Steven Spielberg wird 70

Der Grandseigneur Hollywoods

Der Regisseur Steven Spielberg auf den 69. Filmfestspielen in Cannes, im Mai 2016.
Der Regisseur Steven Spielberg auf den 69. Filmfestspielen in Cannes, im Mai 2016. © EPA / Julien Warnand
Von Wolfgang Stuflesser · 18.12.2016
Die Filmhochschule in Los Angeles hat ihn wegen seines schlechten Notendurchschnitts abgelehnt. Doch Steven Spielberg ließ sich nicht abschrecken und wurde mit Filmen wie "E.T.", "Schindlers Liste" oder "Die Farbe Lila" zu einem der ganz Großen Hollywoods.
Steven Spielbergs Karriere begann in einer Toilette auf dem Universal-Gelände. Der Teenager Steven machte in den 60er-Jahren eine Touristentour durch das Hollywood-Studio mit - und nutzte die Gelegenheit. "Sie machten immer wieder Pinkelpausen, und ich blieb einfach in der Kabine, bis die Gruppe weg war", erzählte er kürzlich im Interview mit dem "Hollywood Reporter". "Und dann ging ich auf eigene Faust durch die Schneideräume und Studiobauten."
Schon mit zwölf hatte er seine ersten Super-8-Filme gedreht, und nun schlich er sich jeden Tag wieder aufs Studiogelände, bis er ein Praktikum bekam - und arbeitete sich langsam hoch, übers Fernsehen bis zu dem Film, der ihn berühmt machen sollte: "Der weiße Hai".

Geburtsstunde des Blockbusters

Beim Dreh zum "Weißen Hai" ging allerdings fast alles schief - zum Beispiel waren die drei beweglichen Hai-Attrappen mit dem Spitznamen Bruce waren ständig kaputt. Doch Universal stand hinter Spielberg und brachte den Film, anders als damals sonst üblich, in möglichst viele Kinos gleichzeitig. Der erste Blockbuster war geboren.
Spielberg wurde fast über Nacht zum Multimillionär - und zum gemachten Mann in Hollywood, mit dem begehrten Recht aufs letzte Wort beim Filmschnitt, dem "Final Cut". "Der Erfolg ließ meinen Traum in Erfüllung gehen, Filmregisseur zu werden", erzählt Spielberg. "Und mit dem Recht auf den 'Final Cut' hat 'Der weiße Hai' mir Freiheit gegeben."
Spielberg nutzte den gewonnenen Einfluss und suchte sich seine nächsten Projekte sorgfältig aus: Darunter 1977 der Science-Fiction-Film "Unheimliche Begegnung der Dritten Art" mit - für die damalige Zeit - überraschend freundlichen Außerirdischen, 1981 der erste Indiana-Jones-Film und natürlich 1982 dieser kleine Kerl: E.T., der hässliche, aber liebenswerte Außerirdische, der Freundschaft mit Kindern aus einer zerrütteten Familie schließt. In diesem Film sind schon viele von Spielbergs Lieblingsthemen enthalten.

Zwischen Popcorn-Kino und historischen Stoffen

Drew Barrymore (l) als "Gertie" und der Außerirdische "E.T." in einer Szene des gleichnamigen Fantasy-Films von Steven Spielberg. Das kleine Schrumpelwesen von einem fernen Planeten wird aus Versehen von seiner Raumschiff-Besatzung auf der Erde zurückgelassen, freundet sich mit einer Kindergruppe an und stiftet heillose Verwirrung. Sein größter Wunsch, "nach Hause" zurückzukehren, geht nach einem Telefonat mit seinem Heimatplaneten in Erfüllung. "E.T." lief am 9. Dezember 1982 in den deutschen Kinos an und war so erfolgreich, daß er über zehn Jahre Platz eins der Liste der erfolgreichsten Filme anführte.
"E.T." lief 1982 in den deutschen Kinos an und war so erfolgreich, dass er über zehn Jahre Platz eins der Liste der erfolgreichsten Filme anführte.© dpa picture alliance
Spielberg sagt, er könne nur dann einen Film machen, wenn ihn der Stoff begeistere. Beim zweiten Teil des "weißen Hais", "King Kong" und "Superman" war das offensichtlich nicht der Fall - Spielberg lehnte all diese Projekte ab und fand 1985 eine neue Herausforderung mit "Die Farbe Lila", einer Geschichte über die Emanzipation der Schwarzen in den USA.
"'Die Farbe Lila' war mein erster 'erwachsener Film'. Das ist - im Gegensatz zu den Filmen davor - kein Film, der besser wird, wenn man Popcorn dazu isst", sagt Spielberg. Es gehe um die Figuren, deren Menschlichkeit, den Streit zwischen Männern und Frauen. "Ich hätte meine späteren ernsten Filme wie 'Schindlers Liste' wohl nicht gemacht ohne den Trittstein 'Die Farbe Lila'."
Spielberg blieb weiter ein Grenzgänger zwischen Popcorn-Kino und historischen Stoffen. 1993 erweckte er mit überwältigenden Spezialeffekten in "Jurassic Park" Dinosaurier zum Leben. Und 1994 kam sein bis heute bei den Kritikern wohl angesehenster Film in die Kinos - "Schindlers Liste": Spielberg gewann für den Film nicht nur seinen ersten Regie-Oscar - für ihn war die Geschichte des deutschen Industriellen Oscar Schindler, der 1.100 Juden das Leben rettete, auch ein Anlass, sich mit der Geschichte seiner eigenen jüdischen Familie auseinanderzusetzen.

Filme drehen - ein Leben lang

Danach hat sich Spielberg noch häufiger historischen Stoffen zugewandt: "Der Soldat James Ryan" spielt am Ende des Zweiten Weltkriegs, "Lincoln" erzählt die letzten Wochen, bevor Abraham Lincoln das Ende der Sklaverei in den USA verkündet. Und in "Bridge of Spies" geht es um den Austausch von Gefangenen auf der Glienicker Brücke in Berlin während des Kalten Kriegs.
Seine Filme haben zusammen rund neun Milliarden Dollar eingespielt - sein eigenes Vermögen wird auf vier Milliarden geschätzt. Er müsste also längst nicht mehr arbeiten, doch Spielberg wird auch mit 70 nicht aufhören: Sein nächster Film kommt im Frühjahr in die Kinos. "Ready Player One" spielt in der Realität ebenso wie in einem Online-Spiel.
Das Geschichten-Erzählen und Filmemachen sei ein Job, der ihn fordere und zugleich Spaß mache, sagte Spielberg bei den Filmfestspielen in Cannes - er werde damit weitermachen, so lang er lebe.
Mehr zum Thema