Taylor Swifts „Folklore“

Eskapismus statt klare Worte

06:34 Minuten
Die Musikerin Taylor Swift: Miss Americana
Nichts ist poppig an Taylor Swifts neuem Album "Folklore", kritisiert unsere Rezensentin. © dpa / Everett Collection / Netflix
Jenni Zylka im Gespräch mit Vivian Perkovic · 24.07.2020
Audio herunterladen
Am Vortag auf Instagram angekündigt und kaum ein paar Stunden später ist das neue Taylor Swift Album schon draußen. Musikkritikerin Jenni Zylka hat es gehört und findet: Viel zu farblos, viel zu unpolitisch.
Passend zum Titel "Folklore" klingt das neue Album von Taylor Swift "ruhig, fast melancholisch mit viel Gitarre und Klavier", sagt Jenni Zylka, dazu die harmonischen Gesänge von Taylor Swift: "Nichts ist poppig oder boomt oder ist tanzbar". Stattdessen geht es im Album um das Innere des Popstars, der sich, wie Swift selbst sagt, im Lockdown in Geschichten und Fantasie geflüchtet habe, vor allem aber in ihre eigene Vergangenheit.

Kein Wort zu Corona

Die Texte behandeln dementsprechend "das romantische Ich und Du, Versäumnisse bei Teenagerfreundschaften, die Kindheit. Alles poptypisch auch recht vage, und trotz klanglicher Intimität auch recht unpersönlich, damit eben jeder und jede es interpretieren kann", sagt Kritikerin Jenni Zylka.
In das Stück "Peace" etwa lesen viele Fans einen Schwangerschaftswunsch der Künstlerin. Soundlich sei das Stück reduziert und damit typisch für die ganze Platte:
Für das Album hat Swift mit einigen anderen Künstlern zusammengearbeitet, wie Aaron Dessna von The National, Justin Vernon von Bon Iver oder Jack Antonoff von der Band Bleachers, das sei den Songs aber kaum anzuhören. Die Düsterheit von The National etwa fehle, findet Zylka. Einzige Ausnahme: Der Song "Mad Woman", der aber dennoch recht farblos bleibt.
Und obwohl Swift behauptet, der Corona-Lockdown habe sie zu dem Album inspiriert, fehlen für Zylka Bezüge zur politischen Situation, die bei Taylor Swift eigentlich durchaus keine Seltenheit mehr sind:
"Kein Wort über Corona oder die Coronapolitik ihres Landes oder wie die Krise zeigt, was alles falsch läuft in der Welt." Das sei zwar zeitlos, mache das Album aber auch flach und allgemeingültig, sagt Zylka: "Eskapismus statt klare Worte. Und das finde ich schade, weil mich eigentlich interessieren würde, welchen Einfluss diese Krise, diese Einsamkeit, die Veränderung der Gesellschaft auf sie persönlich hat."
Mehr zum Thema