Streit ohne Ende

Von Hartwig Vens · 08.09.2010
Der Gründung der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung waren Jahre heftiger innen- und außenpolitischer Kontroverse vorausgegangen. Mitte der 90er-Jahre hatte die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach, die Initiative für ein Zentrum gegen Vertreibungen gestartet.
Von Anfang an war umstritten, wie das Schicksal der deutschen Vertriebenen dargestellt werden sollte. Stimmen aus dem In- und Ausland befürchteten, dass die Rolle der Deutschen als Opfer überbetont und die ihre Verbrechen relativiert werden sollten.

Doch auch nach Einrichtung der Stiftung nahm der Streit kein Ende. Anfang des Jahres verzichtete Erika Steinbach nach monatelangem Ringen auf einen Sitz im Stiftungsrat. Dafür wurde die Zahl der Sitze des Bundes der Vertriebenen in diesem Gremium aufgestockt. Aus dem wissenschaftlichen Beirat der Stiftung haben sich bereits drei Mitglieder zurückgezogen: der polnische Historiker Tomasz Szarota, seine tschechische Kollegin Kristina Kaiserová sowie die deutsche Publizistin Helga Hirsch. Der ebenfalls dem Beirat angehörende Direktor des jüdischen Museums in Frankfurt am Main, Raphael Groß, hat seinen Rückzug angekündigt, wenn die geplante Dauerausstellung nicht den Zusammenhang zwischen Holocaust und Vertreibung berücksichtigen sollte.

Am Montag nun erklärte der Zentralrat der Juden, seine Mitgliedschaft im Stiftungsrat bis auf Weiteres ruhen zu lassen. Grund ist die Berufung der Vertriebenen-Funktionäre Arnold Tölg und Hartmut Saenger zu stellvertretenden Stiftungsratsmitgliedern durch den Bund der Vertriebenen. Die Entsendung dieser beiden Personen in den Stiftungsrat lasse sich mit dem Versöhnungsauftrag der Stiftung nicht vereinbaren, so der Zentralrat in seiner Erklärung.
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