Terrorist Denis Cuspert

"Er war die Galionsfigur der Salafistenszene"

Ein Foto des IS-Kämpfer Denis Cuspert, das die Terrorgruppe verbreitet hat.
Denis Cuspert auf einem Foto, das die Terrormiliz IS verbreitet hat © picture alliance / dpa
Thorsten Gerald Schneiders im Gespräch mit Anke Schäfer und Christopher Ricke · 30.10.2015
Der aus Berlin stammende IS-Terrorist Dennis Cuspert wurde bei einem US-Luftangriff in Syrien getötet, das hat jetzt das US-Verteidigungsministerium bestätigt. Was Cuspert für Islamisten in Deutschland bedeutet hat, erklärt der Islamwissenschaftler Thorsten Gerald Schneiders.
Nach Überzeugung Schneiders' werden jene, die Denis Cuspert persönlich kannten, nun "ins Nachdenken kommen". Andere sähen wahrscheinlich einen Grund zu feiern - gemäß der Ideologie der Salafisten: Für sie sei Cuspert, der mehrfach zu Anschlägen aufgerufen und in Gewaltvideos der Terrormiliz Islamischer Staat posiert hatte, "im Paradies angekommen".
Der gebürtige Berliner sei "die Galionsfigur in der gewaltbereiten Salafistenszene" Deutschlands gewesen. Zusammen mit dem österreichischen Islamisten Mohamed Mahmoud habe Cuspert Leute für die Salafisten rekrutiert, bevor er sich dem IS angeschlossen und in den Krieg gezogen sei. Schon zuvor sei er als Rapper "Deso Dogg" relativ prominent gewesen. Zu einem möglichen Nachfolger sagte Schneiders: "Im Zweifelsfall wird es jemanden geben, der diese Rolle versucht zu übernehmen."
Sozial schwaches Milieu, rebellisch, vaterlos
Für den Islamwissenschaftler steht Cuspert mit seiner Biografie beispielhaft für Wirkungsweisen und Strukturen der Salafistenszene. Er stamme aus einem sozial schwachen Milieu - ausschlaggebend sei aber "das Rebellische" an ihm gewesen: Schon in seinen Songs als Rapper habe sich der Sohn einer Deutschen und eines Ghanaers über seine dunkle Hautfarbe "ausgelassen". Geradezu typisch für eine Radikalisierung seiner Art sei die fehlende Vaterfigur gewesen: Cusperts Vater sei in früheren Jahren aus Deutschland abgeschoben worden. So orientiere man sich in dem Milieu an anderen Männerbildern. Gut möglich, so Schneiders, dass Cuspert als Kämpfer und Held auf jüngere Leute wirke.
Im Grunde gebe es nur ein Mittel, um einer solchen Entwicklung zu begegnen: "Aufklärung ist das A und O. Wir müssen die jungen Leute mit diesen Gefahren und mit diesen Wirkungsmechanismen konfrontieren." Doch auch Lehrer und Träger der Jugendhilfe müssten darüber aufgeklärt werden.
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