Stürmisch und lebensnah

Von Robert Nemecek · 28.09.2012
Von allen Komponisten des 19. Jahrhunderts ist Schubert zweifellos derjenige mit dem größten Faible für vierhändige Klaviermusik. Kein anderer großer Tonschöpfer seiner Zeit – Beethoven eingeschlossen – hat sich so konsequent und über eine so lange Zeitspanne diesem Genre gewidmet.
Das erste vierhändige Klavierstück komponierte Schubert mit dreizehn, das letzte im Alter von einunddreißig Jahren. Auch die stilistische Bandbreite ist ungewöhnlich groß. Sie reicht von kleinen Tänzen oder Märschen über umfangreiche Variationszyklen bis zu tiefgründigen Sonaten und Fantasien mit "himmlischen Längen", die Schuberts Wesen in seiner ganzen Größe und Tiefe offenbaren.

Der Komponist hat sie in erster Linie als Gebrauchsmusik für das häusliche Musizieren und gesellige Beisammensein im Freundeskreis geschrieben. Im Rahmen dieser "Schubertiaden" wurden Klavierstücke, Kammermusik sowie Lieder des Komponisten vorgetragen, und natürlich griff Schubert selbst immer wieder in die Tasten. Gut möglich, dass bei dieser Gelegenheit auch der Allegro-Satz in a-Moll erklungen ist, der unter dem Titel Lebensstürme einige Popularität erlangt hat. Der Titel stammt – wie so oft – nicht von Schubert, sondern vom Herausgeber. Aber er ist nicht schlecht gewählt. Immerhin kommt das akkordische Hauptthema reichlich stürmisch daher, und den weiteren Verlauf charakterisiert ein ständiges Auf und Ab – wie im richtigen Leben.


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