Susanne Gaschke über die SPD

Abgehoben und selbstbezogen

Fahnen der SPD wehen im Wind
Von politischem Aufwind können die Sozialdemokraten derzeit nur träumen. © Hannibal/dpa
Susanne Gaschke im Gespräch mit Florian Felix Weyh · 10.06.2017
In ihrem Buch rechnet die frühere Kieler Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke (SPD) mit ihrer Partei ab: Dort gebe es eine "irre Konzentration an Langzeitstudenten, Frührentnern und schlechten Rechtsanwälten". Der Wählerwille interessiere diese Funktionäre nicht.
Ralf Stegner hat ihr vor kurzem erst den Parteiaustritt nahegelegt. Wer so unter seiner Partei leide, solle sich doch besser davon befreien, hatte der SPD-Vize seiner Genossin Susanne Gaschke geraten. Die Journalistin und ehemalige Kieler Oberbürgermeisterin spart nämlich nicht mit Kritik an ihrer Partei. Nun hat sie ein Buch darüber geschrieben "SPD: Eine Partei zwischen Burnout und Euphorie".

Paradies für "Zeitreiche"

Es sei leider so, dass sich die SPD-Funktionäre immer auf einen linken und selbstbezüglichen Kurs festlegten und gar nicht so sehr dafür interessierten, was ihre Wählerinnen und Wähler eigentlich wollten, so Gaschke. Ein Grund dafür seien die Personalrekrutierungsprobleme der Partei. Deshalb machten viele "Zeitreiche" mit, "die sechsstündige Sitzungen gut absitzen können". Für Leute, die aktiv im Beruf stünden, komme das kaum in Frage.
Susanne Gaschke
Susanne Gaschke© Deutschlandradio/Jessica Sturmberg
Gaschke: "Das heißt, sie haben eine irre Konzentration an Langzeitstudenten, Frührentnern, schlechten Rechtsanwälten, die in ihren Kanzleien nicht so dringend gebraucht werden. Und man radikalisiert sich untereinander. Wenn die Gefahr gar nicht mehr so groß ist, dass ich an die Macht komme, dann kann ich natürlich ganz irre, radikale Positionen der reinen Lehre einnehmen."

Sorge um die SPD

Bei aller Kritik an der Partei: Wer sich ernsthaft auf den Text einlasse, werde merken, dass er mit großer Loyalität geschrieben sei, sagt Gaschke. "Ich schreibe nicht, um die SPD kaputt zu machen. Ich schreibe, weil ich mir Sorgen um die SPD mache und weil ich glaube, dass sich sehr viel ändern muss und dass wir eine kritische interne Diskussion brauchen, wenn die Dinge wieder besser werden sollen. Denn so kann es ja nicht weitergehen."
Sie habe den Eindruck, die Partei versuche fast panisch ihre Positionen anzupassen, wenn sich damit eine Möglichkeit auf Regierungsbeteiligung ergäbe. So hätten die Sozialdemokraten im Saarland gleich das erste "window of opportunity" genutzt und auf Rot-Rot-Grün gesetzt, "obwohl man weiß, das wollen die eigenen Wähler gar nicht so gerne haben".

Susanne Gaschke: "SPD: eine Partei zwischen Burnout und Euphorie"
DVA, 176 Seiten, 17,99 Euro
Erscheint am 13.6.2017

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