Tanztheater Wuppertal

Erfolg für gekündigte Intendantin vor Gericht

Eine Frau mit langen lockigen Haaren blickt ernst ins Off der Kamera.
Adolphe Binder, ehemalige Intendantin des Wuppertaler Pina-Bausch-Tanztheaters, wehrt sich gegen ihre fristlose Kündigung. © dpa/Jana Bauch
Von Elisabeth Nehring · 13.12.2018
Lange hat sich der Streit zwischen dem Tanztheater Wuppertal und seiner ehemaligen Intendantin Adolphe Binder, Nachfolgerin von Pina Bausch, hingezogen. Nun hat das Arbeitsgericht in Wuppertal entschieden, dass ihre Kündigung nicht rechtskräftig ist.
Neun Jahre nach Pina Bauschs Tod wurde Adolphe Binder 2016 ans Tanztheater Wuppertal berufen, um als Intendantin ein neues Profil für die Company zu erarbeiten. Unter ihrer Leitung hatten die Tänzer in diesem Jahr erstmalig zwei abendfüllende Uraufführungen anderer Choreografen herausgebracht. Im Juli 2018 beschloss der Beirat des Theaters, Adolphe Binder fristlos zu kündigen. Die Gründe: ein ‚zerrüttetes Verhältnis zwischen Frau Binder und der Geschäftsführung sowie mehreren leitenden Angestellten des Tanztheaters Wuppertal’ und das ‚Fehlen eines umsetzbaren Spielplans für die nächste Spielzeit’. Adolphe Binder hatte dagegen geklagt. Heute hat das Arbeitsgericht in Wuppertal entschieden, dass die Kündigung nicht rechtskräftig ist. Richter Carsten Gironda konnte keine Verletzung der vertraglichen Pflichten der Intendantin feststellen; alle Gründe für die fristlose Kündigung wurden vom Gericht nicht anerkannt.

Behauptungen gezielt an die Presse gegeben

Tanzkritikerin Elisabeth Nehring macht darauf aufmerksam, dass im Vorfeld der fristlosen Kündigung in verschiedenen Medien Behauptungen in die Welt gesetzt wurden, die die Intendantin öffentlich demontieren sollten. Mobbing sei dabei das Geringste gewesen, was Adolphe Binder vorgeworfen worden war. Die Geschichte hätte allerdings eine pikante Wendung bekommen, als sich herausstellte: ein Aktenvermerk mit höchst internen Inhalten, den die Geschäftsführung angelegt hatte, um die angeblichen Verfehlungen Adolphe Binders zu dokumentieren, war gezielt an ausgesuchte Pressevertreter weitergegeben – und von einigen offenbar auch für die vernichtenden Berichterstattungen genutzt worden. Wegen Verrats von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen hat die Staatsanwaltschaft Wuppertal inzwischen ein Ermittlungsverfahren gegen den PR-Berater Ulrich Bieger eingeleitet, der auch für die Stadt Wuppertal tätig war. (*)

Derzeit zwei Intendantinnen?

Die Verantwortlichen des Tanztheater Wuppertals haben heute angekündigt, gegen das Urteil in Berufung zu gehen. Die bereits im November eingesetzten neue künstlerische Leiterin Bettina Wagner-Bergelt will allerdings morgen den Spielplan für die restliche Spielzeit vorstellen – das Tanztheater hat, wie es aussieht, derzeit "zwei" Intendantinnen. Was aus dem Tanztheater Wuppertal wird, bleibt also spannend. Das Urteil des Gerichts heute habe auch gezeigt, so Elisabeth Nehring, dass es wichtig sei, die Vorgänge rund um das Tanztheater Wuppertal sowie die Rolle, die die Wuppertaler Lokalpolitik darin spielt, weiterhin gut zu beobachten.
(*) Redaktioneller Hinweis: Das Verfahren gegen Ulrich Bieger wegen Geheimnisverrats wurde von der Staatsanwaltschaft inzwischen eingestellt. Es habe gar kein Geheimnis gegeben, so die Begründung.
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