Stanisław Moniuszkos 200. Geburtstag

So gut wie Verdi

Der Dirigent Lukasz Borowicz
Der Dirigent Lukasz Borowicz © Justyna Mielniczuk/CAMI
Moderation: Volker Michael · 18.05.2019
Es war seine letzte Oper, und sie wurde ein Misserfolg: "Paria" - eine indische Kasten-Geschichte als große Polnische Oper. Stanisław Moniuszkos Werk erlebte jetzt eine Aufführung auf Italienisch unter Leitung von Łukasz Borowicz.
Vor 200 Jahren wurde einer der wichtigsten polnischen Komponisten geboren - der Schöpfer der ersten polnischsprachigen Opern, Stanisław Moniuszko. Vor allem seine "Halka" ist auch europaweit bekannt. Sein restliches Schaffen besteht aus unzähligen Opern, Liedern und geistlicher Musik und gehört leider zu den Raritäten außerhalb Polens. In Polen selbst wiederum kann sich niemand eine Musikkultur ohne Moniuszko vorstellen. Sein Schaffen rangiert in der Wichtigkeit knapp hinter dem Frédéric Chopins.

Tragisches Kasten-Drama

Das Philharmonische Orchester Poznań hat unter Leitung von Łukasz Borowicz anlässlich des 200. Geburtsjubiläums eine italienische Version von Stanisław Moniuszkos Oper "Paria" konzertant aufgeführt. Moniuszko selbst hat beide Sprachversionen quasi parallel komponiert. Dieses tragische Drama spielt in Indien in eher unbestimmter Vorzeit und erzählt die Geschichte eines Kastenlosen, eines Paria, der eine Brahmanen-Tochter heiraten will.

Gefälschte Identität

Der Paria hat widerrechtlich den Stand eines Soldaten erworben und damit auch Macht und Einfluss. In dieser Position gelingt es ihm, den Vater seiner Geliebten zu überzeugen, dass er der richtige Ehemann sei. Doch letztlich muss es herauskommen, dass er unter Nutzung einer falschen Identität so weit kommen konnte. Das Ende ist grausam, der Paria muss sterben, die Brahmanentochter beschließt, unter seinen unberührbaren Angehörigen zu leben und damit all ihre Privilegien aufzugeben. Moniuszko sieht packende Chorszenen, lyrische und ergreifende Arien und farbenfrohe Ballettmusik vor. "Paria" steht Giuseppe Verdis Erfolgsopern in nichts nach.
Die Sopranistin Katarzyna Hołysz
Die Sopranistin Katarzyna Hołysz© Website Katarzyna Hołysz

Kosmopolitische Erzählung

Eine Wiederentdeckung eines zu Unrecht selten aufgeführten Werkes mit hervorragenden Interpreten, die sich lohnt. Die italienische Sprache soll nach Ansicht der Veranstalter für eine weitere, auch internationale Verbreitung der Oper "Paria" sorgen. Aber auch in Polen selbst gibt es noch viel zu tun: "Paria" ist eine im besten Sinne des Wortes kosmopolitische und allgemeingültige Musikerzählung. Das hat die Menschen Mitte des 19. Jahrhunderts nicht so begeistert, sollte aber heutzutage umso wertvoller sein.
Der Dirigent Łukasz Borowicz über Stanisław Moniuszko und seine Oper "Paria":
Nationalphilharmonie Warschau
Aufzeichnung vom 10. April 2019
Zum 200. Geburtstag von Stanisław Moniuszko
Stanisław Moniuszko
"Paria", Oper in drei Akten, konzertante Aufführung in italienischer Sprache

Katarzyna Hołysz, Sopran
Robert Jezierski, Bass
Jury Horodecki, Tenor
Szymon Komasa, Bariton
Tomasz Warmijak, Tenor
Chor der Nationalphilharmonie Warschau
Einstudierung: Bartosz Michałowski
Orchester der Philharmonie Poznań
Leitung: Łukasz Borowicz

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