Starke-Familien-Gesetz

5 Euro mehr für Musikunterricht

Drei Kinder spielen vor Notenständern auf ihren Blockflöten.
Die kulturellen Bildungsmöglichkeiten für Kindern entwickeln sich stetig zurück, beklagt Christian Höppner. © picture alliance / JOKER / Ralf Gerard
Christian Höppner im Gespräch mit Anke Schaefer · 01.08.2019
Das Starke-Familien-Gesetz soll unter anderem die Bildungsmöglichkeiten von Kindern aus armen Familien verbessern. Alles Flickschusterei, sagt Christian Höppner vom Deutschen Musikrat - viel werde man mit dem Geldern nicht anfangen können.
Das Starke-Familien-Gesetz soll armen Familien ermöglichen, ihren Kindern die gleiche Bildung zukommen zu lassen wie Familien, die über ein höheres Einkommen verfügen. Im Juli ist bereits der Kinderzuschlag gestiegen, nun, zum 1. August, tritt das sogenannte Bildungs- und Teilhabepaket in Kraft, es sieht unter anderem Geld für Schulmaterial und zusätzliche Fördermöglichkeiten für die Kinder vor.

Kulturelle Teilhabe nimmt stetig ab

Die Maßnahmen griffen dennoch zu kurz, meint der Generalsekretär des Deutschen Musikrats, Christian Höppner. Die kulturellen Teilhabe-Möglichkeiten von Kindern und Jugendlichen entwickelten sich seit Jahrzehnten zurück. In den Grundschulen etwa gebe es beim Musikunterricht bis zu 80 Prozent Unterrichtsausfall, in den anderen künstlerischen Fächern teils noch mehr. "Wir bauen kulturelle Teilhabe immer stärker zurück, für alle." Für die viertstärkste Industrienation sei dies ein "beispielloses Armutszeugnis".

Geistige Verarmung der Gesellschaft

Die Folgen einer solchen Entwicklung hält Höppner für verheerend. "Wir werden eine immer stärkere geistige Verarmung in unserer Gesellschaft erleben. Ich gehe sogar soweit, dass - wenn wir Kindern kulturelle Bildung in ihrer Prägungsphase vorenthalten - dass, wir sogar unsere Demokratie gefährden." Je weniger man es Menschen ermögliche, die Welt zu begreifen und etwas über das eigene Tun zu erfahren, desto schwieriger werde es. "Das macht mir große Sorge".

Defizite in der Bildungspolitik nicht mit Pflastern flicken

Musik, Kunst und Sport seien keine Freizeitaktivitäten, sondern "Grundbausteine für die Menschwerdung von Kindern und Jugendlichen". Dass der monatliche Zuschuss für Sportvereine oder Musikschulen nun von 10 auf 15 Euro steige, wird dem nach Höppners Ansicht nicht gerecht: "Wenn man die Realität anguckt, dann werden sie mit dem Geld nicht viel anfangen können." Die Defizite in der Bildungs- und Kulturpolitik lassen sich dem Musiker zufolge so jedenfalls nicht beheben: Zu versuchen, diese "eitrige Wunde" mit allen möglichen Pflastern zu flicken, "das geht überhaupt nicht".

Hören Sie die komplette Sendung mit Christian Höppner hier:

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