Suche nach Kunsträubern von Berlin und Dresden

"Ich hätte zehn Millionen ausgelobt"

10:25 Minuten
Die 100 Kilogramm schwere Goldmünze "big maple leaf " im Bode-Museum in Berlin.
Die 100 Kilogramm schwere Goldmünze "Big Maple Leaf " wurde 2017 aus dem Berliner Bodemuseum gestohlen und ist seitdem verschollen. © dpa / picture alliance / Marcel Mettelsiefen
Willi Korte im Gespräch mit Vladimir Balzer · 17.11.2020
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Um die Diebstähle aus Bodemuseum und Grünem Gewölbe aufzuklären, hat die Polizei Razzien in Berlin durchgeführt. Kunstfahnder Willi Korte hätte sich auch ein Arrangement mit Lösegeld und einer Wiederbeschaffung der Kunstgegenstände vorstellen können.
Rund 1600 Polizisten waren am Dienstag im Berliner Stadtteil Neukölln im Einsatz, um die Einbrüche im Bodemuseum von 2017 und den Juwelenraub aus dem Dresdner Grünen Gewölbe vor rund einem Jahr aufzuklären. Drei Tatverdächtige aus dem arabischen Clanmilieu wurden dabei festgenommen.
Der Kunstfahnder Willi Korte sieht beide Einbrüche nicht als Kunst-, sondern als Gold- und Juwelenraub. Ein berühmtes Gemälde später zu Geld zu machen sei ungleich schwerer als bei Gold und Juwelen, sagt er: "Weil jeder natürlich das Bild sofort erkennt."
Der Kunstfahnder Willi Korte
Der Kunstfahnder Willi Korte glaubt nicht, dass die geraubten Juwelen aus dem Dresdner Grünen Gewölbe wieder auftauchen werden. © dpa / picture alliance / Matthias Balk
Der Verkauf herausgebrochener Edelsteine aus den Dresdner Schmuckstücken sei in Afrika, dem Mittleren Osten oder Osteuropa vergleichsweise einfach, meint der Experte. "Ich habe ein paarmal mit dem Balkan zu tun gehabt. Da fragt niemand besonders nach, wenn Sie sich im Kaffeehaus mit ihren Abnehmern treffen und ein Säckchen voller Edelsteine haben."

Junge Täter mit Hintermännern

Laut Kortes Einschätzung kommen die Täter eindeutig aus dem kriminellen Milieu, es müsse zudem Hintermänner geben, die das Absetzen des Raubgutes vorbereitet hätten. "Es ist ja eine relativ junge Täterschaft. Das sieht man an denjenigen, die in Berlin verurteilt wurden und jetzt verhaftet wurden. Das sind Leute, wo zum Teil noch das Jugendstrafrecht zur Anwendung kommt."
Sowohl in Berlin als auch in Dresden seien die Einbrüche mangels besonderer Sicherungssysteme offensichtlich relativ einfach gewesen, so Korte. Man erkenne die Professionalität der Täter daran, dass diese mit den Räumlichkeiten bei den Einbrüchen bestens vertraut gewesen seien.

Eine Wiederbeschaffung ist unwahrscheinlich

Angesichts des Wertes der Kunstobjekte in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro habe er die ausgesetzte Belohnung als lächerlich empfunden, sagt Korte: "Ich hätte zehn Millionen ausgelobt, um den Herrschaften, die hinter dieser Geschichte stecken, zumindest die Möglichkeit zum Nachzudenken zu geben."
Dann, sagt Korte, hätte vielleicht auch ein Arrangement mit Lösegeld und einer Wiederbeschaffung der Kunstgegenstände eine Chance gehabt. Spuren im kriminellen Untergrund zu verfolgen sei schwierig, Fahndungserfolge seien selten: "Die Steine sind wahrscheinlich auf ewig verloren."
(mle)
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