Streaming-Deal von Universal und AMC

Auf Kosten der kleinen Kinos

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Filmszene aus "Trolls World Tour": Auf einer Bühne stehen Troll-Animationsfigürchen in vor violetten und grünen Scheinwerfern.
Mit fast 100 Millionen Dollar für ein Video-on-Demand ein großer Erfolg für Universal: der Animationsfilm "Trolls World Tour". © imago / Prod.DB
Christian Bräuer im Gespräch mit Jana Münkel · 30.07.2020
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Nur noch 17 Tage lang dürfen Universal-Filme exklusiv im Kino gezeigt werden. Auf diesen Deal einigten sich Universal und die weltgrößte Kinokette AMC. Er gehe vor allem zulasten kleinerer Kinos, kritisiert Christian Bräuer von der Yorck-Kinogruppe.
Nicht erst drei Monate nach dem Kinostart, sondern bereits nach 17 Tagen wird das US-Filmstudio Universal Pictures seine Filme künftig als Video-on-Demand anbieten. Diese Einigung erzielten Universal und die größte US-Kinokette AMC nach wochenlangem Streit.
Ausgelöst wurde der Konflikt durch den Animationsfilm "Trolls World Tour", den Universal im Frühjahr allein als Video-on-Demand veröffentlichte und der als Stream mehr einspielte als der Vorgängerfilm "Trolls" an den Kinokassen. Nachdem Universal angekündigt hatte, auch weitere Filme vom ersten Tag an als Video-on-Demand anzubieten, erklärte AMC einen Boykott von Universal-Filmen in seinen Kinos.
Der jetzt geschlossene Deal ist ein Kompromiss – aber einer, der vielen Beobachtern Sorge macht, wird doch die ohnehin prekäre Position des Kinos durch die verkürzte Exklusivfrist weiter geschwächt.

Umverteilung von kleinen zu großen Kinos

Diese Sorge teilt Christian Bräuer, Geschäftsführer der Berlin Yorck-Kinogruppe, nicht: Als weltweit größte Kinogruppe habe AMC sicherlich kein Interesse, das Kinogeschäft ad absurdum zu führen. Auch gehe es bei dem Deal nicht darum, die Sperrfrist für Kinofilme generell anzugreifen.
Beunruhigend findet Bräuer die Abmachung zwischen Universal und AMC aus einem anderen Grund: Denn hier hätten zwei Global Player gemeinsam einen Beschluss gefasst, der ihnen jeweils mehr Marktmacht sichert – zulasten der kleineren Kinos.
"Wir haben – auch in den USA, aber noch viel stärker in Deutschland, in Europa – einen mittelständisch geprägten Kinomarkt." Viele Kinos in kleineren Orten bekämen Filme gar nicht in der Startwoche, sondern vielleicht erst in der dritten, vierten oder fünften Woche.
Also zu einem Zeitpunkt, an dem der Film dann künftig bereits als Video-on-Demand verfügbar sein soll: "Natürlich beeinträchtigt das das Geschäft der kleinen Kinos", sagt Bräuer. "Letztlich werden da Erlöse umverteilt von kleinen Kinos, von kleinen Marktteilnehmern zu großen Marktteilnehmern."

"Leidtragende sind die Besucher"

Auf diese Weise würden Monopolisierungstendenzen verschärft, die es bereits vor der Coronakrise gegeben habe, warnt der Geschäftsführer der Yorck-Kinogruppe und fordert, es müsse faire Marktbedingungen geben. "Es kann nicht sein, dass einzelne große Unternehmen vorgeben, wie die Marktkonditionen sind, sei es bei der Filmbelieferung für Kinos, sei es, dass den Kinos aufgegeben wird, wie oft, in welchen Vorstellungen ein Film, vielleicht sogar in allen Sälen eines Kinos laufen muss."
So würden kleine Kinos oder Verleiher verdrängt. "Und dann ist am Schluss der Leidtragende der Besucher, wir alle, weil wir weniger Kino- und Programmvielfalt haben."
(uko)
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