"The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten"

Von Hans-Ulrich Pönack · 25.01.2012
Er trägt khakifarbene Shorts, Schlabber-T-Shirts und ausgetretene Slipper: In Alexander Paynes "The Descendants" kommt George Clooney gänzlich unglamourös daher - und übernimmt die Rolle eines gehörnten Ehemanns. Es gibt Spannenderes.
Mit "About Schmidt" (2002) sowie "Sideways" (2004) hat sich der 1961 in Omaha/Nebraska geborene Drehbuch-Autor und Regisseur Alexander Payne bekannt wie geschätzt gemacht. Es hat verhältnismäßig lange gedauert, bis er sich nun wieder meldet. Mit einem amerikanischen Familien-Epos, dessen Anliegen im Originaltitel ausgedrückt wird und in Hawaii angesiedelt ist: "Die Nachkommen". Basierend auf dem gleichnamigen, 2007 veröffentlichten Debüt-Roman der in Hawaii geborenen Schriftstellerin Kaui Hart Hemmings, der hierzulande 2009 unter dem Titel "Mit deinen Augen" herauskam.

Thema: Nicht das Sand-, Sonne-, Strand-Bilderbuch-Klischee, sondern graue Wolken, hässliche Häuserblocks und handfeste Piefigkeiten. Hollywood-Schönling George Clooney hat die Klamotten gewechselt, verwandelt sich jetzt in einen Normal-Bürger. Er ist ein angesehener Rechtsanwalt und Ureinwohner-Nachkomme, der plötzlich enormen Stress in seinem Privatkosmos hat, denn seine Ehefrau ist bei einem Bootsunfall schwer verunglückt. Sie liegt im Krankenhaus im Koma. Matt King hat sich nun um seine beiden Töchter zu kümmern, um die halbwüchsige, rebellische Alexandra sowie um die clevere, altkluge kleine Scottie. Da er nie richtig Daddy war, sind Reibereien an der Tagesordnung. Zudem muss er auch noch erfahren, dass ihn seine Gattin zuletzt betrogen hat und sogar eigentlich verlassen wollte. Aufgebracht macht er sich an die Recherche nach dem Nebenbuhler. Als ob dies noch nicht genug ist, will seine Mischpoke auch noch herrlichsten, attraktiven Erb-Land-Besitz in einer unberührten Bucht am Meer sehr profitabel verscherbeln. Er als Verwalter dieses landschaftlichen Schatzes, soll dies regeln und absegnen.

Dieser familiäre Milieufilm wird derzeit hoch gehandelt. Als "Oscar"-verdächtiges Kultur-Movie mit vielen tragischen und wenigen komischen Motiven. In der Hauptsache wird aber über die Kleidung von Hollywoodstar George Clooney gestaunt. Und lange berichtet: Anstatt Smoking oder wenigstens passendem dekorativem Anzug trägt er meistens khakifarbene Shorts, Schlabber-T-Shirts und ausgetretene Slipper. In denen er dann auch ab und an im komischen Watschelgang durch die Gegend flitzt. Alexander Payne mag offensichtlich verstörte Kerle. Also stellt er nach seinen beiden oben genannten Filmen mit beunruhigten Männern einen weiteren hinzu.

Doch Film wie Mann bleiben irgendwo im Nirwana der zahlreichen emotionalen Ausbrüche, Aussprachen, Aussagen ziemlich beliebig hängen. Will sagen - dieser aufgebrachte George Clooney=Matt King-Männe ist zwar nicht unbedingt uninteressant, aber doch ziemlich unwichtig. George Clooney gibt sich zwar viel Mühe, mal normal auf der Leinwand abzutauchen, liefert aber eher einen seiner schwächeren Kino-Parts ab. Sein gehörnter Ehemann benimmt sich wie eine gekränkte Sandalen-Diva und wirkt dabei ganz angenehm-neutral überkandidelt. Mehr geschieht nicht. Es gibt Spannenderes.

P.S.: Der jugendliche Freund der älteren Tochter, so eine richtige Schmackes-Type von heute, mit Kodderschnauze, der sorgt mitunter für verbale Stimmung. Im Film heißt er Sid, die Credits nennen ihn Nick Krause. Interessanter Bursche. Der Clooneys Matt hübsch tönend Paroli bietet. Immerhin.

USA 2011; Regie: Alexander Payne; Hauptdarsteller: George Clooney, Shailene Woodley, Beau Bridges; Länge: 115 Minuten

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