The Black Keys: "Let's Rock"

Nashville ist schuld

06:46 Minuten
Die beiden Musiker stehen vor einer Wand an der einige Gitarren hängen und schauen in die Kamera.
Unübersehbar bei den Black Keys: der Hang zur elektrifizierten Gitarre. © Alysse Gafkjen
von Björn Springorum · 28.06.2019
Audio herunterladen
Fünf Jahre mussten die Fans warten, bis die US-amerikanische Bluesrock-Band The Black Keys ein neues Album veröffentlichte. Still war es um Dan Auerbach und Patrick Carney geworden. Heute erscheint "Let's Rock".
Gesang, Gitarre, Schlagzeug – der Nukleus des Rock‘n‘Roll. Besonders laut schlägt das Herz dieser Musik bis heute in Nashville. Wer durch die zahlreichen Musikkneipen entlang des Broadway schlendert, der würde nie auf die Idee kommen, Rock für tot zu erklären.
Eine Band wie die Black Keys natürlich auch nicht. Das Duo aus Sänger und Gitarrist Dan Auerbach und Schlagzeuger Patrick Carney hat diese Musik mit der Muttermilch aufgesogen und sie ins Zentrum seines Lebens gestellt. Die beiden verschmelzen Blues und Garage Rock zu einem furiosen Sound, bei dem niemand lange schlechte Laune haben kann.

Pause - und einige Millionen Verlust

2014 erschien "Turn Blue", das bisher letzte Album. Es sprang an die Spitze der US-Charts, wurde für Grammys nominiert. Doch anstatt das Momentum auszunutzen, kam die Maschinerie urplötzlich zum Stillstand. Die beiden waren ausgebrannt, vor allem aber standen sie kurz davor das zu verlieren, was ihnen immer am wichtigsten gewesen war: Den Spaß an der Musik. Sie taten das, was aus ökonomischer Sicht die wahrscheinlich dümmste Entscheidung war – und machten einfach mal Pause.
"Diese Entscheidung zu treffen war sehr schwer. Ich schlug Millionen von Dollar aus. Zur selben Zeit wusste ich, dass das, was ich tun wollte, weitere Hunderttausende Dollar kosten würde. Es war also nicht unbedingt die Entscheidung, die sich mein Buchhalter erhofft hatte. Aber es war die, die sich richtig anfühlte", sagt Dan Auerbach.

Das Comeback

Jetzt, fünf Jahre später, sind die Black Keys zurück. Ihr neues Albumt rägt den Titel "Let‘s Rock". Der scheinbar simple Name hat einen ernsten Hintergrund: "Let‘s Rock" waren die letzten Worte eines zum Tode verurteilten Häftlings, der an dem Tag in Nashville hingerichtet wurde, als die Black Keys gerade ihr Album aufnahmen. Die tragische Ironie dabei ist, dass ein Titel noch nie so gut zu einem Black-Keys-Album gepasst hat wie diesmal.
Die Black Keys klingen nach ihrer Schaffenspause deutlich aufgeräumter, fokussierter und zielgerichteter. Alles für den guten alten Rock’n’Roll eben – und der wird laut Auerbach nie totzukriegen sein:
"Ich denke nicht, dass Rock jemals sterben wird. Seine Popularität mag schwanken, aber irgendwo wird es immer ein Kind geben, das der elektrischen Gitarre oder den Drums verfällt. Es ist einfach zu verlockend."

Nashville und der Tod von Glen Schwartz

Schuld an dieser Rückbesinnung war natürlich auch Nashville. Hier produziert Dan Auerbach Künstler wie Lana del Rey oder Veteranen der Nashville-Szene. Letzten Endes war es dann aber vor allem ein ganz besonderer Musiker aus Auerbachs Heimat Ohio, der unwissentlich für das Comeback der Black Keys sorgte – der aus Cleveland stammende Gitarrist Glen Schwartz, Auerbachs größter Einfluss:
"Vor ein paar Jahren hatte ich Glen gemeinsam mit Joe Walsh hier in meinem Studio, um mit ihnen aufzunehmen. Es führte dazu, dass ich wieder ein Black-Keys-Album machen wollte. Er erinnerte mich daran, wie ich damals der elektronischen Gitarre verfiel. Ich sah ihn live, als ich gerade das allererste Black-Keys-Album schrieb – und wenn Glen spielt, dann höre ich unsere frühen Songs heraus. Es war schön zu sehen, wie sehr er mich beeinflusst hat."
Leider kam Schwartz nicht mehr in den Genuss von "Let‘s Rock", er starb im November vergangenen Jahres. Die Black Keys haben ihm dieses Album gewidmet – und seinen Einfluss, den hört man immer noch heraus. Dan Auerbach meint:

Eine Feier für die E-Gitarre

"Dieses Album ist das Gegenteil von dem, was alle derzeit tun. Ich weiß nicht, ob wir das absichtlich getan haben oder nicht, doch es fühlte sich einfach richtig an, weder Keyboards noch Synthesizer auf diesem Album zu haben."
Im Jahre 2019 ist das erschreckend altmodisch. In Zeiten von YouTube-Click-Milliardären, Autotune und überproduzierter Musik könnte es aber kein größerer Glücksgriff sein. Live aufgenommen, bewusst roh, organisch: "Let‘s Rock" ist eine Feier der elektrischen Gitarre, Auerbachs größter Liebe:
"Es ist eine sehr große Liebe! Ich meine, Leute stellen Dinge mit ihr an, die ich hasse. Aber das ist wohl kaum der Fehler der Gitarre."
Mehr zum Thema