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Was ist deutsch?
Auf der Suche nach unserer Identität

Immer mehr Flüchtlinge kommen nach Deutschland. Aus den verschiedensten Gründen und den verschiedensten Ländern. Das hat eine grundsätzliche Debatte wiederbelebt: Was ist eigentlich deutsch? Was sind die Werte, die das Land und seine Menschen ausmachen? - Eine Spurensuche zwischen Männerchören, Integrationstests und "Wir packen das".

Von Stefan Maas | 25.12.2015
    Der Männerchor Einigkeit aus Finsterwalde
    Der Männerchor Einigkeit aus Finsterwalde (@Männerchor Einigkeit)
    "Leise, leise lasst uns singen…" Ein Dienstagabend in Westfalen, kurz nach 21 Uhr. Probe beim Soester Männerchor Concordia 1879. Letztes Lied des Abends: Franz Schuberts "Nächtliches Ständchen". Ein Klassiker im Repertoire von Männerchören. Die Sangesbrüder haben die Tische im holzgetäfelten Saal der Gaststätte zur Seite und ein Klavier in die Mitte des Raumes geschoben. Im großen Stuhl-Halbkreis viele graue Häupter, das Gespräch zeigt: viele sind Jahre, gar jahrzehntelang dabei.
    "Was ist deutsch?" "Ja, ich glaube, was wir hier machen. Wir versammeln uns zusammen, und wir singen Lieder. Und das ist für mich etwas ganz deutsches."
    "Deutsch ist eine Gemeinschaft, die zusammenhält."
    "Ich finde halt, typisch ist deutsche Pünktlichkeit." Ja, aber wo wir hier gerade so zusammensitzen, typisch ist auch deutsche Gemütlichkeit. Der Begriff wird immer gerne gepflegt, oder?" "Ja!"
    Rheinland, ein Freitagabend, eine Dorfkneipe. Auf der Karte Schnitzel und Hähnchen. Auf der Theke unter einer Glashaube: Frikadellen. Am Tresen: zwei Männer. Weiter hinten spielen zwei weitere Billards mit dem Wirt. Die Wirtin setzt sich mit an die Theke. Was ist für sie deutsch?
    Frikadellen und Bauchfleisch liegen auf einem Grillrost.
    Frikadellen und Bauchfleisch liegen auf einem Grillrost. (picture-alliance / dpa / Heiko Wolfraum)
    "Verlässlichkeit, Arbeitsfähigkeit und Fleiß, Fleiß, ja und der Mut, das Ding anzupacken, so ist es doch."
    "Deutsch ist eben meine Heimat oder mein Geburtsland. Deswegen fühle ich mich da als Deutscher. Sodass ich sagen kann, hier ist meine Heimat, hier gehöre ich hin."
    Die Ehefrau hat nebenan in der Küche Kaffee aufgesetzt. Währenddessen blättert ihr Mann im Wohnzimmer in einem Fotoalbum. Als Kind ist er mit seiner Mutter, der Schwester und den Großeltern von Schlesien nach Soest geflohen.
    Eltern Italiener - aufgewachsen in Deutschland
    "Soest war mit 60 Prozent kaputt, die hatten dann keine Möglichkeit, als uns in der Kaserne unterzubringen. Das war eine Kaserne mit sechs Blocks. Da wurden wir dann verteilt in die einzelnen Zimmer. Wir hatten auf 36 Quadratmeter, waren wir mit zehn Personen untergebracht. Das heißt, zwei Familien."
    Er ist in Soest geblieben, hat geheiratet - eine Schlesierin. Sie haben Kinder bekommen, ein Haus gebaut. Heute ist er 80.
    "Mein Grundgedanke ist ja der geblieben: Mein Herz gehört nach Schlesien, aber mein Leben gehört nach Soest."
    "Beide Eltern Italiener und bin hier aufgewachsen. Ich sage auch immer, ich bin eine Mischung. Ich bin mit einem italienischen und einem deutschen Auge groß geworden."
    Claudia D’Avino, geboren in Duisburg. Arbeitet bei Funkhaus Europa. An diesem Abend hat sie eine Veranstaltung anlässlich des 60. Jahrestages des Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und Italien moderiert.
    "Bei meinen vielen Nebenjobs, die ich so hatte, habe ich natürlich immer das Italienische genutzt, um irgendwie vorwärtszukommen, parallel zur Uni habe ich ganz viel gedolmetscht auf Messen. Da habe ich natürlich ganz viele Italiener kennengelernt, die immer, wenn sie meine Geschichte gehört haben, gesagt haben: oh: eigentlich bist du perfekt. Du bist die Mischung aus italienischer Kreativität und deutscher Organisation. Ist natürlich ein bisschen platt, das sind so die Klischees, die man sofort im Kopf hat, aber manchmal dachte ich, vielleicht ist da was dran…"
    Welche Werte sind uns wichtig?
    "Frage 299: Ausländische Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die in den 50er und 60er Jahren von der Bundesrepublik angeworben wurden, nannte man: A: Schwarzarbeiter? B: Gastarbeiter? C: Zeitarbeiter? D: Schichtarbeiter?"
    "Von der Internet-Seite des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge: Der Test 'Leben in Deutschland' findet im Anschluss eines Orientierungskurses an einem eigenen Termin statt. Er enthält beispielsweise Fragen zum politischen System Deutschlands, der religiösen Vielfalt und der Gleichberechtigung von Mann und Frau."
    In diesem Jahr sind rund eine Million Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Und mit ihnen die Diskussion um Integration. Aber auch um Identität – unsere Identität. Diese Sendung ist eine Suche: Was macht uns aus, uns Deutsche? Welche Werte sind uns wichtig? Wo sind unsere roten Linien, unsere Grenzen?
    "Deutsch ist ein Adjektiv." Johannes Fried, Mittelalter-Historiker. "Das deutsche Volk ist gleichsam doppelt gemoppelt. Denn Deutsch heißt völkisch. Ins Neuhochdeutsche übersetzt. Kommt von dem alten Wort aus der Karolingerzeit überliefert 'Theodisc', althochdeutsch, das heißt: in der Sprache des Volkes. Was anderes heißt das nicht. Und die Deutschen sind die, die in ihrer Sprache sprechen. Was ihre Sprache dann ist, das wird damit nicht ausgedrückt. Die Sprecher dieser Sprache waren Bayern, die sprachen bayerisch, waren Alemannen, sprachen alemannisch, waren Franken, sprachen fränkisch, und so weiter."
    Immer auf der Suche nach sich selbst
    "Frage 295: Welche Religion hat die europäische und die deutsche Kultur geprägt? A: Der Hinduismus? B: Das Christentum? C: Der Buddhismus? D: Der Islam?"
    "Zunächst haben wir die christliche Tradition, die über die Mission zu uns gekommen ist." Der Historiker Fried über die Wurzeln der Deutschen: "Die Sprache war Latein, die Sprache der alten Römer. Diese Sprache kam im Wesentlichen aus dem Westen, ein bisschen auch aus Italien. Damit ist zugleich eine zweite Richtung angegeben, nämlich die Antike. Über die Römer vermittelt antike Werte, die ihrerseits wieder aus Seiten der Römer aus Griechenland stammen. Und so weiter. Da sind also eine ganze Fülle von Werten gekommen, tradiert worden, Freiheit, Gleichheit, oder Humanität. Der Mensch, die Würde des Menschen. Das sind Dinge, die keineswegs in Deutschland entwickelt worden sind. Sondern in Deutschland rezipiert worden sind. Von außerhalb."
    Zu sehen ist Eine Plakette mit dem Jahr 2017 für die Hauptuntersuchung, hier beim "Deutschen Kraftfahrzeugüberwachungsverein Dekra in Dresden.
    Typisch deutsch? Eine sogenannte TÜV-Plakette. (picture-alliance / dpa / Arno Burgi)
    "Freiheit. Freiheit."
    "Die Deutschen sind eigentlich ewig auf der Suche nach sich selbst."
    Köln. Hier arbeitet Stephan Grünewald. Psychologe, Leiter eines Marktforschungsinstituts und Autor. Für seine Arbeit legen er und seine Mitarbeiter die Deutschen auf die Couch. Im übertragenen Sinne zwar nur, doch die vielen stundenlangen Gespräche haben ihm einiges verraten über die Seelenzustände seiner Landsleute.
    "Deutschland ist ein Land, das aufgrund seiner geschichtlichen Brüche, keine feste nationale Identität hat. Die Identität ist aber so etwas wie ein Schutzmantel. Er vermittelt mir eine Seinsgewissheit." Die Vereinigten Staaten haben ihren American Dream. "Der amerikanische Traum, den die Amerikaner halt haben, der sagt, egal wo ich bin, es kann immer wieder aufwärts gehen. Und diese Zuversicht, diese Seinsgewissheit, die haben wir nicht. Wir sind immer auf der Suche nach dem Sinn. Das macht uns aber auch gerade schöpferisch und erfinderisch. Wir sind dadurch nicht nur das Land der German Angst, sondern auch das Land der Querdenker, das Land der Ideen, das Land der Patente, das Land der Erfinder. Das heißt, wir haben letztendlich die Gabe in diesem ewigen enervierenden Suchprozess uns und die Welt immer wieder neu zu erfinden."
    In vollbrachter Größe schwelgen
    Auch der Soester Männerchor Concordia muss sich neu erfinden. Nur vier der Mitglieder sind unter 40.
    "Die jungen Leute bekommen wir ja nur mit einem Liedgut, das sie auch begeistert. Und diese Alten, sagen wir mal so wie Schubert, oder die alten Dinge, da reißen wir keinen vom Hocker." - "Ich weiß nicht, ich denke, das Alte wird irgendwann einschlafen." – "Das wird nie einschlafen, das glaube ich nicht." – "Das Alte wird meiner Meinung nach nie einschlafen. Sondern das bleibt immer in der Tradition der Chöre bestehen, dass auch dieses alte Liedgut neben neuer Literatur gesungen werden muss. Denn sonst habe ich irgendwas in meinem Leben falsch gemacht, wenn jetzt plötzlich das Alte nichts mehr Wert sein soll."
    "Wenn man keine feste Identität hat, ist natürlich der Blick nach rückwärts tröstend." Stephan Grünewald: "Die Sentimentalität ist die aufwandslose Form des Größenwahns, weil sie beschaut, was bereits erreicht ist. Man kann, sagen wir mal, in der vollbrachten Größe schwelgen, das ist sicherlich auch ein deutsches Momentum: Immer zaudernd, immer fragend, ob die Zukunft eine bessere Wendung bringt. Letztendlich sind wir aber in der Lage, Zukunftsaufgaben zu meistern, wir brauchen quasi die Not, um in die Wendigkeit, in die Notwendigkeit zu kommen. Aber vorher haben wir immer eine Phase des Innehaltens, des Rückflutens, wir glorifizieren, das was damals war."
    "Zur Identität unseres Landes gehört, Größtes zu leisten"
    (Männerchor) "Ja logisch hat der Deutsche auch Angst. Vor Krieg hat er Angst, vor dem Untergang hat er Angst, vor Katastrophen hat er Angst, da ist er bange. Das ist ganz natürlich." – "Gehört dazu auch die Angst vor Neuem?" – "Nein, aufgeschlossen sind wir auch, sonst hätten wir das gar nicht und wäre gar nicht so weit gekommen, wie wir jetzt sind. Wir haben doch nach dem Krieg viel geschafft. Das kann man doch gar nicht anders sagen. Denken Sie nur an unsere Eltern, die wir verloren haben oder die Mütter, die damals hier die Steine gepichelt haben. Trümmerfrauen, nannte man das. Die haben viel gemacht."
    (Merkel) "Wie kann sie sagen, wir schaffen das? Und ich antworte Ihnen, ich kann das sagen, weil es zur Identität unseres Landes gehört, Größtes zu leisten. Aus Trümmern ein Land des Wirtschaftswunders zu schaffen, aus Teilung ein in der Welt hochgeachtetes Land in Einigkeit und Freiheit zu vereinen. Und mehr noch, weil es gerade uns als christliche Demokraten doch in unserem Wesen und in unserem Kern ausmacht, dass wir bereit sind zu zeigen, was in uns steckt." Angela Merkel auf dem Parteitag Mitte Dezember in Karlsruhe.
    Die Kanzlerin läuft im braunen Jackett an einer Reihe Fahnen der EU-Mitgliedsstaaten vorbei. Hinter ihr laufen vier Security-Leute. 
    Bundeskanzlerin Angela Merkel nach einem EU-Gipfel in Brüssel. (AFP / THIERRY CHARLIER)
    "Die Sehnsucht war, wir wollen eine Art Goretex-Republik werden. Das heißt, wie bei semipermeabler Kleidung soll das Gute aus Deutschland zwar nach außen dringen können, uns zum Export und Reiseweltmeister machen. Aber das Krisenhafte und Klamme soll bitteschön draußen bleiben." Auch die Deutschen merken mittlerweile, dass sie sich nicht abschotten können, sagt der Psychologe Stephan Grünewald: "Das weckt Ängste. Wenn man das an Angela Merkel festmacht, sie war lange die Schutzheilige der Heimat, ihre berühmte Raute war ein Sinnbild für eine fürsorgliche Umhegung der Republik. Jetzt hat sie die Raute geöffnet, ihre Arme ausgebreitet. Und an der Stelle fragen sich die Kinder, wen liebt Mutter Merkel eigentlich? Die eigenen Kinder oder die fremdem Kinder?"
    "Freiheit ist die einzige, die fehlt…"
    "Keine Freude, an Weihnachten zu denken"
    "So eine Chorgemeinschaft hat natürlich auch eine gewisse Grundlage, was Harmonie heißt. Und diese Harmonie in dem Chor wird natürlich auch nach außen gestrahlt. Und was die Toleranz untereinander betrifft, und wenn wir jetzt das mal weitertragen, der Toleranz den Menschen gegenüber, dann sind wir ganz schnell bei der sogenannten Willkommenskultur, die jetzt das große Wort ist in Deutschland. Und da spiegelt sich ja auch in dieser Harmonie in Deutschland wieder, dass wir sehr aufgeschlossen sind gegenüber den Flüchtlingen, die jetzt kommen. Natürlich gibt es da viele Ressentiments und viele Menschen, die dagegen sind, dass mittlerweile zum Ende des Jahres eine Million Flüchtlinge hier auf der Matte stehen. Aber, wir müssen uns eben auch außerhalb Deutschlands damit abfinden, dass Deutschland nicht wie früher war. Nur wir. Und die anderen nicht."
    "Von der Webseite des Soester Dokumentationszentrums in der ehemaligen Adam-Kaserne:"
    "Die Flüchtlinge und Vertriebenen gelangen im Mai 1946 über das Hauptdurchgangslager Siegen-Wellersberg nach Soest. Wer keinen Wohnraum in der stark zerstörten Stadt bekommen kann, findet Unterkunft im O-Lager, dem ehemaligen Kriegsgefangenenlager Oflag VI A. Das Lager ist inzwischen in einem erbärmlichen Zustand. Teilweise fehlen Türen und Fenster, Mobiliar ist nicht vorhanden. Man schläft auf dem Boden auf einer Schicht Stroh. Über Wäscheleinen gehängte Tücher und Decken trennen die einzelnen Wohnstätten provisorisch voneinander ab."
    "Was ich überhaupt nicht vergesse, dass wir '46 schon von einer Soester Familie zur Weihnachtsfeier eingeladen wurden."
    Die Frau hat Kaffee gebracht, ihrem Mann Tee und ein Tellerchen mit Weihnachtsgebäck neben das Fotoalbum gestellt. Dazu: eine Erinnerung – fast 70 Jahre alt.
    "Das war also für uns also schon, dass wir hier Schokolade, Bonbon und so was geschenkt kriegten, das war für uns ein Wunder. Wobei wir als Kinder diese Weihnachten dann anders empfunden haben wie unsere Großeltern, die sehr traurig waren, dass sie ihre Heimat verloren hatten. Da war überhaupt keine Freude, an Weihnachten zu denken."
    "Frage 271: Was ist in Deutschland ein Brauch zu Weihnachten? A: Bunte Eier verstecken? B: Einen Tannenbaum schmücken? C: Sich mit Masken und Kostümen verkleiden? D: Kürbisse vor die Tür stellen?"
    Jeder, der hier arbeitet, trägt zu unserem Wohlstand bei
    "Man wusste, von den Ostvertriebenen etwa 14 Millionen, die hierherkommen, als die ehemalige DDR die Grenze fiel, da waren 17 Millionen in der DDR, da wusste man, es müssen 17 Millionen versorgt werden. Aber die heutigen Flüchtlinge, die kommen zu so hohen Zahlen an, und es ist kein Wink abzusehen, wie viele noch kommen. Das ist nicht eingegrenzt. Und daher ist es so schwierig überhaupt zu sagen, wo bringen wir und wo können wir unterbringen. Ich sehe das ein bisschen bedenklich, dass wir das schaffen können, bei aller Liebe, auch wenn wir genug sozial gerüstet sind. Irgendwo ist auch eine Grenze."
    "Im Grundsatz bin ich für jeden, der nach hier kommt, arbeitet, jeder Ausländer, der reinkommt, arbeitet hier und trägt zu unserem Wohlstand weiter bei, stehe ich voll hinter. Egal, welche Nationalität." In der rheinischen Dorfkneipe hat sich der Wirt zu seinen Gästen an den Tresen gestellt. "Heute haben wir Flüchtlinge, die aus Kriegsgebieten kommen, das muss man akzeptieren, dann ist das in Ordnung. Aber jeder Wirtschaftsflüchtling, der hier rüberkommt, der gehört für mich hier nicht hin. Die sollen erst mal gucken, wenn sie die Mentalität der Deutschen hätten, wären sie in der Lage, in ihrem Land etwas zu bewegen. Aber leider haben sie eine andere Mentalität. Ich will nicht sagen, dass die faul sind, möchte ich nicht sagen, aber viele sind auch nicht so geschult wie wir, weil in vielen Ländern die Schulsysteme anders sind. Deshalb haben die es sehr schwer, auf ein Level zu kommen, wie wir hier sind."
    Gastarbeiter aus Jugoslawien auf einem Bahnsteig des Frankfurter Hauptbahnhofs am 15.12.1972.
    Gastarbeiter aus Jugoslawien 1972. (pa/dpa/UPI)
    "Also, wenn wir unsere Ausgangsüberlegung noch mal aufgreifen, wir haben keine feste Identität. Identität ist ein Schutzmantel, der die Unruhe quasi bändigt. Wir können unsere Unruhe fassen, indem wir die Welt unter feste Bedingungen stellen. Also, das Beamtliche, der TÜV, die DIN-Normen, die Bürokratie, die sicheren Fahrpläne, das ist ganz, ganz wichtig. Berechenbarkeit und Verlässlichkeit ist ein Bollwerk gegen unsere eigene Unruhe."
    "Integration heißt nicht, die eigenen Wurzeln aufzugeben"
    "Der Test 'Leben in Deutschland', Frage 279: In den meisten Mietshäusern in Deutschland gibt es eine Hausordnung. Was steht in einer solchen Hausordnung? Sie nennt… A: Regeln für die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel? B: alle und Mieter und Mieterinnen im Haus? C: Regeln, an die sich alle Bewohner und Bewohnerinnen halten müssen? D: Die Adresse des nächsten Ordnungsamtes?"
    "Die Addition von Vielfalt und die Addition von Kulturen, ein wertneutrales Multikulti ergibt noch lange nicht von selbst eine gelingende zusammenhaltende Gesellschaft." Julia Klöckner, stellvertretende CDU-Vorsitzende. Nächstes Jahr will sie Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz werden. "Deshalb braucht es Werte, deshalb braucht es Leitplanken, nach denen sich alle richten müssen, und deshalb sind Spielregeln sehr, sehr wichtig."
    "Integration heißt nicht, dass man plötzlich seine ganzen Wurzeln und alles, was man vorher gelebt hat und erfahren hat plötzlich aufgibt, weil man sich integrieren muss und so sein muss wie die anderen." Claudia D’Avino. Geboren in Deutschland als Tochter italienischer Eltern. Unabdingbar, sagt sie, ist natürlich der Respekt vor dem gegenüber. Egal ob Mann oder Frau, homo- oder heterosexuell. Ob das aber eins zu eins mit Integration gleichzusetzen ist?
    "Wenn Regeln wichtig sind, dann ist es natürlich auch wichtig, diese Regeln als verbindlich zu erklären. Und ich glaube, die Integration kann nur gelingen, wenn wir in einen Selbstvergewisserungsprozess kommen, wenn wir selber unsere Werte und Regeln als richtig anerkennen, wenn wir sie hochhalten, wenn wir uns klarmachen, wie toll unsere Freiheit ist, die wir erkämpft haben. Erst dann, wenn wir selber hinter unseren Werten und Regeln stehen, wird es gelingen, andere auch davon zu überzeugen."
    "Nie wieder anders. Super Männer, das war wirklich super."