Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

Australische Alt-Metal-Band Twelve Foot Ninja
Tödliches Stakkato und alberne Perücken

Lange war die Band Twelve Foot Ninja nur in ihrer Heimat Australien bekannt, doch ihr Name wird zunehmend auch in Europa und den USA geflüstert oder besser: gegen den lauten Alternative Metal angebrüllt. Nun erscheint das dritte Album des so vehement gehandelten Geheimtipps.

Von Kai Löffler | 13.06.2021
    Vier Männer in dunkler Kleidung stehen vor einer gelben Wand und blicken in die Kamera.
    Hinter dem Bandnamen steht ein Konzept, begleitend zur Musik gibt es einen Comic, der die Legende des „Twelve Foot Ninja” erzählt. (Kane Hibberd )
    Musik: "Manufacture of Consent (Acoustic Instrumental)"
    Musik: "Coming for You"
    "Coming for You", der erste Song auf dem Debütalbum der Australier Twelve Foot Ninja. Die Band spielt rhythmisch komplexen Metal mit unterschiedlichen Einflüssen anderer Genres, hier ein bisschen Funk und Disco. Der de-facto Kopf der Band Gitarrist Steve MacKay, genannt "Stevic" hat das Projekt im Jahr 2008 ins Leben gerufen - nach dem abrupten und tragischen Ende seiner Band Flow.
    Steve MacKay: "Der Sänger war eine Art musikalischer Bruder für mich, wir haben zusammen Musikproduktion gelernt, und eigentlich alles gemeinsam gemacht. Dann ist er mit 27 bei einem Motorradunfall gestorben; ich war damals 23. Und ich wusste damals nicht, wie ich noch einmal ganz von vorne anfangen sollte, ohne Band, ohne Plattenvertrag, die ganze Reise. Aber meine damalige Freundin hat gesagt, du musst weitermachen. Ich hab also beschlossen, es nochmal zu versuchen, aber diesmal mit einem richtigen Konzept. Und dann hab ich ein ganzes Jahr mit der Planung für Twelve Foot Ninja verbracht. Das war so um 2006."
    Autor: Benannt ist die Band nach dem Protagonisten einer Geschichte, die Steve Mackay dazu geschrieben hat: Der Assassine Kiyoshi hat die Fähigkeit, seinen Körper auf eine beeindruckende Größe von zwölf Fuß, also gut dreieinhalb Meter zu strecken. Die Songtexte des Debütalbums "Silent Machine" erzählen Kiyoshis Geschichte; dazu erschien seinerzeit außerdem einem Comic, auch geschrieben von MacKay. Die Geschichte hat mythische Dimensionen und folgt dem Monomythos, auch bekannt als "Heldenreise", einer Dramaturgie, die - so der Mythenforscher Joseph Campbell - unzähligen Erzählungen zugrunde liegt.

    Keine Gimmicks

    Steve MacKay: "Ich wollte etwas schaffen, das direkt erklärt, warum die Musik so unterschiedliche Genres hat. In was für einer Welt kann es so etwas geben, und wie kann ich es für die Leute begreifgbar machen? Ich wollte entgegengesetzte Konzepte zusammenbringen, also Humor und ernsten, nachdenklichen Kommentar. Alberne Witze auf der einen Seite und auf der anderen eine Geschichte, die wie eine Fabel funktioniert. Nicht direkt im religiösen Sinne, aber die Geschichte des Twelve Foot Ninja hat eine moralische Komponente."
    Musik: "Shuriken"
    "Shuriken" – auch vom ersten Album der Band Twelve Foot Ninja - verbindet Alternative Rock, Djent-Metal und im Outro ein bisschen Dubstep. Der Gesangsstil von Nik Barker ist einer der Gründe, warum Vergleiche mit Mike Patton und seinen Bands Faith No More und Mr. Bungle naheliegen, zumindest beim ersten Hören. Genau wie die US-Kollegen spielen die Australier unvorhersehbaren polyrythmischen Metal mit Einflüssen anderer Genres, ob Latin-, Funk- oder Reggae. Sonst aber liegen die Ähnlichkeiten eher in der Philosophie als im Sound.
    Steve MacKay: "Der Gedanke war, Musiker wie Jamiroquai und Jeff Buckley mit Meshuggah zu mischen. Ich war es satt, immer nur einen Stil zu hören, deshalb wollte ich einen Hybriden schaffen. Als ich damit einen Plattenvertrag bekommen habe, hatte ich noch keine Musiker. Russ hat damals als Schlagzeuger in einer populären Fernsehshow gespielt, und klang dabei ein bisschen nach Mr. Bungle. Den hab ich also an Bord geholt. Und dann hab ich ein Inserat aufgegeben, Bassist gesucht. Das gleiche auch mit Nik, dem Sänger, der hat sich direkt auf eine Anzeige gemeldet. Auf Rohan bin ich dagegen erst viel später gekommen. Er ist auf meinem Radar aufgetaucht, als er einen unserer Songs neu arrangiert hat. Zufällig hatten wir auch beide denselben Gitarrenlehrer; mich hat aber so sehr begeistert, was er mit unserer Musik gemacht hat, dass ich gesagt hab, der Mann muss einfach in die Band!"
    Rhythmus-Gitarrist Rohan Hayes stieß im Jahr 2012 zur Band und ist auf dem Album "Silent Machine" aus demselben Jahr zu hören. Gleichzeitig spielt er bis heute seine kreativen Akustikgitarren-Arrangements, von denen man mehr als hundert auf seinen Youtube- und Instagram-Kanälen hören kann - und sollte. Seit dem zweiten Album ist Hayes auch als Songwriter bei Twelve Foot Ninja beteiligt; der größte Teil der Musik stammt aber nach wie vor von Steve Mackay.
    Steve MacKay: "Er und ich sprechen dieselbe Sprache. Es kommt nicht oft vor, dass Gitarristen sich so gut verstehen wie wir beide. Und das ist die Geschichte der Band. Ich wünschte, ich könnte sagen wir waren Stripper, die den Beruf gewechselt haben. Aber nein, es war nichts so Aufregendes. Es hat sich einfach entwickelt, vor langer, langer Zeit."
    Mit "Outlier", veröffentlicht drei Jahre nach dem Debüt, stockt die Band das musikalische Arsenal nochmal auf. Die Songs sind komplexer geworden, die Djent-Stakkato-Riffs sind ein ganzes Stück härter, und zwischendurch hat die Band keine Angst, auch mal wie die Red Hot Chili-Peppers zu klingen - oder wie ein 8-bit Videospiel-Soundtrack aus den 80ern.
    Musik: "Dig For Bones"
    Der Reggae-Element aus den früheren Jahren hat die Band etwas zurückgefahren; dafür klingt Twelve Foot Ninja jazziger und entspannter; die verschiedenen Stilelemente sind nie bloß Gimmicks, sondern immer stimmig in der DNA des jeweiligen Songs eingebettet. Wie der Shuffle von "Point of You".
    Musik: "Point of You"
    Steely Dan-Vibes und ein Solo, das klingt wie von Larry Carlton oder Steve Lukather. Das ist "Point of You" vom zweiten Album der Band Twelve Foot Ninja. Der virtuose Lead-Gitarrist Steve MacKay füllt dabei mehr als nur ein Paar Schuhe. Gitarrist, Songwriter, Produzent, hat damals auch noch den Comic geschrieben, und nebenbei steht er auch als Autor und Regisseur hinter den spektakulären Videos der Band. "One Hand Killing" alleine ist auf YouTube mehr als sieben Millionen Mal gesehen worden. Vielleicht wegen der albernen Perücken oder des sehr australischen Anfangs.
    Steve MacKay: "Wow, ja, in den Videos steckt viel Arbeit. Ich mache vorher Storyboards für alles, ich hab dann also quasi einen Comic, Bild für Bild. Ich möchte das Video vorher simulieren, weil ich weiß, wie schwer das für die Band ist. In vielen Fällen entspricht die Erwartung einfach nicht dem Ergebnis. Man kann auch nicht davon ausgehen, dass Musiker gute Schauspieler sind, aber viele Bands tun das. Ich will nicht behaupten, dass wir da besonders gut sind, aber mir geht es darum, etwas genau geplantes auszuführen. Natürlich ist das alles subektiv, aber ich hab schon viele echt peinliche Videos gesehen. Besonders wenn sie ernst sein sollen, und wenn darin etwas tragisches passiert. Das ist dann manchmal wie ein Porno, nur ohne Sex. Vor allem aber müssen uns die Videos zum Lachen bringen. Wenn wir das selbst nicht lustig finden, dann haben wir was falsch gemacht."
    Musik: "One Hand Killing"
    Bei "One Hand Killing", dem ersten Titel des Albums "Outlier", wechseln sich entspannt jazzige Passagen mit einem der erbarmungslos groovigsten Metal-Riffs der letzten Jahre ab. Erschienen ist das Album 2016, seitdem arbeitet Twelve Foot Ninja am Nachfolger. Der ist eigentlich auch schon seit 2020 fertig; nach ein paar Verzögerungen soll er dieses Jahr endlich auf die Welt losgelassen werden. Grundsätzlich ist der Stil der Band auf dem neuen Album gleichgeblieben, sagt Gitarrist Steve Mackay; aber mit ein paar neuen Einflüssen. Und auch wenn die Band eigentlich zufrieden ist; ein bisschen Zweifel bleibt immer...
    Steve MacKay: "Ich glaube die Unsicherheit ist immer da. Alle Kreativen haben einen Minderwertigkeitskomplex, haben Momente wo sie denken, kann ich das überhaupt? Manchmal vergisst man, was man kann. Und bei mir ist das auch alles getrennt. Für mich sind Komponieren, Spielen, Produzieren und Konzerte Spielen Prozesse, die nicht unbedingt Hand in Hand gehen. Ich muss von einem Modus in den anderen komplett umschalten. Aber irgendwann bei den Aufnahmen kam diesmal das Selbstbewusstsein und irgendwann hatte ich das Gefühl, dass das wirklich unser bestes Material ist. Und das ist natürlich ein Klischee. Jede Band nimmt immer gerade ihr bestes Album auf. Ich bin jetzt am Ende dieses langen Korridors, wo ich nicht mehr klarsehen kann. Ich höre keine Musik mehr, sich sehe nur noch Pro Tools Sessions. Ich kann das überhaupt nicht mehr wertschätzen; ich muss warten bis es jemand anders hört, bis es die Fans hören - und durch andere Ohren klingt es dann auch für mich plötzlich wieder frisch."

    Musik nicht einfach raushauen

    Jeder der vier Musiker hat neben der Band noch einen anderen Job - ob Musikdozent an der Uni oder als Techniker im Aufnahmestudio. Der Grund für die lange Pause zwischen den Alben ist aber nicht, dass die Vier zu wenig Zeit hatten. MacKay sagt, die Band war in den letzten Jahren seine erste Priorität.
    Steve MacKay: "Man kann unendlich viel Zeit damit verbringen, an der Musik herumzufeilen, zu ändern, zu experimentieren. Das ist ein bisschen der Haken an Twelve Foot Ninja, und vor allem an mir - ich kann Musik nicht einfach raushauen. Ich produziere manchmal fünf oder sechs unterschiedliche Versionen eines Songs, einfach um zu sehen was passiert. Ich muss alles ausprobieren. Und natürlich kommt da nicht so viel Musik raus wie wenn jemand einen Song nach dem anderen auf der Akustikgitarre schreibt. Es steckt viel Liebe zum Detail drin, und ich hoffe das gefällt auch den Fans. Das ist definitiv keine Musik zum einmal Hören und wegschmeißen."
    Musik: "Long Way Home"
    "Long Way Home", das ist der erste Vorgeschmack auf das neue Album. Rhythmischer Metal mit Bläsersätzen trifft auf Latin und Reggae, begleitet von einem knallbunten Video, das selbst für Twelve Foot Ninja-Verhältnisse ein bisschen verstörend ist. Auch die Musik ist auf der neuen Platte noch bunter geworden.
    Steve MacKay: "Ich glaube mit dem Album beschreiten wir neue Wege. Es gibt viele Eighties-Einflüsse, und weiß gar nicht so genau warum. Aber das taucht ja im Moment überall in der Pop-Kultur auf, vielleicht ist das die Nostalgie, weil die Leute älter werden und sich zurücksehnen. Jedenfalls hab ich gemerkt, dass mir im Moment viele 80er-inspirierte Sounds und Filme gefallen."
    Schon vor ein paar Monaten haben die Australier eine inspirierte Cover-Version des 80er Hits "Stuck With You" von Huey Lewis veröffentlicht
    Musik: "Stuck With You"
    Die Musik wird oft gerade dann interessant, wenn sie sich vom üblichen Metal-Vokabular entfernt, sagt Gitarrist Steve MacKay – aber eben auch zwangsläufig weniger heavy.
    Steve MacKay: "Wenn man Metal definieren will, kann man das wahrscheinlich auf einen kleinen melodischen Bereich einengen. Und manche Leute sehen das sicher anders. Ich meine diese bestimmte Art Metal, die auch Twelve Foot Ninja spielt. Bei anderen Sachen wie Symphonic Metal sieht das ganz anders aus. Ich meine jetzt den Stil von Meshuggah, oder eben Djent-Musik. Das ist oft sehr rhythmisch und syncopiert. Oft ist es polymetrisch, also mit wechselnden Takten, mit der Snare auf zwei und vier, oder auf drei um alles zusammenzuhalten. Und dabei bleibt man oft in denselben vier Tönen in Moll oder harmonisch Moll, meistens ziemlich tiefe Töne. Damit erzeugt man diesen Metal-Sound. Und jedes Genre hat solche Elemente, wenn man "das" spielt, betritt man plötzlich "diese" Zone. Es ist wie beim Kochen. Wenn man zum Beispiel Austernsoße nimmt. Ich versuche gerade, mir einen kulinarischen Vergleich einfallen zu lassen. Also oder Austernsoße oder Sojasoße, damit bekommt es asiatisches Flair. Oder wenn man Curry nimmt, bewegt es sich eher in Richtung Indisches Essen... oh, ist das kulturelle Aneignung?"
    Musik "Monsoon"
    Was hier nach einer Tumbi, einem traditionellen nordindischen Instrument klingt, ist einfach Steve MacKays E-Gitarre. Die wechselt auf Knopfdruck nicht nur Sound – Akustisch, Halbakustisch, Solidbody und mehr - sondern auch die Stimmung und schaltet sogar nach Bedarf Saiten ab. So kann die Band innerhalb eines Songs zwischen Stilen wechseln, ohne dass ein überarbeiteter Roadie ständig neue Gitarren auf die Bühne schleppen muss. Für die Australier ist das extrem praktisch; schade nur für Nachwuchs-Gitarristen, die Songs wie "Monsoon" oder "Silent Machine" gerne zuhause mitgespielt hätten.
    Musik: "Silent Machine"

    Kaum ein Song ist länger als vier Minuten

    Seit den Anfangstagen hat sich an der Besetzung von Twelve Foot Ninja wenig geändert. Sänger Nik Barker, Schlagzeuger Shane Russel und natürlich "Stevic" MacKay waren von Anfang an dabei. 2013 kam Rohan Hayes als Rhythmusgitarrist dazu und jetzt, gerade als die Arbeit am neuen Album anfing, nahm Damon McKinnon seinen Hut. Seitdem spielt die Band zwar ohne Bassisten - aber das ist gar nicht weiter dramatisch, sagt MacKay.
    Steve MacKay: Wenigstens ist er zu einem guten Zeitpunkt gegangen. Wir hatten gerade das dritte Album angefangen, und zu diesem Zeitpunkt hatte er noch nichts aufgenommen. Daher hatte es auch keinen großen Effekt. Wir haben alle unsere festen Rollen, ich schreibe zum Beispiel den größten Teil der Musik. Wir haben dann ohne Bassisten auf dem Download-Festival gespielt. Und dann ist uns aufgefallen, dass es viele Bands gibt, die ohne Bass auftreten. Periphery zum Beispiel, seit ihr Bassist Nolly beschlossen hat, lieber nur im Studio zu bleiben. Die treten einfach mit Bass vom Band auf, was für manche Leute ein Sakrileg ist. Wir müssen als Band nochmal diskutieren, ob wir einen neuen Bassisten wollen. Der Vorteil ist, dass man live mehr improvisieren kann, und nicht genau die Songs genauso spielen muss wie auf dem Backing Track. Auf jeden Fall haben wir die neuen Songs mit ein paar unterschiedlichen Bassisten aufgenommen, und ich glaube den meisten Leuten wird der Bass auf dem Album gefallen."
    Viele Bands toben sich mit langen Instrumentalpassagen und exzessiven Intros aus, durch die manche Songs dreimal länger sind als sie sein müssten; die meisten Sünder sind Prog-Bands, aber auch Metaller wie Iron Maiden sind nicht unschuldig. Bei Twelve Foot Ninja geht die Komplexität dagegen nicht in die Breite, sondern in die Tiefe: Kaum ein Song auf dem letzten Album ist länger als vier Minuten – und das obwohl ein Track wie Oxygen sich bei verschiedenen Musikstilen bedient wie an einem fünf-Sterne Büffet.
    Musik "Oxygen"
    Steve MacKay: "Nichts ist besser, als mit der Arbeit zufrieden zu sein und nichts zu bereuen. Und wenn man dann noch Bestätigung von Leuten bekommt, zu denen man selbst aufblickt, das ist ein tolles Gefühl. Das macht geradezu süchtig. Ich wünschte, ich könne sagen, dass mir das egal ist, aber diese Bestätigung inspiriert mich auch und gibt mir Energie, weiterzumachen. Und wenn man lange an einem neuen Album arbeitet, dann hat man genau das natürlich nicht. Null. Man sitzt da und schreibt und nimmt auf, alles ohne Feedback. Deshalb ist man auch immer besonders verwundbar, wenn man neue Musik veröffentlicht. Inzwischen sind wir zum Glück so selbstbewusst, dass uns das nicht mehr so viel ausmacht."
    Gerade eine Band wie Twelve Foot Ninja macht sich an mehr als einer Front verwundbar: Comic, Videos und natürlich Musik – außerdem hat die Band neben dem neuen Album Pläne, die – so viel kann man wohl schon verraten – beeindruckend sind und auch erklären, warum die Band so lange in der Versenkung verschwunden ist. Auch wenn das meiste Feedback positiv ist, sagt Steve MacKay, ist er immer wieder aufs Neue schockiert von den Hasskommentaren, die manche Hörer unter seinen Videos posten. Damit muss man heutzutage leben sagt er.
    Steve MacKay: "Ich habe das Gefühl es gibt eine Art Krieg zwischen Realität und Internet. Manche Leute sind eher in der Wirklichkeit verwurzelt, aber für andere ist das Internet realer als die Realität. Und da gehen dann alle Regeln der Zivilisation aus dem Fenster, Leute schmeißen sich Dinge an den Kopf, die sie sonst nie sagen würden. Unter dem "One Hand Killing" Video waren Kommentare wie "Ich hoffe ihr sterbt bei einem Flugzeugabsturz". Wow, ich bin doch kein Diktator, der Völkermord begeht, ich hab einfach nur ein Video gemacht. Dabei hab ich gar nichts dagegen, wenn Leuten das überhaupt nicht gefällt. Rick Rubin hat mal gesagt: Die Mitte, das ist der Ort wo du nicht sein willst. Viel besser sind leidenschaftliche Liebe oder leidenschaftlicher Hass."
    Beides hat die Band schon zu spüren bekommen – und mit "Ain't That A Bitch" in einem Video abgehandelt. Der kreative, witzige und gut gemachte Kurzfilm handelt von einem Internet-Troll, der das neue der band Album schmäht und darauf Besuch von Stevic höchstpersönlich bekommt. Es kommt zum Kampf, Mano-a-Mano auf Leben und Tod, auf den eine Splatter-Szene folgt.
    Erst landet der Troll im Fleischwolf - und dann auf dem Grill bei einer Pool-Party.
    Steve MacKay: "Rückblickend bin ich wahrscheinlich zu weit gegangen. Die Szene, wo ich den Kerl zerhacke und komplett mit Blut bedeckt bin. Das ist schon sehr düster geworden.
    Andererseits haben eine Weile lang die Hasskommentare aufgehört. Die Leute waren nicht sicher, ob ich nicht bei ihnen aufkreuze und einen Hamburger aus ihnen mache."
    Eine neue Single gibt es schon, in ein paar Monaten folgt das neue Album - und einiges mehr. Die Haut der vier Australier ist inzwischen so dick, dass sie sich über Internet-Trolle keine Sorgen mehr machen - und selbst die Pandemie hat sie nicht ausgebremst. Der Ninja hat sich in den letzten Jahren bewaffnet - nicht mit Schwertern, Rauchbomben oder Wurfsternen, sondern mit harten Riffs und wuchtigen Grooves. Die Zeit in den Schatten geht zu Ende. Schon bald schlägt er wieder zu…
    Musik: "Ain't That A Bitch"