Sünde, Sühne & Vergebung

Ist Täuschen eine Sünde?

Ein gesprayter Schriftzug auf einer Wand: "Mal ehrlich"
Ein gesprayter Schriftzug auf einer Wand: "Ganz ehrlich?" © imago / Chromorange
Von Uwe Golz · 02.04.2018
Wissenschaftler haben festgestellt, Lügen sind das Fundament der Gesellschaft. Ist Lügen also keine Sünde, müssen wir kein schlechtes Gewissen haben, brauchen nicht um Verzeihung bitten? Kinder müssen das Lügen erst lernen, dann aber macht es ihr Leben leichter.
Listig und mit Täuschung verführte die biblische Schlange Eva dazu den Apfel vom Baum der Erkenntnis zu essen, diese wiederum verführte Adam davon zu kosten – nach christlichem Glauben die Erbsünde der Menschheit, bestraft durch die Vertreibung aus dem Paradies und erst durch Jesus Tod vergeben. Auch im Islam gibt es diesen Vorfall, hier verführt Satan die beiden zur Kostprobe. Aber Gott vergibt dem Paar, sie müssen zwar auch das Paradies verlassen, aber ohne Erbsünde.

Notlügen erleichtern manchmal das Leben

Wir Menschen haben es schwer. Sündiges verfolgt uns auf Schritt und Tritt. Notlügen erleichtern manchmal das Leben, jedenfalls solange bis nach erwischt wird, dann wird es noch schwerer als zuvor. Katholische Christen leben vom Zeitpunkt ihrer Geburt mit den sieben Todsünden. Wie ein Damoklesschwert hängen Hochmut, Geiz, Wollust, Jähzorn, Völlerei, Neid und Faulheit über ihren Köpfen. Kein Grund sich als Nicht-Katholik darüber lächerlich zu machen. Denn fast alle Religionen dieser Welt kennen die Sünde als das Vergehen gegen die Gebote welcher Gottheit auch immer. Für Muslime beispielsweise ist jedes Vergehen gegen Allahs Willen eine Sünde und in vielen Naturreligionen werden Opfer dargebracht um den beleidigten Gott oder die beleidigte Göttin wieder zu versöhnen.
Der deutsche Dichter Frank Wedekind schrieb in seinem Gedicht "Fegefeuer":
Hat die Welt doch nur Gesetze,
Daß man sie mit Füßen tritt.
Glücklich, wer geschickt und heiter
Über frische Gräber hopst.
Tanzend auf der Galgenleiter
Hat sich keiner noch gemopst.

Kann denn Liebe Sünde sein?

Die Moral von der Geschicht'? Es gibt keine! Sühne und Vergebung kann uns weiterhelfen, die gesellschaftliche Moral nicht anzuerkennen, macht uns zu Außenseitern und damit einsam. Und dann einiger Psychologen wissen wir heute, Lügen hilft die Gesellschaft zusammenzuhalten – solange man nicht bei der Lüge erwischt wird. Wer hat noch nicht aus Höflichkeit gelogen, sich noch nie besser gemacht als er ist und wer wurde noch nie bei einer Lüge erwischt?
Kann denn Liebe Sünde sein, sang Zarah Leander einst, heute wissen wir, sie kann – in bestimmten Fällen. Gerade in Sachen Liebe ist der Sündenfall schnell erreicht und dann helfen nur noch Sühne und Vergebung – wenn man Glück hat.
Letztlich ist Sünde, Sühne und Vergebung eine Frage der Moral. George Büchner lässt seinen Woyzeck sagen: "Moral ist, wenn man moralisch ist." Der Schöpfer von "Alice im Wunderland", Lewis Carroll, hätte darauf erwidert: "Alles hat eine Moral, wenn man sie nur finden kann". Und der russische Revolutionär Lenin erkannt: "In der Politik gibt es keine Moral, nur Zweckmäßigkeit". Also alles eine Frage des Blickwinkels.

Rätsel 1

Hermann Hesse schrieb die von Katharina Thalbach gelesenen Zeilen.

Rätsel 2

Das von Maximillian Schell gelesene Testament schrieb Ludwig van Betthoven.
Rätsel 3
Der gesuchte Filmtitel lautet "Sin City".

Rätsel 4

Gefragt war Johnny Depp. Er spielte die Rolle des Jack Sparrow.

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