The Beatles

Vor 50 Jahren trennten sich die Jungs aus Liverpool

04:22 Minuten
Die Beatles mit (von links nach rechts) Paul McCartney, John Lennon, Ringo Starr and George Harrison.
Was brachte die Beatles auseinander? Hier noch zusammen: (von links) Paul McCartney, John Lennon, Ringo Starr, George Harrison. © picture-alliance/dpa/PA Wire
Von Laf Überland  · 09.04.2020
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Ihr Erfolg war gigantisch, aber vor einem halben Jahrhundert kam es zum Bruch: Der Niedergang der Beatles hatte schon begonnen, als sie aufhörten, live zu spielen, und sich immer mehr in Querelen verstrickten.
Es heißt, die Beatles hätten das Heranwachsen einer Generation beschleunigt. Als Helden waren sie jedenfalls weltweit an Elvis Presleys Stelle getreten, als der fett wurde. Und als Paul McCartney vor 50 Jahren bekannt gab, er wolle nicht mehr mit der Gruppe arbeiten, da zerriss das die optimistische Popwelt, wie man sie kannte. Dabei hatte ihr Niedergang eigentlich angefangen, als sie nicht mehr live spielen konnten: Es ging nicht mehr! War zu gefährlich!

In Australien belagerten einmal 250.000 Fans ihr Hotel. Bei den Konzerten rasteten dann tausende 13- bis 15-jähriger Mädchen aus, schlugen sich blaue Flecken, wurden hysterisch, pinkelten auf Sitze – und meist blieben ein paar Hundert mehr oder weniger hilflos in der Obhut der Sanitäter zurück. Auf den Philippinen wurden sie von einem wahrscheinlich dorthin befohlenen Mob beinahe gelyncht, weil sie sich geweigert hatten, auf Diktator Marcos Gartenparty aufzutreten.

Wie zerstrittene Teenager

Paul sagte zwar, er würde ja schon gern weiter auf Tourneen gehen, aber wenn die andern partout nicht wollten ... Und dann ging ein Gequengel und Genörgel los wie in einer zerstrittenen Teenagerbande. Lennon brachte jetzt dauernd seine abgehobene Freundin Yoko Ono mit ins Studio – nach einem Autounfall ließ sie sich sogar ein Bett ins Studio stellen, was den anderen furchtbar auf den Wecker ging. Johns Heroinsucht war auch nicht gemeinschaftsfördernd. McCartney spielte inzwischen dauernd den Chef und trieb die Band an wie eine Herde fauler Ochsen. George Harrison hatte festgestellt, daß andere Musiker wie Eric Clapton seine Qualitäten viel höher einschätzten als Lennon/McCartney, die seine Stücke meistens ablehnten. Und Ringo ging das alles auf den Keks, weshalb er anfing, sich um Schauspielerei zu kümmern.
Aber vor allem gab es den Ärger wegen des Managers: Paul wollte seinen Schwiegervater einsetzen, die anderen drei den Manager der Rolling Stones. Und als aufgrund dieses Dilemmas schließlich der Produzent Phil Spector an die Aufnahmen zum Album "Let It Be" gelassen wurde, der Geigen und Pathos um die Stücke drumherum schmierte, da hatte Paul endgültig die Nase voll und schrieb jene berühmte Pressemitteilung, die die Trennung der Beatles dann auslöste. Und so endete die lange gewundene Straße, auf der die vier aus Liverpool die Jugend der westlichen Welt verändert hatten, plötzlich im Nichts.

Trauriges Ende

Für die Auflösung der Beatles war Päule aber nicht wirklich verantwortlich, auch nicht Lennons Freundin Yoko Ono, der asiatische Drache. Aufgelöst hat die Band das Trauma des unmenschlichen Ruhms: der unvorstellbare Erfolg, der sie von Liverpool in die höchsten Sphären des Teenagerhimmels getragen hatte und noch viel höher: ins Zentrum des Maschinenraums der Popkultur.
Und als sich am 10. April 1970 Reporter und Fans vor dem Haus der Beatles-Plattenfirma Apple versammelten, berichtete ein CBS-Nachrichtenteam: "Dieses Ereignis ist so bedeutsam, daß Historiker es eines Tages vielleicht als Meilenstein im Niedergang des britischen Empire ansehen werden... Die Beatles hören auf."
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