Studio 9 - Der Tag mit Caroline Fetscher

Warum Martin Schulz durchaus Inhalte hat

Zu Gast in "Studio 9": Caroline Fetscher
Zu Gast in "Studio 9": Caroline Fetscher © Deutschlandradio / Manfred Hilling
Moderation: Anke Schaefer · 15.05.2017
Von Anfang an habe Martin Schulz Angst gehabt, als "Mann aus Brüssel" zu gelten, meint Caroline Fetscher. Und was hat er jetzt davon? Dass man ihn immer "den Mann aus Würselen" nenne. Außerdem in der Sendung: Präsident Macron bei der Kanzlerin und Konsequenzen des Cyberangriffs.
"Inhaltliche Unschärfe" - dem populären Vorwurf vieler Medien gegen SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz will sich die Tagesspiegel-Journalistin Caroline Fetscher nicht restlos anschließen.
"Ich denke, es sind schon ansatzweise Inhalte da", sagte Fetscher im Deutschlandfunk Kultur und verwies auf das Thema kostenfreie Bildung von der Kita an. Außenpolitisch habe sich Schulz dagegen mit Inhalten bisher sehr zurückgehalten, räumte sie ein.

"Der Mann aus Würselen" - da johlt der Saal

"Ich denke, dass er von Beginn an Angst hatte, man sieht ihn als den Mann aus Brüssel", vermutete Fetscher. "Was er jetzt davon hat (...), ist, dass man ihn immer den Mann aus Würselen nennt, und das auch etwas herabsetzend." So sei in Comedy und Kabarett "der Mann aus Würselen" inzwischen ein Running Gag. "Da braucht man das bloß zu sagen, da johlt schon der Saal."
Zum Wahldebakel für die SPD in Nordrhein-Westfalen haben nach Ansicht Fetschers eine Reihe strategischer Fehler beigetragen. So sei es "wirklich nicht klug" von Hannelore Kraft gewesen, die Bundes-SPD nicht stärker in den Landtagswahlkampf einzubinden.
Denn die SPD, ob im Bund oder in den Ländern, werde als eine Gesamt-SPD wahrgenommen. Und wenn mit Martin Schulz ein neuer Kandidat da sei: "Den will man auch sehen, davon will man auch was haben."

"Wunderkind" Macron: "ein Geschenk für Europa"

Außerdem der Sendung: Der französische Präsident Macron auf Staatsbesuch in Deutschland. An Macron knüpft Fetscher große Hoffnungen.
"Herr Macron ist im Grunde ein Mirakel, ein Wunder", sagte sie. "Die ganze Parteienlandschaft Frankreichs hat sich aufgelöst, und da kommt jemand aus dem Nichts. Also ein Wunderkind im wirklichen Wortsinn und sagt: ich mache hier - en marche - etwas ganz Neues, eine Bewegung, keine Partei. Das ist ein Geschenk für Europa!"

Caroline Fetscher ist seit 1997 Autorin des Tagesspiegel. Sie studierte Literaturwissenschaft und Psychologie. Zu ihren Themen gehören gesellschaftliche Debatten in den Bereichen Kultur und Politik, insbesondere Menschenrechte und Kinderschutz.