Schneiders Oratorium "Das Weltgericht"

Maria vertreibt den Satan

Das Gewandhaus in Leipzig, aufgenommen am 04.03.2010
Das Gewandhaus in Leipzig, aufgenommen am 04.03.2010 © dpa / picture alliance / Franz-Peter Tschauner
10.01.2017
Ein vergessenes großes Oratorium wurde in Leipzig wieder entdeckt. Gregor Meyer leitete den GewandhausChor und die camerata lipsiensis in Friedrich Schneiders "Das Weltgericht".
Er war einer der kreativsten und produktivsten Köpfe der mitteldeutschen Musikszene in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts und ist heute ein Vergessener, der Komponist, Pianist, Organist und Anhalt-Dessauische Hofkapellmeister Friedrich Schneider. "Das Weltgericht" war einst eines der bedeutendsten Oratorien - 1820 wurde es im Gewandhaus zu Leipzig uraufgeführt.
Das Libretto stammt von August Apel, der die biblische Überlieferung des Jüngsten Gerichts in Matthäus 24-25 und die Offenbarung des Johannes zugrunde legt. Eine Handlung wird im strengen Sinne nicht erzählt, die Personen sind eher biblische Botschafter, erzählen uns über Himmel, Hölle und Erde. Grundthese des Satans in diesem Werk: Die Menschen sind für die Freiheit nicht reif, so sind sie Sünder geworden. Deswegen gibt es weder für den Satan noch für die Menschen die große Heilserfahrung. Erst Maria, im dritten Teil, verkündet den Wendepunkt der Entwicklung, die Erlösung: Das Kreuzopfer Jesu wird allen Menschen Heil bringen, kündigt sie an.
Schneiders Komposition ist schlicht und einfach ein Schlüsselwerk in der Entwicklung des Oratoriums. Man fühlt sich an Händel erinnert, kann auf Haydn verweisen, und die Zeitgenossen stellten eine unmittelbare Nähe zu Carl Maria von Weber fest. Das Oratorium steht zwischen Klassik und Romantik, es wurde fleißig nachgespielt, dann lange vergessen und im 20. Jahrhundert als reine "Gebrauchsmusik" abqualifiziert. Der Dirigent Gregor Meyer will das Werk des damals in Leipzig wirkenden Friedrich Schneider hinterfragen. Die quellenkritische Werkausgabe des Leipziger Pfefferkorn Verlages hilft ihm dabei.
Gewandhaus zu Leipzig
Aufzeichnung vom 16. November 2016
Friedrich Schneider
"Das Weltgericht", Oratorium op. 46

Martina Rüping, Sopran - Gabriel
Viola Blache, Sopran - Eva/Maria
Marie Henriette Reinhold, Alt - Michael
Patrick Grahl, Tenor - Raphael
Joachim Holzhey, Bass - Satan
Daniel Blumenschein, Bass - Uriel
GewandhausChor
camerata lipsiensis
Leitung: Gregor Meyer