Start der Datenethikkommission

Plädoyer für weniger Angst in der Digitalisierungs-Debatte

Zeigerfinger, der auf einen Bildschirm tippt
Die Digitalisierung verändert alle Lebensbereiche. © timothy muza auf Unsplash
Eva Schulz im Gespräch mit Korbinian Frenzel  · 05.09.2018
Mehr Datensouveränität wünscht sich die Journalistin Eva Schulz. In der Debatte über Digitalisierung spiele Angst eine zu große Rolle, statt mehr über Chancen zu sprechen. Einige Hoffnung setzt sie auf die neue Datenethikkommission der Bundesregierung.
Sie soll eine Neuordnung des Datenrechts vorbereiten: die Datenethikkommission der Bundesregierung. Heute trat sie zu ihrer ersten Sitzung zusammen und die Vorsitzende Christiane Woopen mahnte eine öffentliche Debatte über den verantwortungsvollen Umgang mit neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz an. Da die Digitalisierung alle Lebensbereiche verändere, gehe es darum, die Selbstbestimmung zu wahren, wenn die Umgebung immer mehr von Algorithmen bestimmt werde, sagte die Medizinethikerin und frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrats.

Verspäteter Start

Es handele sich um die richtige Frage, sagte unser Studiogast, die Journalistin Eva Schulz. Die Datenethikkommission sei sehr wichtig, weil gerade ethische Fragen im Alltag nicht so schnell beantwortet werden könnten. "Das müssen Denker machen, wie die, die in dieser Kommission sitzen, aber sie hätten damit schon lange anfangen können." Die Bundesregierung hätte das Gremium aber schon zwei Legislaturperioden früher einsetzen müssen.
Eva Schulz vor buntem Hintergrund. Vor und hinter ihr gehen Menchen vorbei.
Die Journalistin Eva Schulz präsentiert das Format "Deutschland 3000".© rbb / Alex Janetzko
Eines der Probleme sei, dass Daten in Zukunft eine wichtige Währung, vor allem für große Unternehmen, würden. "Damit müssen sich eigentlich jetzt schon Gesetzesmacher auseinander setzen", sagte Schulz. Es sei die Aufgabe von Politikern, so etwas früh zu erkennen. Die Journalistin sagte, sie habe bei einem Mitglied der Kommission bereits studiert und sich schon etwa 2011 mit Fragen wie dem "Recht auf Vergessen" auseinander gesetzt. "Die Kanzlerin hätte da auch schon früher darauf kommen können." Es sei aber erst ein Thema ihrer vergangenen vier Amtsjahre.

Angstbesetzte Debatte

In der Debatte der vergangenen Jahre habe immer die Angst vor bestimmten Phänomenen wie beispielsweise "Big Data" eine Rolle gespielt. "Auch das Wort Datenschutz ist eines, wo man kurz Angst bekommt und denkt, oh, muss ich hier noch schnell einen Zaun hochziehen." Sie finde deshalb den Begriff "Datensouveränität" sehr viel wichtiger. Man müsse darüber nachdenken, was mit den eigenen Daten passiere und wofür man sie hergeben wolle. Die mediale Debatte jage eher Angst ein, anstatt gleichermaßen auch abzubilden, welche Chancen Digitalisierung und Datensammeln bieten. Damit werde sich jetzt die Kommission beschäftigen, wobei sich die Frage stelle, wie die Experten diese wichtigen Themen an die Menschen heranführen werde.

Hören Sie hier die ganze Sendung mit Eva Schulz:
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Eva Schulz (28) ist Reporterin und Moderatorin. Sie wuchs im münsterländischen Borken auf und studierte Kommunikation, Kultur und Wirtschaft an der Zeppelin Universität. Seit einem Jahr moderiert sie das politische Facebook-Format "Deutschland 3000" für "Funk" von ARD und ZDF. Zuvor konzipierte sie den Snapchat-Kanal "Hochkant", schrieb Kolumnen und entwickelte die deutsche Ausgabe von "Wired" mit. Für das TV-Magazin "Klub Konkret" war sie als Reporterin unterwegs.

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