erst in 20 oder 30 Jahren zur Verfügung stehen. Nicht das Hotel im Weltraum ist das Problem, das kann man relativ gut und schnell bauen. Das Transportmittel ist das Teure und so lange immer nur einer hochfliegen kann, wird der Preis oben bleiben.

Sie können das vollständige Gespräch mit Ulrich Walter für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören.