Streit um Vorgehen im Fall "Akhanli"

"Das ist ein politischer Auslieferungsantrag"

Nahaufnahme von Akhanlis Gesicht, er redet vor einer weißen Wand.
Der türkischstämmige deutsche Schriftsteller Dogan Akhanli am 7.1.2011 in Köln. © Oliver Berg / dpa
Regula Venske im Gespräch mit Joachim Scholl · 21.08.2017
Nach Einschätzung der Präsidentin des deutschen PEN, Regula Venske, ist das Vorgehen der Türkei im Fall des in Spanien verhafteten Autor Dogan Akhanli eine Drohung, die sich an alle Deutschen richte. Die Türkei fordert die Auslieferung des deutschen Schriftstellers.
Die Bundesregierung hält eine Auslieferung des Kölner Schriftstellers Dogan Akhanli von Spanien an die Türkei für sehr unwahrscheinlich. "Wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass unter diesen Umständen (...) eine Auslieferung eines deutschen Staatsangehörigen in die Türkei in Betracht kommt", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Schäfer, am Montag in Berlin. Mit den Umständen meinte Schäfer "den Zustand des Rechtsstaats in der Türkei".
Akhanli war vor wenigen Tagen während seines Spanien-Urlaubs von der spanischen Polizei verhaftet worde, am Sonntag dann aber wieder freigelassen worden. Er darf Spanien nun während des aktuellen Auslieferungsverfahrens nicht verlassen.

Drohung richtet sicht sich an alle Deutschen

Dagen hat nun das deutsche PEN-Zentrum protestiert und gefordert, alle juristischen Auflagen gegen Akhanli aufzuheben. Die Präsidentin des deutschen PEN, Regula Venske, sagt im Deutschlandfunk Kultur: "Er muss aktuell in Madrid bleiben, aber das kann ich gar nicht nachvollziehen, denn es ist jedem klar, dass das ein politischer Auslieferungsantrag ist." Die Vorwürfe gegen Akhanli seien völlig gegenstandslos. Venski erklärte, sie begrüße die klare Stellungnahme von Bundeskanzlerin Angela Merkel in diesem Fall. Sie hoffe nun, dass Akhanli auch vor Ort in Madrid Unterstützung bekommt.

Das Vorgehen der Türkei und der zumindest zwischenzeitliche Erfolg mit der Verhaftung Akhandlis in Spanien habe den PEN überrascht, sagte Venske. Dieses Vorgehen der Türkei sei nicht einfach nur gerichtet an türkische und türkischstämmige Autoren, sondern diese Drohung richte sich an uns alle, erklärte Venske.

Gegen Akhanli hatte ein Suchauftrag bei der internationalen Polizeiorganisation Interpol vorgelegen, eine sogenannte Red Notice, die dann die Grundlage war für seine Verhaftung in Spanien in der vergangenen Woche.
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