Themenabend Musik

Musikalische Avantgarde im Zeichen der Oktoberrevolution

Sturm auf das Winterpalais in St. Petersburg (Petrograd) am 7. November 1917.
Sturm auf das Winterpalais in St. Petersburg (Petrograd) am 7. November 1917. © picture-alliance / dpa / UPI
04.11.2017
Vier Studiogäste diskutieren unter der sachkundigen Leitung von Michael Dasche über eine spannende musikalische Konstellation: den Zusammenprall extrem unterschiedlicher ästhetischer Doktrinen - von Spätromantikern bis Futuristen - in den Jahren um die russische Oktoberrevolution.
Politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen gehen nicht selten tiefgreifende Erneuerungen in den Künsten voraus. Und umgekehrt bleiben künstlerische Prozesse nicht unbeeinflusst von revolutionären Epochenzäsuren. Exemplarisch dafür steht die Musikentwicklung vor und nach der Oktoberrevolution in Russland vor 100 Jahren. Ohne dass politisch-revolutionäre und musikalisch-avantgardistische Bestrebungen vollends synchron verliefen - in spannungsvollem wie fruchtbarem Widerstreit begegneten sich die Akteure beider Seiten, Musikschaffende und Funktionsträger des Sowjet-Regimes, allemal. Insbesondere Vertreter einer avancierten Musiksprache, vereinigt in der Assoziation für zeitgenössische Musik (ASM), hatten einen schweren Stand: sowohl gegenüber national gesinnten Traditionalisten als auch gegenüber den Verfechtern einer vulgären Massenideologie in den Künsten, des sogenannten Proletkult. Immerhin konnte sich während des ersten Jahrzehnts nach der Revolution ein weitgehender ästhetischer Pluralismus behaupten. Diese kurze Phase künstlerischer Freiheit endete mit der Gegenrevolution Stalinscher Prägung, die von der Musik wie von allen Künsten nur eines verlangte: die Festigung diktatorischer und imperialer Macht. Was dabei an innovativen Ansätzen verschüttet, welch enorme Anpassungsleistung den talentiertesten Musikern zugemutet wurde, welch tragische Schicksale viele von ihnen zu erleiden hatten - all dies soll in unserem Themenabend angesprochen und musikalisch dargestellt werden.
Aufbruch und Rückzug
Musikalische Avantgarde im Zeichen der Oktoberrevolution


Werke von
Alexander Mossolow, Nikolai Roslawez, Arthur Lourié,
Sergej Protopopow, Dmitri Schostakowitsch, Sergej Prokofjew u. a.


Studiogäste:
Dorothea Redepenning, Musikwissenschaftlerin, Universität Heidelberg 
Anne-Kathrin Peitz, Dokumentarfilmerin, accentus music
Wolfgang Mende, Musikwissenschaftler, TU Dresden
Steffen Schleiermacher, Komponist, Pianist und Ensembleleiter Leipzig
Moderation: Michael Dasche