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Hamburg
Eine Verwaltung macht auf Öko

In Hamburg sollen bei Einkäufen der städtischen Behörden ökologische Kriterien im Vordergrund stehen. Pro Jahr gibt die Hamburger Verwaltung 250 Millionen Euro für Kopierpapier, Klopapier, für Computer, Drucker oder den eigenen Fuhrpark aus. Eine Einkaufsmacht, die nun für nachhaltige Produkte eingesetzt werden soll. Doch es gibt auch Schwachstellen in dem neuen Einkaufsleitfaden.

Von Axel Schröder | 04.02.2016
    Büroregal mit verschiedenen Utensilien wie Laptops, Schreibmachine, Brille Kaffeetasse
    Behörden müssen in Hamburg künftig nachhaltige Produkte kaufen. (imago / Westend61)
    Die Hamburger Beamten müssen auf ein Stück Bequemlichkeit verzichten: Denn auf der sogenannten Negativliste des neuen Umweltleitfadens stehen auch Kaffeekapseln, die zwar schnell und unkompliziert einsetzbar sind, deren Öko-Bilanz Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan aber nicht überzeugt:
    "Das sind jetzt wirklich Produkte, wo das Kosten-Nutzen-Verhältnis in keinem Verhältnis zueinander steht und die insgesamt durch den extrem hohen Verpackungsanteil von Aluminium und Plastik auch extrem umweltunfreundlich sind. Das ist ein sehr gängiges Beispiel, was wir jetzt in Zukunft gar nicht mehr anschaffen."
    Und wer nach wie vor nicht auf Kaffee aus Plastikkapseln verzichten will, muss den in Zukunft aus eigener Tasche zahlen. Pro Jahr gibt die Hamburger Verwaltung 250 Millionen Euro für Kopierpapier, Klopapier, für Computer, Drucker oder den eigenen Fuhrpark aus. Viel Geld, viel Einkaufsmacht, die nun für ökologische, für nachhaltige Produkte eingesetzt werden soll. Und das kann für die Verwaltung, räumt Umweltsenator Jens Kerstan ein, in einigen Fällen zunächst teurer werden als bisher:
    "Wenn man jetzt auf LED-Lampen zum Beispiel umstellt, dann muss man am Anfang eine höhere Summe einsetzen, um sie zu kaufen. Die halten dann wesentlich länger, verbrauchen auch weniger Energie, sodass man in der Summe Geld einspart, auch wenn am Anfang die Anschaffung erst mal sehr teuer erscheint."
    Das Gleiche gilt bei der Anschaffung neuer Büroeinrichtungen. Die Hamburger Verwaltung soll in Zukunft langlebige, qualitativ höherwertige Schränke, Bürostühle, Telefone oder Kühlschränke einkaufen. Und im besten Fall sollen die sich, falls doch mal ein Defekt auftreten sollte, einfach reparieren lassen. Ein Beispiel dafür sind Laptops, bei denen sich einfach die Tastatur oder Gehäuseteile wechseln lassen. Neue Geräte müssten dann nicht angeschafft werden. Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des Bunds für Umwelt- und Naturschutz, begrüßt den auch den neuen Einkaufleitfaden:
    "Die Vorgaben, die wir da gesehen haben, orientieren sich wirklich am aktuellen Stand der Diskussion. Was Energieeinsparungen angeht, natürlich kommt Recycling-Material zum Einsatz - alles gut! Es gibt so ein paar Schwachstellen: Bei Waschmaschinen und Mobiltelefonen ist es nur eine Kann-Regelung. Da hat die Verwaltung ein bisschen mehr Spielraum. Ansonsten sind es sehr klare Vorgaben. Und das geht in die richtige Richtung."
    Kosten von bürokratischem Aufwand
    Klar ist, das die neue Einkaufsphilosophie auch zusätzlichen bürokratischen Aufwand bedeutet: Die Beamten, die für den Einkauf zuständig sind, bekommen Schulungen zum Thema. Und falls doch konventionelle Produkte mit schlechter Öko-Bilanz geordert werden, müssen die Einkäufer ihre Entscheidung schriftlich auf einem neu entwickelten Formblatt begründen. Welche Zusatzkosten durch diesen Mehraufwand entstehen, darüber gibt es in der Umweltbehörde keine Schätzungen. Im Rahmen der neuen Beschaffungsphilosophie soll auch erstmals geprüft werden, ob einzelne Bereiche der Verwaltung unbedingt eigene Dienstwagen brauchen oder ob nicht auch Carsharing-Dienste genutzt werden können.
    "Wir sind auch gerade dabei, für die Dienstfahrzeuge auch eine neue Richtlinie zu schaffen, um dort eben auch voran zu gehen und die Dieselfahrzeuge, die es jetzt zum Teil noch gibt, dann durch umweltfreundlichere Modelle, gerade in Bezug auf Stickoxid zu ersetzen."
    Und damit könnte man, so Jens Kerstan einen kleinen, aber natürlich längst nicht ausreichenden Beitrag leisten, um die chronisch überschrittenen Stickoxid-Werte an Hamburgs Hauptverkehrsstraßen zu senken.