Tanz im August

Bewegung, Unterhaltung, Punk

Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Einer der frühen Höhepunkte des diesjährigen Festivals war das Tanzstück "animal/vegetable/mineral" des Briten Michael Clark © picture alliance / ZB / Claudia Esch-Kenkel
Von Elisabeth Nehring · 19.08.2014
Der Brite Michael Clark, seit 30 Jahren als "Revoluzzer" des klassischen Balletts bekannt, sorgt beim Tanzfestival "Tanz im August" in Berlin für einen ersten Höhepunkt. Bei ihm wird Punk Design.
Die 26. Ausgabe des Internationalen Tanzfestivals Tanz im August in Berlin steht unter einer neuen Leitung. Die Finnin Virve Sutinen, die bereits am "danshus" in Stockholm und im zeitgenössischen Museum "Kiasma" in Helsinki Tanzprogramme kuratierte, zeichnet für die Präsentation von Tanz im August in diesem und nächstem Jahr verantwortlich.
Einer der frühen Höhepunkte der diesjährigen Ausgabe war das von der britischen Presse hoch gelobte Tanzstück "animal/vegetable/mineral" des Briten Michael Clark, der seit 30 Jahren als "Revoluzzer" des klassischen Balletts gilt. Als ehemaliger Balletttänzer hat sich Clark stets und vor allem an der Ballettästhetik und Balletttechnik abgearbeitet, an dem rigiden System des klassischen Balletts, dessen Sprache und Methodik er brechen, sie mit Gegensätzen kreuzen will.
Punk wird Design
Seit den 80er-Jahren arbeitet er so und das tut er - in Variation - heute noch, doch ist er dabei "braver" geworden. Zwar gibt es unter anderem immer noch Punkmusik auf der Bühne, aber keine nackten Hintern mehr, mit denen er vor 20 Jahre das Publikum geschockt hat, sondern asexuelle Ganzkörperkostüme in verschiedensten Ausgaben.
Punk wird Design - so könnte man Clarks Entwicklung bezeichnen - angesichts seiner polystilistischen Schaufensterpuppen- und Automatenästhetik, deren Bewegungskanon vom postmodern und neoklassischen Tanz inspiriert ist. Doch wirklich überzeugen kann Michael Clark damit nicht mehr - vergleicht man seine Arbeit mit der von Kollegen wie Wayne McGegor oder William Forsythe, hat man eher den Eindruck, Clark sei irgendwo in den 80er-Jahren stehen geblieben.
In ihrer kurzen und sehr sympathischen Eröffnungsrede hat Leiterin Virve Sutinen "Ja" gesagt - zu den 80ern, zu Bewegung, Unterhaltung, Politik, Humor, Brillanz, Punk ... Die Liste war lang und machte deutlich, dass sich Sutinen in ihrer Programmgestaltung auf keinen Stil und keine Ausrichtung festlegen lassen wird.
Spannung in den nächsten Tagen
Gespannt sein darf man auf die nächsten Tage, jene von ihr eingeladene Gruppen, die Berlin bislang noch nicht gesehen hat, die aber nicht mehr unter das Label "junge Talente" fallen, wie das "Big Dance Theatre" aus New York und "La Veronal" aus Spanien. Das hat bisher noch keine der vorangegangenen 25. Tanz im August-Ausgaben geschafft: die Entdeckung etablierter Künstler. Also auf ins Theater!