"Terminator Genisys"

Arnold Schwarzenegger kehrt für Trilogie zurück

Zu sehen ist Arnold Schwarzenegger als Terminator in "Terminator Genisys"
"Terminator Genisys": Arnold Schwarzenegger gibt wieder den Helden. Der Film ist der Auftakt zu einer geplanten Terminator-Trilogie. © imago/ZUMA Press
Alan Taylor (Regie), David Ellison und Dana Goldberg (Produzenten) im Gespräch mit Patrick Wellinski  · 04.07.2015
Der fünfte Terminator-Film läuft im Kino – dieses Mal wieder mit Arnold Schwarzenegger. Der Regisseur und die Produzenten erklären in Vollbild, warum der Terminator-Stoff noch viele Fortsetzungen hergibt.
Patrick Wellinski: Ich wollte Sie reihum fragen, ob Sie sich an das erste Mal erinnern, als Sie einen der Terminator-Filme sahen und was Sie daran beeindruckt hat?
Alan Taylor: Beim ersten Mal war ich vor allem sehr beeindruckt davon, dass es einer dieser wunderbaren Filme ist, die in den ersten 20 Minuten fast ganz ohne Dialoge auskommen. Die Erzählweise ist so präzise, so effizient und gekonnt, dass man gar nicht merkt, dass es keine Dialoge gibt.
David Ellison: Als ich acht Jahre alt war, sah ich mit meiner Mutter "Terminator 2" im Kino. Ich war eigentlich viel zu jung, um einen Film zu sehen, der erst ab 17 freigegeben war, aber diese Kino-Erfahrung hat wirklich mein Leben verändert und hat dazu geführt, dass ich selber Filme machen wollte. Damit, dass ich jetzt also selber einen Terminator-Film machen konnte, ist ein Riesen-Traum von mir Wirklichkeit geworden.
Dana Goldberg: Ich erinnere mich noch, wie ich Terminator 1 und 2 im Kino gesehen habe. Ich war sehr beeindruckt, dass James Cameron diese sehr maskulinen Filme gedreht hatte, große Action, große visuelle Effekte, tolle Momente des Schreckens, aber dass beiden eigentlich sehr emotionale Geschichten zugrunde liegen. Der erste ist ja eine Liebesgeschichte, der würde nicht funktionieren ohne die Zeile "Ich bin Ihretwegen durch die Zeit gegangen, Sarah". Und der zweite ist im Grunde eine Vater-Sohn-Geschichte. Ich fand es faszinierend, wie man mit so einer großen Leinwand mit allem Drum und Dran arbeiten und trotzdem eine zu Herzen gehende Geschichte erzählen kann.
Zu sehen sind die Hollywood-Produzenten David Ellison und Dana Goldberg
Die Hollywood-Produzenten David Ellison und Dana Goldberg© imago/alimdi
Bekannte Terminator-Szenen neu verfilmt
Patrick Wellinski: Man hört da natürlich jetzt schon sehr viel Liebe raus, vor allem zu den ersten beiden Terminator-Teilen. Herr Taylor, für Sie als Regisseur musste es dennoch eine ganz besondere Herausforderung gewesen sein, mit dieser Liebe überhaupt umzugehen. Sie führt ja in Ihrem Film "Terminator Genisys" am Ende sogar dazu, dass Sie eine Szene aus dem ersten Teil fast eins zu eins nachdrehen. Also die Szene, in der Kyle Reese aus der Zukunft im L.A. von 1984 landet. Wie schwer ist es, so einen berühmten Moment nachzustellen und dennoch Ihre eigene Geschichte zu erzählen?
Alan Taylor: Es war relativ leicht, das nach zu inszenieren, die Vorlage war ja da und sehr stark, und wir haben sie tatsächlich Bild für Bild nachgestellt. Unser Kameramann Kramer Morgenthau hat sich viel Mühe gegeben, das Licht genau so hinzukriegen. Wenn man das hinbekommen hat, besteht die Herausforderung darin, den neuen Film in Gang bringt. Darum geht es. Das passiert auch in der Szene, in der Guardian und der Arnold von heute mit dem jungen Arnold zusammentreffen und damit das Publikum sehr direkt wissen lassen, dass der Film, den sie glaubten zu kennen, nun nicht mehr da ist und das hier der neue ist.
Patrick Wellinski: Herr Taylor, im Kern des Films, der stark mit Zeitreisen dieses Mal arbeitet, steht nicht Terminator selbst, sondern die Erlöserfigur Chris Connor, der die Menschheit im Krieg gegen die Maschinen zum Sieg führen soll. Wie sich aber schnell herausstellt, ist er eher Teil des Problems und nicht der Lösung. Alles ist sehr widersprüchlich an ihm, aber wer ist er denn nun: ein Prophet? Ein Terrorist? Ein gefallener Engel?
Alan Taylor: Alles zusammen. Das ist ja das Tolle an der Figur, die Cameron erschaffen hat, dass man so hochtrabende Worte wählen muss, um über sie zu reden. Ich fand die Tatsache aufregend, dass wir nun tatsächlich Zeit mit dieser Figur verbringen würden, über die wir schon so viel gehört haben. Außerdem erleben wir ja noch diese vollkommene Umkehrung des Protagonisten, wie er von allem Guten und Noblen, von der größten Hoffnung der Menschheit zu ihrer größten Bedrohung wurde, vom Engel zum Teufel. Mit Jason Clarke haben wir einen sehr vielschichtigen und intelligenten Darsteller gecastet. Als er sich veränderte, war es für Jason wichtig, nicht einfach zum Schnurrbart-zwirbelnden Bösewicht zu werden, sondern zu jemandem, der ernsthaft an das glaubt, wofür er kämpft. Man musste sich mit dem Motiv auch ein wenig identifizieren können. Er hat also diese polare Umkehrung gemeistert und an beiden Enden inhaltlich angereichert. Ich war einfach dankbar, soviel Zeit mit dieser Figur verbringen zu dürfen.
Patrick Wellinski: "Terminator Genisys" ist ein Film in 3D, Herr Ellison. War das von Vorneherein für Sie als Produzent klar, dass Ihr Reboot in 3D in die Kinos kommen muss?
David Ellison: Ja, absolut. 3D-Filme eignen sich nicht für jeden Stoff. Aber ich glaube, es ist ein unglaublich nützliches Hilfsmittel, wenn man das Publikum mitnehmen will in Welten, die in unserem Universum nicht existieren könnten. Der Krieg der Zukunft im IMAX in 3D ist eine unglaubliche Erfahrung. Was an dieser Technologie fantastisch ist, wenn man sie denn richtig nutzt, ist, dass sie bei Filmen auf großer Leinwand einen unfassbaren Eindruck des Eintauchens liefern kann.
Täglich mehrere Million Dollar in die Luft gesprengt
Patrick Wellinski: Frau Goldberg, die Actionszenen sind hier wirklich im epischen Ausmaß gedreht und sicherlich auch eine große Herausforderung für die ganze Crew. Aber was heißt das eigentlich für den Produzenten, wenn da täglich mehrere Million Dollar in die Luft gesprengt werden? Schlaflose Nächte?
Dana Goldberg: Oh, alle Nächte waren schlaflos. Wir hatten echt einen heftigen Stundenplan und jeder arbeitete am Rande seiner Möglichkeiten, damit alles perfekt werde - vom Set über die Requisiten bis zu den riesigen Action-Sequenzen und den visuellen Effekten. Besonders bei den Action-Szenen war das schwierig, weil da so viel passierte, Zusammenstöße, Explosionen. Es ist niemand verletzt worden - und da sind wir sehr stolz drauf.
Patrick Wellinski: Herr Taylor, Arnold Schwarzenegger ist wieder zurück als Terminator. Und es gibt sehr viele Momente, in denen sehr offensiv mit Schwarzeneggers Alter umgegangen wird. Sind das nur so humoristische Einlagen, die den dichten Rhythmus des Films auflockern sollen oder ist das mehr?
Alan Taylor: Ich bin dankbar dafür, dass ich sagen kann: Es ist mehr. Es stand so im Skript. Als wir das zusammen durchgingen, haben wir diese Teile noch etwas stärker hervorgehoben. Mir war z. B. von Anfang an wichtig, dass er graue Haare hat. Wir tun nicht so, als würde er nicht altern, wir gehen vielmehr darauf ein und gucken es uns näher an und das ist cool. Eine Textzeile wie "Ich bin alt, aber nicht überflüssig" ist zwar einerseits nur so ein Spruch, aber sie hat auch eine große Bedeutung. Da spricht der Schauspieler zu Kyle und zu uns allen, da spricht das Franchise zur Welt, und es ist wahr. Dass diese Figur 30 Jahre in der Vergangenheit gefangen war, ohne Zugang zu nötigen Upgrades und nun schwächelt, diese Maschine nun einknicken zu sehen, das ist einerseits eine große Quelle für Pathos, andererseits aber auch für Humor. Einige meiner Lieblingsmomente sind, wenn man ihn dagegen ankämpfen sieht.
Zu sehen ist der Regisseur Alan Taylor bei der Europapremiere seines Films "Terminator Genisys" in Berlin
Regisseur Alan Taylor bei der Europapremiere seines Films "Terminator Genisys" in Berlin© imago/Future Image
Trend zu Fortsetzungen und Neuverfilmungen altbekannter Stoffe
Patrick Wellinski: Da ich nun zwei erfolgreiche Hollywood-Produzenten vor mir habe, möchte ich diese Frage stellen, die in Berichterstatterkreisen immer wieder hochkommt, wenn es gerade um das neue Hollywood-Kino geht. Und "Terminator Genisys" ist da ein gutes Beispiel, denn es ist ja ein Reboot. Zwei weitere Teile sind schon in Produktion bzw. in Planung und trotzdem wird man das Gefühl nicht los: So erfolgreich das ist, Hollywood setzt derzeit fast ausschließlich auf Fortsetzungen und Neuverfilmungen altbekannter Stoffe. Warum eigentlich? Ist das eine kreative Krise in der Traumfabrik?
David Ellison: Ich glaube nicht, dass es eine Kreativitätskrise ist. Viele dieser Geschichten wie "Star Trek" oder "Terminator" bauen auf diesen wirklich wundervollen Mythologien auf, die es ihnen ermöglicht haben, so lange zu überleben. Man sieht ja trotzdem noch, dass Filme wie "Inception", "Interstellar" und "Avatar" gemacht werden. Vollkommen neue Originalfilme. Andererseits leben wir auch in einer Zeit, in der die Studios risikofeindlicher geworden sind. Aber ich kann nur für uns sprechen und da ist es so, dass alles mit dem Material anfängt. Wir werden einen gigantischen Film machen, einen komplett neuen, zusammen mit Earstorm, mit zehnstelligem Budget, da befinden wir uns bereits in der Post-Produktionsphase. Aber es ist auch wundervoll, an "Terminator" und "Star Trek" zu arbeiten, die ja schon diese lange Geschichte an Kassenerfolgen haben.
Dana Goldberg: Ich denke auch, es ist ein falscher Eindruck, dass man für ein Remake oder ein Reboot weniger Kreativität braucht. Man kann auch argumentieren, dass das noch schwieriger ist, weil man ein bekanntes Szenario aufgreift, das bereits ein Riesenpublikum hat, das die Figuren daraus innig liebt, aber eben so, wie es diese Figuren sieht.
Patrick Wellinski: Auch Sie, Herr Taylor, switchen ja zwischen Regie führen für Fernsehen – Sie haben unter anderem für Game of Thrones und Mad Men gearbeitet – und dem Kino, dem Blockbuster-Kino in Ihrem Fall. Gibt es ein Medium, wo Sie freier arbeiten können, das Ihnen erlaubt, sich kreativer, weiter, schöner, besser zu entfalten?
Alan Taylor: Das sind alles gute Fragen. Ich denke, dass das Fernsehen klassischerweise immer ein Autoren-Medium war und auch immer noch als solches wahrgenommen wird, Film dagegen als das der Regisseure. Die Grenzen dazwischen bröckeln meiner Meinung nach aber ziemlich und diese Definitionen verändern sich. Ich bin wirklich froh, immer mehr Fingerabdrücke der Regie im Fernsehen zu entdecken. Man kann heutzutage Fernsehfilme oder Serien sehen, die ihre eigene Optik haben, ihre eigene unverwechselbare Welt erschaffen. Man braucht nur ein Bild aus "Breaking Bad" zu sehen und weiß, dass man diese Serie sieht. Das war in früheren TV-Zeiten noch nicht so. Bei Filmen mit so einem riesigen Budget sind natürlich wahnsinnig viele Leute beteiligt und muss man sich seinen Weg bahnen und mit all den Leuten klar kommen, die in den Film investiert haben, aber es fließt auch so viel Talent mit ein.
Fernsehserien als logische Fortsetzung der Blockbuster-Stoffe
Patrick Wellinski: Frau Goldberg und Herr Ellison, Sie arbeiten jetzt ja auch an Fernsehproduktionen. "Grace and Frankie" mit Jane Fonda und Lily Tomlin auf Netflix, das hat sich gerade nicht nur zum Publikums- sondern auch zum Kritikerliebling gemausert. Eine Serie über eine lesbische Liebe im hohen Alter. Warum produzieren Sie denn jetzt auch Fernsehserien? Weil Sie müssen oder weil Sie wollen?
David Ellison: Es ist natürlich ein Privileg, diese großen Blockbuster Filme mit ihren Riesenbudgets zu machen, bei "Terminator", "Mission Impossible" und "Star Trek" mitzuarbeiten, aber wir lieben auch unsere Fernseh-Abteilung. Charaktere entwickeln zu können, nicht nur für zwei Stunden, sondern über 13 Stunden hinweg, in Themen richtig eintauchen zu können, wie bei "Grace and Frankie", die es im Kino heutzutage ziemlich schwer hätten, da würde vielleicht nicht so ein großes Publikum kommen. Wenn man das z. B. für Netflix macht, kann das wirklich ein Riesenpublikum erreichen. Oder "Manhattan", eine großartige historische Serie, auf die wir unglaublich stolz sind. Wir machen nichts, was wir nicht lieben, egal ob Film oder Fernsehen. Wenn keine Leidenschaft vorhanden ist, sollte man es lassen.
Dana Goldberg: David hat eine Serie genannt, die wir produziert haben, "Grace and Frankie". Wir wollten eine Serie über das Altern machen, wir sind zu Jane Fonda gegangen und haben gesagt, lass uns das zusammen machen! Die Leute leben heutzutage länger und das letzte Ende oder – in Anführungszeichen – das "letzte Kapitel" des Lebens sieht nicht mehr annähernd so aus, wie das noch vor Jahren der Fall war. In einem 2-stündigen Kinofilm gibt es einfach keine Möglichkeit, dieses Gefühl zu vermitteln - gerade im Vergleich zum Fernsehen, wo man diese Frauen dabei sieht, wie sie langsam versuchen herauszufinden, was da mit ihnen passiert, wenn ihnen der Boden unter den Füßen weggezogen wird und ihre Ehemänner sie verlassen. Wir hätten keinen Weg gefunden, diese Geschichte in einem Kinofilm zu erzählen, aber in einer Fernsehserie können wir das in halbstündigen Kapiteln erzählen, und wir sind sehr froh, dass wir jetzt die zweite Staffel anfangen können, und das ist wirklich fantastisch!
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