Streit um documenta-Defizit

Szymczyk: Politik hat Krise "selbst zugelassen"

Der künstlerische Leiter der documenta, Adam Szymczyk
Der künstlerische Leiter der documenta, Adam Szymczyk, weist die Verantwortung für das Defizit der Ausstellung zurück. © dpa / picture-alliance / Uwe Zucchi
Moderation: Vladimir Balzer · 14.09.2017
Seit einigen Tagen ist bekannt, dass die Weltkunstausstellung documenta kurz vor der Pleite gestanden hat. Nun hat der künstlerische Leiter, Adam Szymczyk, in einem Schreiben die Vorwürfe zurückgewiesen, er habe das Defizit zu verantworten. Stattdessen griff er die Politik an.
Noch einige Tage läuft die documenta in Kassel, da sorgt das überzogene Budget der Weltkunstausstellung für ordentlich Ärger: Etwa sieben Millionen Euro fehlen, Stadt und Land mussten mit Bürgschaften einspringen.
Der künstlerische Leiter Adam Szymczyk hat sich nun zu Wort gemeldet – und die Verantwortung für das Millionendefizit zurückgewiesen. Das Budget sei seit 2012 nicht wesentlich erhöht worden, "trotz der Tatsache, dass dieses neue Projekt notwendigerweise größere und offensichtliche Folgen für die finanzielle Seite haben würde", heißt es in dem Schreiben.

Die documenta - ein Wirtschaftsunternehmen

Die Ausstellung wurde um etliche Tage verlängert und fand neben Kassel auch in Athen statt. Das Konzept sei deutlich kommuniziert worden, heißt es in der Erklärung Szymczyks und des Kuratorenteams. Nun aber sehe er, "dass diese Zustimmung sehr viel mehr an Bedingungen geknüpft und begrenzt war, als man uns glauben ließ".
Kulturjournalistin Claudia Wheeler sieht Szymczyk damit nicht aus seiner Verantwortung entlassen. Er hätte schon längst die "Reißleine ziehen" müssen. "Jetzt zu sagen: Alle wussten es. Ich wasche meine Hände in Unschuld. Das ist ein bisschen unfair." Die documenta sei nicht nur eine Kunstausstellung, sondern eben auch ein Wirtschaftsunternehmen. "Und das hätte er einfach mit einrechnen müssen."
In dem Schreiben kritisierten die Kuratoren und Szymczyk auch die Politik von Stadt und Land. Sie habe "diesen Medienrummel verursacht, indem sie das Bild des unmittelbar bevorstehenden Bankrotts der documenta in Umlauf gebracht hat und sich selbst als 'Retter' in einer Krise präsentiert, deren Entwicklung sie selbst zugelassen hat", heißt es in dem Schreiben.

Zahlreiche Besucher haben documenta besucht

Trotz des Streits und Defizits am Ende der Ausstellung, zieht Kulturjournalistin Wheeler eine positive documenta-Bilanz: Aus ihrer Sicht habe sich die Doppelausstellung in Kassel und Athen "absolut gelohnt". Auch habe sie als "meistgehasste documenta" für viele Diskussionen gesorgt.
Auch was die Besucherzahlen angeht, sei die 14. Weltausstellung ein Erfolg: Nach Kassel sind etwa 850.000 gekommen, nach Athen etwa 330.000 Besucher. Zum Vergleich: Die vorangegangene 13. documenta hatte 905.000 Besucher.
(lk)

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