Stellvertreterkrieg in Libyen

Wer wegen Öl und Macht mitmischt

26:12 Minuten
Die zerfetzte libysche Flagge, befestigt an einem LKW.
Zahlreiche Länder liefern Waffen an Libyen - aus unterschiedlichsten Interessen. © Getty/Chris Hondros
Von Anne Allmeling und Björn Blaschke  · 21.11.2019
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Acht Jahre nach dem Sturz von Diktator Gaddafi herrscht weiterhin Gewalt und Chaos in Libyen. Mächtige Milizen bekämpfen sich, unterstützt mit Waffen aus dem Ausland. Denn Libyen ist auch Afrikas ölreichstes Land.
Die Bevölkerung in Libyen leidet unter der seit Jahren andauernden Gewalt, dem Schwarzmarkt, fehlender Arbeit und medizinischer Versorgung. Verschiedene regionale Milizen kämpfen in dem nordafrikanischen Land gegeneinander: Einige unterstützen die international anerkannte Regierung in Tripolis, die 2015 mit Hilfe der Vereinten Nationen gebildet wurde. Andere kämpfen auf der Seite des mächtigen Milizenführers Khalifa Haftar, der bereits weite Teile von Libyens Osten und Süden erobert hat. Und zahlreiche Länder liefern Waffen - aus unterschiedlichsten Interessen.

Auch Frankreich unterstützt die Miliz

Trotz Waffenembargo heizen, wie ein vertraulicher Bericht der UN nun offenbarte, vor allem die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate und Jordanien den verheerenden Bürgerkrieg durch illegale Waffenlieferungen an. Sie würden beide Konfliktparteien militärisch ausstatten und technisch unterstützen - unter anderem beim Einsatz von Kampfdrohnen.
Tatsächlich erhält Milizenführer Khalifa Haftar auch Unterstützung von Staaten, die offiziell hinter der international anerkannten Regierung stehen: von Frankreich zum Beispiel, das sich für Bodenschätze in der Region interessiert, von Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die ihn ihm einen Verbündeten im Kampf gegen die Muslim-Bruderschaft sehen.

Verheerende Situation für viele Flüchtlinge

Wer den Krieg, der längst nicht mehr allein in libyscher Hand liegt, beenden kann, ist unklar. Im UN-Sicherheitsrat will man nun Ende des Monats über die Ergebnisse des neuen Berichts beraten, doch dort gibt es keine klare Linie, auch weil verschiedene Länder ihre schützende Hand über die jeweiligen Kriegsparteien halten.
Veheerend ist die Situation in Libyen auch für viele Flüchtlinge, die in Internierungslagern gestrandet sind, wie Björn Blaschke, unser Korrespondent für die Region, berichtet. Schon seit Jahren ist Libyen eines der wichtigsten Transitländer für Flüchtlinge und Migranten aus afrikanischen Ländern, die weiter nach Europa wollen.
(tht)
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