"The Impossible"

Von Hannelore Heider · 30.01.2013
Meisterlich und mit Starbesetzung hat Regisseur Juan Antonio Bayona mit "The Impossible" das Drama einer Familie während des Tsunamis von 2004 in Thailand verfilmt. Der Überlebenskampf in den Wassermassen zieht die Zuschauer mit in den Strudel von Chaos und Zerstörung.
Nach dem Erlebnisbericht einer spanischen Familie inszeniert der in Barcelona geborene spanische Regisseur Juan Antonio Bayona ein Familiendrama während der Tsunami-Katastrophe in Thailand im Dezember 2004. In Spanien ist der Film ein großer Kassenerfolg, für Naomi Watts als Mutter Maria gab es sowohl eine Golden Globe als auch die Oscarnominierung als beste Hauptdarstellerin.

Im Film ist es wegen der Starbesetzung eine englische Familie, die in einem thailändischen Ressort die Weihnachtstage verbringt, als die Monsterwelle die Ferienidylle abrupt unterbricht. Mutter Maria wird mit ihrem ältesten Sohn Lucas (Tom Holland) ins Landesinnere gerissen. Vater Henry (Ewan McGregor) überlebt mit den jüngeren Zwillingssöhnen Thomas (Samuel Joslin) und Simon (Oalkee Pendergast) die Überflutung des Hotels und ist fortan auf der Suche nach seiner Frau und seinem Sohn, während die kleineren Kinder mit einem Kindertransport in Sicherheit gegeben werden.

Die Dramatik ist also zumindest eine zweifache – einmal der Überlebenskampf in den Wassermassen, die alles mit- und die Menschen auseinanderreißen, sowie die Verzweiflung, nichts über das Schicksal der Angehörigen zu wissen. Die Inszenierung von Juan Antonio Bayona verbindet beide Ebenen meisterlich, wobei der Kampf von Mutter und Sohn, erst in den Wassermassen, dann, nach der Rettung durch Einheimische in einem notdürftig eingerichteten Lazarett, die größere Emotionalität birgt. Die Regie konzentriert sich dabei nicht auf die Inszenierung der Katastrophe an sich, wobei hier am Computer und an Originalschauplätzen größtmögliche und wahrlich schockierende Realitätsnähe erzeugt wurde.

Durch perfekt eingesetzte künstlerische Mittel wird der Zuschauer mit in den Strudel von Chaos und Zerstörung gerissen. Dennoch, länger im Gedächtnis bleiben werden wohl die eindringlichen Szenen zwischen Mutter und Sohn. Lucas sieht seine Mutter verzweifeln und fast sterben, als sie gemeinsam mit einem aufgefundenen, kleinen Kind stunden- oder tagelang auf einen Baum ausharren. Lucas ist körperlich unversehrt und kann im Krankenhaus sogar anderen Familien helfen, Angehörige wieder zu finden.

Somit ist der Katastrophenfilm auch ein Familiendrama, das vom Reifen und in Gestalt von Lucas auch Erwachsenwerden unter Extrembedingungen erzählt, ohne dass dieser Aspekt der Geschichte, der wohl der spanischen Originalfamilie so wichtig war, ungebührlich melodramatisch ausgeschlachtet wird. Dass die einheimische thailändische Bevölkerung hier nur am Rande als Betroffene erscheint, hat dem Film Kritik eingebracht, ist aber der Anlage der Geschichte geschuldet, die hier explizit das Schicksal einer Familie erzählt.

USA, Spanien 2012 - Regie: Juan Antonio Bayona, Darsteller: Naomi Watts, Ewan McGregor, Tom Holland, Samuel Joslin, Oaklee Pendergast - 114 Minuten, ab 12 Jahren