Streit um Insektenschutzgesetz

Was hilft den Bienen wirklich?

10:02 Minuten
Honigbiene mit Blume
Das Insektenschutzgesetz soll mehr Lebensraum erhalten. Naturschützern geht es nicht weit genug. © IMAGO / Future Image
Bernhard Krüsken im Gespräch mit Julius Stucke · 15.04.2021
Audio herunterladen
Insektenschutz liegt auch im Interesse der Landwirte, sagt Bernhard Krüsken vom Deutschen Bauernverband. Das geplante Insektenschutzgesetz sei aber keine Hilfe, auch das Verbot von Pflanzenschutzmitteln nicht. Es bedürfe einvernehmlicher Lösungen.
Der Bundestag beschäftigt sich am 15.4. in erster Lesung mit dem neuen Insektenschutzgesetz: Es soll Biotope wie Streuobstwiesen und artenreiches Grünland für Insekten als Lebensräume erhalten, eine Maßnahme dazu ist das Verbot des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat ab Ende 2023.

"Umweltpolitische Trophäensammlung"

Während Umweltschutzverbänden wie dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) das Gesetzespaket nicht weit genug geht, kritisiert die Bauernseite es zum Teil heftig. Bernhard Krüsken, der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, nennt das Gesetzespaket eine "umweltpolitische Trophäensammlung", es sei "aber keine Hilfe für den Insektenschutz".
Die Kompromisslinie liege allerdings auf dem Tisch, hat der Journalist Friedrich Küppersbusch in unserer Sendung "Studio 9 – der Tag mit…" anhand einer gemeinsamen Stellungnahme von Bauernverband, Landwirtschaftskammern und vieler weiterer Interessenvertreter herausgearbeitet. Dort heißt es, es sei mit Einkommenseinbußen zu rechnen, für die kein finanzieller Ausgleich vorgesehen sei.
Küppersbusch glaubt, die Bauen wollten einen Kuhhandel: "Wenn ich diese Streuobstwiese stehen lasse und da auch keine Insektizide einsetzen soll, was kriege ich dafür?"

Insektenschutz geht nur einvernehmlich

Bauernvertreter Bernhard Krüsken formuliert es so: "Der Dreh- und Angelpunkt ist das Kooperationsprinzip. Wir müssen das einvernehmlich machen. Und das Instrument ist natürlich Förderung." Insektenschutz sei eine gesellschaftliche Aufgabe, argumentiert Krüsken. Landwirte hätten ein Interesse an Insekten – an den Nützlingen zwar nur, nicht an den Schädlingen – und man strebe auch die Kooperation mit Naturschützern an.
Bernhard Krüsken steht vor einer Wand, auf der das Logo des Deutschen Bauernverbands (DBV) zu sehen ist.
Bernhard Krüsken ist Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands. Er nennt das Gesetzespaket zum Insektenschutz eine "umweltpolitische Trophäensammlung".© picture alliance / dpa / Arne Dedert
Das flächendeckende Anwendungsverbot von Pflanzenschutzmitteln, so sagt es Krüsken, helfe Insekten nicht: "Wer Insekten fördern will, muss Habitate und Strukturen bereitstellen und muss eine Grundlage schaffen, damit sich Insektenbestände entwickeln können." Die Biotope und Habitate entstünden aber erst durch eine bestimmte Art der Bewirtschaftung.

Absage an die AfD

Eine wohl als Annäherungsversuch gemeinte Offensive der AfD auf ihrem Parteitag in Richtung der Bauern weist Krüsken scharf zurück: Es sei sicherlich auch ein bisschen Trittbrettfahrerei, wenn sich die AfD als Bauernpartei geriere: "Aber wenn Sie in dieses Programm reingucken und wenn dort die Rede ist von einem Dexit, von einem Austritt Deutschlands aus der EU und aus dem Euro und wenn dafür aktiv geworben wird – dann kann man nur sagen, das ist, agrarpolitisch betrachtet, die maximale Disqualifikation."
Krüsken fährt fort: "Europa ist unser Markt, Europa ist unser Aktionsraum. Und wer das infrage stellt – also, das ist aus Sicht der Landwirtschaft so ziemlich das Kontraproduktivste, was man tun kann."
Der Bauernverband distanziere sich auch von antisemitischen und völkischen Landvolk-Gruppierungen, die mit Pflug und Schwert-Flagge auftreten.
(mfu)
Mehr zum Thema