Südtiroler Band Frei.Wild

Ein einfaches Identitätsangebot

Die Band Frei.Wild freut sich am 7. April 2016 in Berlin über die Auszeichnung in der Kategorie "Rock/Alternative National".
Die Band Frei.Wild freut sich am 7. April 2016 in Berlin über die Auszeichnung in der Kategorie "Rock/Alternative National". © picture alliance / dpa / Jens Kalaene
Thorsten Hindrichs im Gespräch mit Andreas Müller  · 11.04.2018
Eine Rechtsrock-Band sei Frei.Wild zwar nicht, aber problematisch seien ihre Botschaften allemal. Das sagt Thorsten Hindrichs, Experte für Jugendkulturen. Genau darin liege aber gleichzeitig der deutschlandweite Erfolg der Band.
Frei.Wild ist eine Deutschrock-Band aus der Gemeinde Brixen in Südtirol (Italien). Seit 2002 veröffentlicht die Gruppe Alben, im Jahr 2008 haben sie schließlich ihren Durchbruch, verkaufen massenhaft Platten und spielen in großen Hallen, auch in Deutschland. Auch das neue Album "Rivalen und Rebellen" ging sofort auf Platz eins der deutschen Charts. Dabei sind Frei.Wild immer wieder gut für Skandale. Kritiker halten sie für rechtsradikal.
Warum sind sie trotzdem so erfolgreich? "Frei.Wild machen ein Identitätsangebot", sagt Thorsten Hindrichs, der das Forschungsprojekt "Musik und Jugendkulturen" an der Uni Mainz leitet. "Für Menschen, die darum ringen, wo sie herkommen, wer sie sein wollen und wie das mit ihrer Identität bestellt ist - und da bieten Frei.Wild mit ihrem positiven Bezug auf ihr Heimatkonzept ein sehr einfaches Angebot an."

Die Band als Verstärker populistischer Haltungen

Heimat sei bei ihnen kein Sehnsuchtsort, sondern ein sehr konkreter Ort - Südtirol. "Und die Zugehörigkeit zu Heimat wird vor allem über Genealogie, also über Verwandtschaftsverhältnisse, bestimmt" - etwas, das Hindrichs bereits seit Jahren kritisiere.
Frei.Wild bediene dabei aber einen Mainstream. "Eher rechts einzuordnende Einstellungen und Haltungen sind bei bis zu 30 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung vorhanden und da ist Frei.Wild so etwas wie der musikalische Verstärker dieser Haltung." Eine Rechtsrock-Band sei Frei.Wild aber deshalb noch lange nicht: "Rechtsrock ist eine abgeschlossene Szene für sich, das sind extremistische Rechte, das ist qualitativ eine ganz andere Baustelle. Frei.Wild artikulieren rechtspopulistische Haltungen." Aus diesem Grund hält er auch nichts von der Neutralitätserklärung, die eine Politikerin in Bremen vorschlug und die Frei.Wild vor ihrem Konzert dort unterzeichen sollen.
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