Stephan Detjen über die Parteien-Berichterstattung

Wie die AfD den Hauptstadtjournalismus verändert

02.03.2018, Berlin: Alexander Gauland, Vorsitzender der AfD-Bundestagsfraktion, sitzt vor einer Sitzung des Deutschen Bundestages im Plenaarsaal des Reichstagsgebäudes. Foto: Gregor Fischer/dpa | Verwendung weltweit
Der Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Alexander Gauland, sitzt im Plenarsaal © Gregor Fischer/dpa
Moderation: Korbinian Frenzel · 05.03.2018
Die GroKo kann starten, auch der Bundestag steigt wieder in den politischen Alltag ein - inklusive AfD. Stephan Detjen vom Deutschlandradio-Hauptstadtstudio erklärt, wie sehr sich das Verhältnis zwischen Parteien und Journalisten in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat.
Die Zeiten der starken Engverhältnisse zwischen Journalisten und Politikern seien lange vorbei, betont Deutschlandradio-Journalist Stephan Detjen, Chefkorrespondent im Deutschlandradio-Hauptstadtstudio, mit Blick auf die parlamentarische Berichterstattung.
"Wir leben in einer Zeit, wo wir alle selbstverständlich den Anspruch haben, dass wir uns nicht verbrüdern oder verschwestern mit politischen Parteien, sondern dass wir denen in einer kritischen Distanz gegenüberstehen."
Korbinian Frenzel (l.), Stephan Detjen (m.) und Frank Capellan sitzen im Hauptstadtstudio des Deutschlandradio.
Korbinian Frenzel (l.), Stephan Detjen (m.) und Frank Capellan sitzen im Hauptstadtstudio des Deutschlandradio.© Deutschlandradio/Barton

Der Pluralität verpflichtet

Gleichzeitig sei der öffentlich-rechtliche Rundfunk natürlich der Pluralität verpflichtet. Das gelte mit Blick auf die Geschlechterverhältnisse und der ethnischen Diversität, aber auch in der Hinsicht, wie unterschiedliche politische Grundhaltungen und Tugenden verkörpert werden.
"Wir können das aber nicht mehr so einfach tun, wie das mal in der alten Bonner Republik gewesen ist, dass man öffentlich-rechtliche Redaktionen so komponiert, dass man die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag anschaut."

Das Verhältnis zu den Parteien ist im Wandel

Nach dieser Logik müssten dann in jeder Redaktion je nach Mehrheitsverhältnissen Anhänger der SPD, der CDU, der FDP und der Grüne vertreten sein - und jetzt eben auch der AfD.
"Das wollen wir aber nicht mehr, und das können wir auch nicht mehr, weil die Generation von Journalisten, die hier arbeiten, nicht mehr in diesen Identifikationen lebt. Wir empfinden uns nicht mehr als Repräsentanten von Parteien."

"Wir bilden ab, was die AfD macht"

Gerade in dieser Situation sei es nun wichtig, einen "kritisch distanzierten Journalismus" zu betreiben. Mit Blick auf die AfD erklärt Detjen:
"Das ist eine Partei, bei der nicht klar ist, wie sie zu den Spielregeln und zu den Grundwerten der Demokratie steht. Es ist eine Partei, die jedenfalls in Teilen auch uns Medien gegenüber explizit feindlich gegenüber steht, uns das Misstrauen erklärt."
Das sei ein besonderes Verhältnis, trotzdem sei sie nun Teil des Parlaments – und er betont:
"Wir geben Positionen wider. Wir bilden ab, was die AfD macht, wir setzen uns mit ihr auseinander."
(uz)
Die komplette Sendung mit Stephan Detjen, Frank Capellan und Katharina Hamberger hören Sie hier:

Stephan Detjen ist Chefkorrespondent des Deutschlandradio im Hauptstadtstudio Berlin. Von Juni 2008 bis März 2012 war der studierte Jurist und Historiker Chefredakteur des Deutschlandfunks.

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