Statistisches Bundesamt

Wie Deutschland tickt

Blick auf den Hauptsitz des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden
Blick auf den Hauptsitz des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden © picture alliance / dpa
Von Julian Kuper · 21.07.2014
Wie viele Haushalte haben eine Spielekonsole? Wie viel Eis essen die Deutschen? Wie viele Ehen werden geschieden? All diese Fragen kann das Statistische Bundesamt beantworten. Es gehört zum Bundesinnenministerium.
Was diese Behörde ermittelt, wird zum Fakt. Das Statistische Bundesamt beantwortet, wie Deutschland tickt. Es ist ein Statistikapparat - eine Daten-Maschine.
2419 Mitarbeiter
3 Standorte
1 gesetzliche Grundlage
Das Statistische Bundesamt erhebt statistische Daten, bereitet sie auf und analysiert sie. Und das seit über 60 Jahren.
Was das Bundesamt darf und welche Aufgaben es hat, steht im Gesetz über die Statistik für Bundeszwecke.
Jede einzelne Erhebung benötigt aber noch einmal eine einzelgerichtliche Regelung. Dort wird beispielsweise geklärt, ob die Teilnahme an einer Befragung Bürgerpflicht ist und welche Daten überhaupt erfasst werden dürfen.
Und erst wenn die Bundestagsabgeordneten dem zugestimmt haben, kann die Arbeit für die Mitarbeiter beginnen.
465 Millionen Werte in der Datenbank
390 unterschiedliche Statistiken
21 Themenbereiche
Welche Statistik gebraucht, welche Daten erfasst werden sollen, entscheiden die einzelnen Bundesministerien.
Aber nicht nur sie. Auch die EU kann Datenmaterial verlangen. Anfragen können zudem die Verbände, Gewerkschaften oder Wissenschaftler, deren Vertreter im so genannten statistischen Beirat des Bundesamtes vertreten sind.
Ob Fischerei, Baugewerbe, Tourismus, Gesundheit oder Energie - der Wissensdurst ist fast unstillbar:
Wie hoch ist die Zahl der Arbeitslosen?
Wieviel Menschen leben in Deutschland?
Aber auch:
Wie viele Ehen werden geschieden?
Wie viele Haushalte haben eine Spielekonsole?
Wie viel Eis essen die Deutschen?
Und, und, und…
Kontrolle der Daten, Auswertung und Kundenservice sind personalintensiv
An das ganze Zahlenmaterial kommt das Statistische Bundesamt auf zwei Wegen:
Ein Weg führt über das Einsammeln von Daten, dort wo sie schon verfügbar sind. Beispielsweise bei der Finanzverwaltung oder beim Zoll.
Der Zweite: Das Bundesamt erhebt die Daten selbst. Befragt Unternehmen, Behörden oder Bürger.
Beispielsweise beim Mikrozensus. Dann schwärmen Interviewer aus und befragen Menschen vor Ort nach ihrem Alter, Familienstand, Beruf oder Bildungsabschluss.
Diese Dienstleistung will bezahlt werden.
165 Millionen Euro Jahresetat
Das entspricht einem 2,8 prozentigen Anteil am Haushalt des Innenministeriums oder 0,04 Prozent des Bundeshaushaltes
Auch wenn die Rechner einen Großteil der Arbeit automatisch erledigen – die Kontrolle der Daten, Auswertung und der Kundenservice sind personalintensiv.
42.000 Anfragen per Telefon oder E-Mail
1030 Anfragen aus dem Bundestag
2,6 Millionen Tabellen-Abrufe pro Jahr
Die Daten des Statistischen Bundesamtes kann jeder nutzen.
Besonders interessant sind sie jedoch für Politiker, Wissenschaftler, Journalisten und Unternehmer. Für die vor allem die Außenhandelsstatistik.
Fragen wie:
"Wie viel Seife, Kakao oder Sprengstoff importiert Deutschland?"
oder:
"Wie viele Regenschirme, Musikinstrumente oder Abfälle werden in andere Länder exportiert?"
sind nicht ungewöhnlich.
Auffällige Daten werden elektronisch aussortiert
Für den Handel mit Nicht-EU-Ländern erhebt der Zoll alle relevanten Daten und übermittelt sie anschließend an das Statistische Bundesamt.
Den Handel mit EU-Ländern zu erfassen ist schwieriger.
Hier müssen rund 60.000 Firmen mit einem hohen Warenverkehr ihre Daten melden, um statistische Werte über den Handel deutscher Produkte innerhalb Europas zu bekommen. Werden die Daten nicht vollständig und rechtzeitig übermittelt, drohen Bußgeldstrafen.
Rund 160 Mitarbeiter kontrollieren im Statistischen Bundesamt die einlaufenden Daten mit Hilfe eines eigens dafür entwickelten elektronischen Prüfsystems.
Auffällige Daten sortiert die Elektronik aus.
Werden beispielsweise Bananen aus Grönland deklariert, oder Whiskey zu extrem hohen Preise gemeldet - wird genauer hingeschaut, geprüft, kontrolliert.
Und danach? Danach fängt das Ganze wieder von vorne an.
Neuer Monat, neue Zahlen. Die Maschinerie läuft und läuft und läuft …