Studie zum vermeintlichen CSI-Effekt

Sind Krimigucker die besseren Verbrecher?

Szenefoto aus "CSI:NY" mit Schauspieler Gary Sinise als Mac Taylor und Melina Kanakaredes als seine Partnerin Stella Bonasera
Szene aus der forensischen Serie "CSI:NY": Kein Lerneffekt © picture alliance / dpa / CBS / Ron Jaffe
Andreas Baranowski im Gespräch mit Liane von Billerbeck und Hans-Joachim Wiese · 03.01.2018
Schulen Krimis und TV-Serien Verbrecher beim Verschleiern ihrer Taten? Der Psychologe Andreas Baranowski ist der Frage, ob die genreprägende Serie "CSI" und ihre Pendants das Verbrechen auf eine neue Ebene heben, wissenschaftlich nachgegangen.
Seit es Krimis, insbesondere seit es forensische Serien gibt, blüht die Vermutung, Zuschauer könnten zu tiefe Einblicke in Ermittlungstechniken bekommen und so auch besser Verbrechen verschleiern. Ob es einen solchen "CSI-Effekt" wirklich gibt, hat Andreas Baranowski untersucht. Er ist zu dem Schluss gekommen, das Serien wie "CSI" die Arbeit der Ermittler im echten Leben nicht erschweren:
"Nur weil man solche Serien guckt, wird man nicht automatisch ein besserer Verbrecher."

These vom "CSI-Effekt" stand im Raum

Der Psychologe sagt, die Behauptung habe eben im Raum gestanden, dass "CSI" einen so massiven Einfluss habe, dass sich sogar Verbrechensraten und Aufklärungsraten verändert hätten. "CSI" ist die Abkürzung des englischen Fachbegriffs Crime Scene Investigation – also Ermittlung am Tatort – und zugleich der Titel der bekanntesten Serie dieses Genres der forensischen Serien.
Die Auswertung von Statistiken von Ermittlungsbehörden wie Bundeskriminalamtes (BKA) und des amerikanischen FBI habe aber keinen Effekt ergeben, berichtet Baranowski.
Die nächste Behauptung, die er mit seinen Kollegen untersucht hat, lautete, dass sich Verbrecher solche Serien gewissermaßen zur beruflichen Weiterbildung anschauen würden. Aber auch hier war der Befund negativ: Die Verbrecher hätten gesagt, dass für sie die beste Informationsquelle immer noch andere Verbrecher seien.
Im letzten Schritt ihrer Studie ließen Baranowski und seine Kollegen, erst Studenten, dann Allgemeinbevölkerung, Verbrechen nachspielen: Das Delikt war dabei schon begangen, die Probanden sollten es vertuschen, indem sie den Tatort reinigen.
"Entgegen der Annahme, die wir am Anfang auch selbst hatten, haben wir nicht gefunden, dass CSI-Konsumenten oder Konsumenten solcher forensischen Serien besser sind – obwohl sie von sich deutlich überzeugter waren."

Unterschied zwischen den Geschlechtern

Zwischen den Geschlechtern gibt es allerdings einen Unterschied, erklärt Baranowski:
"Junge, gebildete Männer aus technischen Berufen schneiden gut ab."
Aber auch da müsse man wieder einschränkend anmerken, es seien eben auch vor allem Männer in technischen Berufen tätig, erklärt Baranowski.
"Ob jetzt das Geschlecht oder der technische Beruf ausschlaggebend ist, können wir durch diese Studie immer noch nicht abschließend sagen."
(mf)

Baranowski, A. M., Burkhard, A., Czernik, E., & Hecht, H.: The CSI-Education Effect: Do Potential Criminals Benefit from Forensic TV Series? International Journal of Law, Crime and Justice.

Mehr zum Thema