Studie zu Arbeit im Homeoffice

Das Private mischt sich stärker ins Berufliche – und umgekehrt

Symbolfoto: Geschäftsmann mit Baby im Arm im Homeoffice
Vater mit Kind im Home Office © imago stock&people
Oliver Stettes im Gespräch mit Axel Rahmlow · 28.09.2018
Zuhause statt in der Firma arbeiten – das hört sich verlockend an. Oliver Stettes hat räumlich und zeitlich flexibles Arbeiten erforscht: Das sei weder gut noch schlecht an sich, aber in jedem Fall anders. Es müsse zu den Bedürfnissen passen, damit es ein Erfolg werde.
Die Digitalisierung hat es möglich gemacht, dass immer mehr Menschen für ihre Arbeit nicht dauerhaft im Büro sein müssen. Per Home Office lässt sich in vielen Berufen die Arbeit auch von zu Hause erledigen. Arbeitszeit, Arbeitsort, alles ist flexibler geworden und im besten Fall hilft es zum Beispiel Familien dabei, Arbeit und Kinder besser vereinbaren zu können. Es kann aber auch anders kommen.
Eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft kommt jetzt zu dem Schluss: Die Flexibilität belastet vor allem mobile Computerarbeiter. Das sind in der Definition der Studie Arbeitnehmer, die mehrmals im Monat außerhalb des Betriebes arbeiten und mindestens 25 Prozent ihrer Arbeitszeit am PC, Laptop oder Smartphone verbringen.

Andere Begleiterscheinungen

Zwei Drittel dieser mobilen Computerarbeiter in Deutschland und sogar drei Viertel dieser Beschäftigten in der Europäischen Union haben meistens oder immer das Gefühl, dass ihre Arbeit sie davon abhält, ihrer Familie so viel Zeit zu widmen, wie sie es wollten.
Oliver Stettes ist Leiter des Kompetenzfelds Arbeitsmarkt und Arbeitswelt am IW und hat die Studie durchgeführt. Er sagt, man könne auf der Grundlage der Studie nicht sagen, dass Homeoffice oder andere räumlich und zeitlich mobile Arbeit nicht klappten. Denn auch Menschen, die im Büro arbeiteten, wollten mitunter mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen – aber auch die müssten ihrem Arbeitgeber eine bestimmte Anzahl von Stunden ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen.
Stettes sagt, die Arbeit im Homeoffice bringe andere Begleiterscheinungen mit als die im Büro. Damit müsse man umgehen – oder sich gegen diese Art der Arbeitsorganisation entscheiden. Im Home Office könne der einzelne viel souveräner über seinen Tagesablauf entscheiden, zugleich vermischten sich aber auch private und berufliche Sphäre stärker als bei der Arbeit im Firmenbüro.

Die andere Seite der Medaille

"Ob ich das als eine Belastung empfinde, sei mal dahingestellt", sagt Stettes. "Denn die meisten Menschen empfinden diese Möglichkeit erstmal als eine Befreiung, weil sich die Vereinbarkeitsbedürfnisse leichter befriedigen lassen. Aber ich nehme eben in Kauf, dass sich das Private in das Berufliche einmischen kann und umgekehrt. Das ist einfach die andere Seite der Medaille."
Man müsse sich im Klaren sein, was man will – dann könne mobiles Arbeiten eine Erfolgsgeschichte sein. Stettes sagt, ein Allheilmittel für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei es nicht.
(mf)
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