Stuttgart-Sound aus der Liederhalle

25.11.2005
"Ein leidenschaftlicher Idealist, ein geborener Sozialist und Mann des Volkes!" Der Dirigent Roger Norrington über den Komponisten Ralph Vaughan Williams, über einen Freund im Geiste und beneidenswerten Individualisten, der zufälligerweise Engländer war. Norrington hat mit Sicherheit auch gefreut, dass der Komponist eine Vorliebe für Tweed und Sahnetörtchen hatte, fasziniert hat ihn, dass Vaughan Williams, von seinem sozialen Pflichtgefühl bewogen, Musik für alle schrieb.
"So die Themse entlang zu fahren, ist wie mit der Hand über die Buchseiten von England zu fahren...Zuerst kommen verwahrloste Strecken mit armseligen Wohnungen.. und am Nordufer die feine, lange Fassade schöner Häuser..."'

So steht es in dem Roman "Tono-Bungay" von H.G. Wells, der wie ein Leitfaden zur Komposition seiner Zweiten wurde. Ralph Vaughan Williams hat die Sinfonie "A London Symphony" überschrieben, hat mit den linksradikalen politischen Überzeugungen des Romanciers Wells offen sympathisiert und sie Musik werden lassen. Im Grunde genommen ist die 2. eine "sozialistische Sinfonie", denn sie strotzt nur so vor robusten, proletarischen Themen. Im ersten Satz wird der Glockensound von Westminster zitiert, ihm werden Anklänge an Lieder aus dem Varieté und blecherne Kirchenlider beigemischt. Im zweiten Satz finden wir uns in Bloomsbury wieder und das Scherzo klingt wie die keuchende Ziehharmonika der Londoner Straßenmusikanten. Das Finale dann - ein Schrei der Entrüstung über das Elend der Armen und Entrechteten.


Live aus dem Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle

Edward Elgar
"Cockaigne" - In London Town
Konzertouvertüre

Michael Tippett
Fantasia concertante on a Theme of Corelli
für Streichorchester

ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten


Ralph Vaughan Williams
"A London Symphony", 2. Sinfonie

Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Leitung: Roger Norrington