Stadtleben

Der Untergang von Heidelberg

Heidelberg Schloss
Touristen blicken auf das Heidelberger Schloss. © picture alliance / dpa / Uwe Anspach
Von Matthias Kußmann · 12.12.2013
Michael Buselmeier verbindet eine Hassliebe mit seiner Heimatstadt Heidelberg. Seit zig Jahren bietet er in literarische Spaziergänge an, die heute in allen größeren Städten nachgeahmt werden. Sie drehen sich um seinen Roman "Der Untergang von Heidelberg".
Gesang: "Alt Heidelberg du feine, du Stadt an Ehren reich / am Neckar und am Rheine, kein andre kommt dir gleich / Stadt fröhlicher Gesellen, an Weisheit schwer und Wein / klar ziehn des Stromes Wellen, Blauäuglein blitzen drein."
Ja, die Heidelberger Romantik... Man steht auf der berühmten Alten Brücke, spaziert durch malerische Gassen, blickt zum Schloss empor und seufzt: Hier hätte man leben wollen vor 200 Jahren, mit Brentano, Arnim und Eichendorff, oder vielleicht doch nicht, wir kommen darauf zurück.
Gesang: "Und kommt aus lindem Süden der Neckar übers Land / so webt er dir aus Blüten ein schimmernd Brautgewand."
1852 schrieb Joseph Victor von Scheffel "Alt Heidelberg du feine" als süßliche Erinnerung an seine Studienzeit. Einige Generationen später klang es am Neckar so:
Gesang: "Macht kaputt, was euch kaputt macht, macht kaputt, was euch kaputt macht!"
Die Studentenbewegung war Ende der 1960er Jahre auch im kleinen idyllischen Heidelberg angekommen. Ihr Zentrum, natürlich, die Uni, mitten in der Stadt.
"Oben eine riesige Aula mit großen Fenstern und diverse Hörsäle, die wir in der 68er-Zeit usurpiert haben – in einer Zeit, als die Uni uns zu gehören schien. Wir konnten uns schlechthin jeden Hörsaal nehmen und kein Mensch hat irgendein Wort zu sagen gewagt."
Der Schriftsteller und Stadtführer Michael Buselmeier steht in der Eingangshalle der Heidelberger Uni. Er ist einer der besten Kenner der Stadt und ihr literarischer Chronist. In seinen Romanen, Erzählungen und Gedichten taucht Heidelberg immer wieder auf. Vor 40 Jahren war er dort einer der studentischen Wortführer gegen Kapitalismus, Staat, Kirche und Familie.
"Meine große Zeit meiner revolutionären Karriere waren ja die 70er-Jahre, da war ich hier der Sponti-Häuptling, das, was der Joschka Fischer in Frankfurt war."
Wie man hört, blickt Buselmeier mit gewisser Ironie auf seine Revoluzzer-Zeit zurück. Wie so mancher 68er bezeichnet er sich heute als "konservativ".
"Es lag ja alles irgendwie falsch, wenn man´s von hinten her betrachtet. Es war keine revolutionäre Situation, wir waren keinen revolutionäre Klasse. Wir waren eine kleine Minderheit der Minderheit der Minderheit. Wir haben alles falsch analysiert. (…) Wir haben den Kapitalismus falsch eingeschätzt als untergehend und als "präfaschistisch", stimmte beides nicht. Wir haben den Stalinismus verharmlost. Das macht die Linke bis heute, mit der PDS, würde ich sagen. Wir haben China erschreckend dargestellt, als "Kulturrevolution" Unglaublich, ja? Da sind Millionen umgekommen und wir stellen uns da hin und verherrlichen das, es war vollkommen krank."
Zum 75. Geburtstag neue Auflage des Romans
Vom langsamen Ende linker Utopien Mitte der 70er Jahre erzählt Buselmeiers Roman "Der Untergang von Heidelberg". Er erschien 1981 im Suhrkamp Verlag und spaltete die Kritik. Manche hielten ihn für ein genaues Zeitbild, andre für "schamlos" und "unzitierbar, freilich nicht so sehr aus politischen Gründen, sondern wegen der drastischen Körperlichkeit.
Zitator: "Mir ist übel. Über die Kloschüssel gebeugt, die Hände an der kühlen, gekachelten Wand, speie ich etwas bittere Flüssigkeit, Schleim in das Becken. Ich versuche zu pissen, ein paar Tropfen rollen über den braunen, schrumpeligen Sack und trielen die Beine hinunter. Stumm, ohne es anzusehen, weise ich das Kind in sein Zimmer, ringle mich in die Bettdecke, tief durchatmen, ich stöhne im Rhythmus des Schmerzes, ganz tief, ich schlage mit den Beinen aus, Schweiß läuft mir hinter den Ohren runter, ein heftiges Stechen im Schwanz, die Fingerspitzen kribbeln."
Das Buch war lange vergriffen, jetzt wurde es zu Buselmeiers 75. Geburtstag im Wunderhorn Verlag neu aufgelegt. Der Roman spielt an einem heißen Sommertag 1976 in Heidelberg. Er erzählt in der Ich-Form von einem Schriftsteller Mitte 30, hinter dem man Buselmeier erkennt.
Dem Erzähler geht es richtig schlecht. Er hat einen Nierenstein und höllische Schmerzen. Er kann nicht mehr schreiben, die Beziehung zu seiner Freundin kriselt, die gemeinsame Tochter nervt. Er hasst seine spießige Umgebung und hasst sich selbst. Nach 1968 gehörte er zu den linken Aktivisten in Heidelberg. Jetzt sieht er, dass der Aufbruch gescheitert ist, weil sich die Linke in Theorie-Streiten selbst zerfleischt.
"Die Auflösungserscheinungen waren, wie man sich denken kann, hart. Die ganzen Fraktionen waren spinnefeind. Die K-Gruppen mit den Trotzkisten, mit den Moskau-orientierten Gruppen, mit den Spontis. Die Penner kamen dann natürlich auch, und die Drogen-Typen, und die RAF-Sympathisanten, das "Sozialistische Patientenkollektiv", die waren ja alle da, also ein reines Chaos hier noch."
Vertreter der damals herrschenden Studentengruppen wohnten im "Collegium Academicum", kurz "CA", einem stattlichen Barockbau nah der Uni, der heute Verwaltungsgebäude ist. Einige Zeit hatten die Studenten in dem Haus praktisch Narrenfreiheit.
"Es war hier einfach ein „befreites Gebiet“, noch befreiter als die Uni. Die Uni war schon ziemlich befreit, aber hier war es super-befreit. Es gibt ja so Situationen in Heidelberg, wo in den 70er Jahren die Polizei uns durch die Stadt jagte, mit Wasserwerfern, mit Knüppeln, mit allem drum und dran. Hier konnte man gut demonstrieren, durch die schmalen Gassen war das absolut perfekt. Die Straßenbahnen, zwei Linien in der Hauptstraße, das war noch besser, da konnte man die Straßenbahnen blockieren, dann hatte man alles blockiert."
Wenn es nicht mehr anders ging, flüchteten die Studenten zum „CA“, in dessen Ehrenhof die Polizei sich nicht wagte.
"Und wenn aber die Polizei uns aggressiv verfolgte, dann sind wir hier rein und dann blieben die da stehen, die sind nicht rein in diesen Hof! Dieser Ehrenhof blieb frei von Polizei, bis 1978."
Am 6. März 1978 räumte die Polizei das Haus, warf die Möbel auf die Straße und vernagelte die Fenster. Klappe zu, Revolte tot.
"Eines Morgens um drei bin ich angerufen worden, ich soll kommen, der Boden bebt sozusagen, die Bullen kommen in unglaublichen Massen. Dann bin ich hier hergeradelt. Um drei Uhr bin ich da rein, oder vier, ich weiß nicht mehr, da saßen die letzten Helden in der Aula.
Das war also das Ende und es ist gewissermaßen das Ende dieser linksradikalen Bewegung in Heidelberg gewesen im März 1978. Wir werden rausgetrieben, das wird umgebaut in eine studentische Verwaltung, ein Verwaltungsgebäude. Damit sind sie alles Böse losgewesen."
Der Erzähler in Buselmeiers Roman hält noch halbherzig an der Revolte fest. Er schreibt für die "Heidelberger Rundschau", eine alternative Stadt-Zeitung, die er auf der Hauptstraße verkaufen will.
Zitator: "Immer noch 30 Grad im Schatten, rechter Arm voller Zeitungen, links nebenher läuft mit tickendem Freilauf das Rad. Flaues Gefühl im Magen, leichtes, aber beharrliches Stechen im Schwanz. Die Penicillin-Tabletten nicht vergessen, vielleicht nur eine Nierenentzündung, diese Gesichter, jetzt nicht hier durch müssen, eine Schlucht, die Häuserzeilen eng beieinander, Schlagermusik aus den Boutiquen, Presslufthämmer, die Blicke, wenn ich laut "Heidelberger Rundschau" rufe.
Ich drehe mich um, zwei Kräne überragen das Schloss, die Stadt ist eine Baugrube, Arbeiter mit Helmen beim Betonieren. Wünsche? Oh ja, Autoreifen im Vorbeilaufen aufstechen, es zischt so verwegen, hier und da ein Verkehrsschild in die Straße hereinbiegen oder eine dieser grünen duschenförmigen Straßenlaternen, da staunt ihr."
"Die Hauptstraße ist eine mittelalterliche Straße, das heißt, die ist nicht gerade. Man merkt das aber nur, wenn man genau hinschaut. Sie ist heute reine Fußgängerzone, seit Mitte der 70er Jahre, also seit etwa der Zeit, wo der "Untergang von Heidelberg" spielt.
Hier fuhren in zwei Richtungen Straßenbahnen, einmal hin, einmal zurück, und noch Autos. Heute ist weder Auto noch Straßenbahn da. Da kann man natürlich sagen, das ist ein Vorteil, ist es natürlich auch. Aber es ist doch auch ein etwas schäbiger Ort, durch die Kettenläden, die sich hier alle angesiedelt haben und durch die hässliche Pflasterung. Ist nicht gerade schön."
Souvenirs werden direkt nach Asien verschickt
Wie lebt man als Heidelberger mit all den Touristen, die hier täglich einfallen?
"Wir haben uns früher künstlich aufgeregt, das gehört auch so in die linke Trauergeschichte rein: 'Ach, diese Touristen, schrecklich, was machen die alle für nen Lärm und Unsinn!' Die machen natürlich Unsinn und machen nichts Vernünftiges. Die Massentouristen werden da durchgetrieben, was sollen die schon machen? In meiner Jugend waren das noch Amerikaner, heute sind das Ostasiaten, man sieht, wie die zu Geld gekommen sein müssen. Die Japaner, Koreaner, Thais, die haben alle hier eigene Lokale und haben auch seltsamerweise Läden, wo sie reingehen und kaufen sich ein Taschenmesser oder ne Lederhose oder nen Bierkrug.
Die werden alle da rein geschickt, wahrscheinlich die ganze Truppe, 40 Stück. Koreanisches Kaufhaus, direkt an der Heiliggeistkirche, am Marktplatz, da haben sie ein riesiges schönes Barockhaus gekauft. Ich kann da nix kaufen, ich hab´s mal versucht, zum Spaß. Die kaufen sich dann irgendeinen Scheißdreck, der eigentlich nichts mit Heidelberg zu tun hat, irgend nen Bären oder Affen."
…den sie nicht mal mitnehmen müssen, er würde nur das Reisegepäck beschweren. Der Bär oder Affe wird vom Heideberger Geschäft direkt in die asiatische Heimat des Käufers geschickt …
"Ich bin zu alt, um mich darüber aufzuregen. Ich find´s auch ein bisschen voll hier, aber das können auch die proletarischen Massen aus den Vorstädten sein. Am Wochenende kommen die – proletarisch ist vielleicht falsch, die halbproletarischen Massen aus den Vororten und gehen hier in die Kneipen. Es gibt ja unendlich viele Kneipen, wo man in der Hauptstraße sitzen und essen kann, was ich nie machen würde. Aber am Wochenende hat man eher den Eindruck, es ist die Landbevölkerung, die in der Stadt, in der Hauptstraße hier spazieren geht ."
Michael Buselmeier wurde 1938 in Berlin geboren, unehelich, das war damals ein Stigma. Seine Mutter wohnte eigentlich in Mannheim, floh aber möglichst weit weg, um ihr Kind heimlich zu bekommen. Nach der Geburt kehrte sie nach Mannheim zurück und gab den Sohn ins Kinderheim, bis sie Arbeit gefunden hatte. Dann lebten sie in Heidelberg, wo Buselmeier bis heute geblieben ist.
"Wahrscheinlich hat sie mich so erzogen, dass ich immer bei ihr bleiben musste. Hatte ja nur mich, solche Bindungen sind fatal. Das ist eine Bedingung von meiner Arbeit, dass ich dieses Mutterkind war und sehr abhängig war von meiner Mutter. Sie ist schon 1970 gestorben, da hätte ich eigentlich weggehen können, aber irgendwie bin ich immer hier geblieben."
In den 70er-Jahren wurde Heidelbergs Zentrum "flächensaniert". Mittelalterliche und barocke Häuserzüge wurden zerstört, um Kaufhäuser zu bauen. Hinterhöfe, in denen Studenten und ärmere Leute wohnten, wurden abgerissen, Vorderhäuser als Eigentumswohnungen verkauft – Gentrifizierung nennt man das heute.
"An sich war die Tendenz die, die Stadt auf Trab zu bringen, alles Überflüssige abzureißen und an die Stelle des Überflüssigen Sachen zu setzen, die effektiv sind, also effektiv im Sinne von Geld einbringen."
Buselmeier protestierte wie viele andere dagegen, aber ihm ging es nicht nur um die Sache, sondern auch um einen Teil seiner Biografie.
"Erst mal hat mich das mehr als die andern geärgert, weil ich im Gegensatz zu den anderen ein richtiger Heidelberger war. Ich bin hier aufgewachsen, ich kannte jede Straße, kannte jede Ecke, jedes Haus. Die Abrisse haben mich stärker betroffen als jemanden, der hier nur studiert hat. Ich kannte mich aus.
Nicht so wie ich mich heute auskenne als Stadtführer, aber ich hatte so ne gewisse substantielle Kenntnis und Liebe auch zu der Stadt und den Gebäuden und den Stadtvierteln und den traurigen Hinterhöfen, zu den verpissten Ecken usw., das fand ich alles schön. Ich war also total sauer, was immer sie abgerissen haben, war ich total sauer."
Heute weiß Buselmeier, dass eine Sanierung der Heidelberger Altstadt nötig war – freilich nicht in der rabiaten Form, wie sie damals geschah. Im Roman „Der Untergang von Heidelberg“ hat er sich seine damalige Wut von der Seele geschrieben.
Zitator: "Jetzt steht die Kaufhalle da. Hier macht das Einkaufen Spaß, ja, C&A, Kaufhof, Dyckhoff, ihr habt es geschafft, die Stadt gehört der Pest. Wo ich hinschau: Plastikfassaden, die Rundbögen herausgebrochen, damit mehr Licht auf den Warendreck fällt."
Gegen solche Passagen schneidet Buselmeier im Roman immer wieder Erinnerungen an die Heidelberger Kindheit und Jugend seiner Hauptfigur, sie gehören zu den schönsten Passagen des Buches.
Zitator: "Wir führten gegen andere Banden Krieg, stahlen Obst und köpften aus Langeweile die Pfosten von Garteneinfassungen. Zaunlücken, dunkle, zugewucherte Gärten, Pfade durch Brennesselgestrüpp und Brombeerhecken, das Schloss knirscht. Schleichwege zu den Vogelgräbern über moosbewachsene Steine und heiße, gewellte Dachpappe hinweg. Eine Mauer, mit farbigen Glasscherben bestückt. Allein in der Wohnung zwischen schweren, dunklen Möbelstücken, hellgrünes Licht fällt zum Fenster herein. Die Straße ist leer, erste Regentropfen narben den Staub. Schnell wird es finster, es zuckt über der Mauer, rumpelt, der Nussbaum stürzt."
Der "Untergang", von dem der Buchtitel spricht, hat also mehrere Bedeutungen. Es geht um den kranken ausgebrannten Ich-Erzähler, der sich erstmals der eigenen Endlichkeit bewusst wird; um seine Erinnerungen an die Kindheit in einem Heidelberg, das es nicht mehr gibt; um das Ende der studentischen Linken; und um die Zerstörung der Heidelberger Altstadt durch die Flächensanierung der 70er Jahre. Erst jetzt, nach über 30 Jahren, hat Buselmeier das Buch wieder gelesen.
"Ich könnte das nicht mehr schreiben, weil mir diese Überzeugungskraft fehlt, an die Revolution zu glauben und an so etwas. Das Buch – politisch bin ich weit davon weg, das ist überhaupt nicht zu retten, aber von der Machart find ich´s gar nicht schlecht. Ich denke, dass sich mein Stil nicht so sehr verändert hat."
400 Schweine, 400 Kühe und 400 Studenten
Ende der 80er Jahre erfand Buselmeier für Heidelberg so genannte literarische Stadtführungen, die es heute ähnlich in vielen Städten gibt. Allerdings ging es ihm dabei nicht nur um Literatur, sondern auch um einen kritischen Blick auf die Stadt.
"Ich war frech, ich hab den Oberbürgermeister beleidigt, ich hab alle möglichen Leute beleidigt während der Führung. Ich war der neue Typus, der nicht mehr brav und dienstbar ist und sagt 'Da ist das Schloss', sondern der Geschichten erzählt, aber keine erfindet – der eher die Legenden hinterfragt."
Womit wir wieder bei der Heidelberger Romantik wären, bei Brentano, Arnim und Eichendorff.
"Die vier Jahre Studium für die Leute, für diese Herrenschicht, die damals studierte, die waren ihre einzige Freiheit, die sie im Leben hatten. Auch diese privilegierten Leute hatten im Grunde keine Freiheit. Bis zum Abitur sind sie von ihren Eltern und Lehrern verprügelt worden, dann kamen sie vier Jahre zum Studium und dann ging´s in den Beruf, da war´s gnadenlos: Heirat, Beruf, alles öde.
Aber die schönen vier Heidelberger Jahre, die waren's! Besonders die Sommersemester, die waren besonders toll, mit Schiffchen fahren, Kutsche fahren, Bier trinken, Bürgermädchen verführen, das war ihr Leben."
Wobei nicht alles eitel Sonnenschein war. Die Texte der Heidelberger Romantiker entstanden vor einer buchstäblich "saumäßigen" Kulisse.
"Wir würden heute sagen, es wäre anstrengend in so einer Stadt zu leben, eigentlich unvorstellbar. Die Straßen sind in der Regel unsauber, in jedem Hinterhof drei Handwerksbetriebe, die lärmen, manchmal verlegen die ihre Arbeit auf die Straße und arbeiten auf der Straße. Es gibt in der Altstadt um 1800 400 Pferde, 400 Schweine, 400 Kühe und 400 Studenten, das ganze Kleinvieh gar nicht gerechnet. Es muss ein ungeheurer Lärm gewesen sein von den Tieren, Dreck von den Tieren.
Die Kanalisation war auch von den Menschen nicht so geordnet wie heute, die haben das in den Fluss geleitet. Und es gibt diesen Lärm der Handwerksbetriebe… Ich glaube, die mussten schon einigermaßen drüber weg sehen oder sie haben das gar nicht mehr bemerkt. Wenn man die Texte liest, kommt die Beschwerlichkeit des Alltaglebens, nur von da nach da zu kommen, nicht vor."
Buselmeiers Stadtführungen gehören heute fest zum Heidelberger Kulturleben. Aus dem ehemaligen Bürgerschreck ist ein Bürger-Führer geworden, der aber immer noch gern provoziert. Früher polemisierte er gegen die CDU, heute gegen die Grünen, bei denen viele 68er gelandet sind, die Zeiten haben sich geändert. Und die Neuausgabe des Romans "Der Untergang von Heidelberg" erschien mit freundlicher Unterstützung der Stadt Heidelberg – die, zumindest bis jetzt, noch steht.
Gesang: "Und stechen mich die Dornen und wird mir´s drauß zu kahl / geb ich dem Ross die Sporen und reit ins Neckartal."
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