Stabat Mater und Sardische Gesänge

Archaische Mütter

Das Vokalensemble "Cuncordu de Orosei" aus Sardinien
Das Ensemble "Cuncordu de Orosei" aus Sardinien © Alessandro Addis/Ludwigsburger Schlossfestspiele
17.07.2015
Traditionelle Vokalmusik aus Sardinien und alte und neue Stabat-Mater-Kompositionen trafen in diesem Konzert der Ludwigsburger Schlossfestspiele aufeinander, interpretiert von ausgewiesenen Experten auf dem jeweiligen Gebiet.
Das mittelalterliche Gedicht „Stabat mater" über die Leiden Marias bildet in der Form mehrerer Kompositionen aus verschiedenen Jahrhunderten den Dreh- und Angelpunkt dieses Konzerts. Drei verschiedene Ansätze sind zu erleben im „Stabat mater" von Josquin Des Prez, einem mündlich tradierten „Stabat mater" aus Orosei, dem Heimatort des sardischen Vokalensembles „Cuncordu de Orosei", und dem „Stabat mater" des estnischen Gegenwartskomponisten Arvo Pärt.
Dabei schaffen die vier Männer von „Cuncordu de Orosei", die das Konzert eröffnen, eine ganz besondere Atmosphäre, die sich anschließend durch den gesamten Abend zieht. Sie pflegen mit ihrem Ensemble den traditionellen gutturalen Obertongesang Sardiniens, eine archaische Kulturform, die heute noch von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Umspielt und ergänzt werden die „Stabat mater"-Gesänge von traditionellen sardischen Gesängen und instrumentalen sowie instrumental-vokalen Stücken diverser anonymer Schöpfer, dazu von Werken Arcangelo Loris und Orazio Bassanis.
Das Ensemble „Il Suonar Parlante", das der Gambist Vittorio Ghielmi leitet, spielt in unterschiedlichen Besetzungen und hat sich dabei auf die Spielweise spezialisiert, die der Ensemblename bereits andeutet: Die Imitation der menschlichen Stimme. In der Schlosskirche des Residenzschlosses Ludwigsburg spielte „Il Suonar Parlante" in der Besetzung von drei Gamben und einer Laute.
So unterschiedliche Interpreten wie „Il Suonar Parlante", „Cuncordu de Orosei" und die drei Gesangssolisten Graciela Gibelli, Margot Oitzinger und Tore Tom Denys fanden in diesem Konzert ganz natürlich zusammen.
Ludwigsburger Schlossfestspiele
Schlosskirche, Residenzschloss Ludwigsburg
Aufzeichnung vom 1. Juli 2015
Trad. aus Orosei
Libera me Domine
Arcangelo Lori
Toccata del Signor Arcangelo
Trad. aus der Gascogne
La Passion de Jésus-Christ
Trad. aus Orosei
Stabat mater
Josquin Desprez
Stabat mater für fünf Stimmen
Trad. aus Orosei
Gotzos de sas animas
Santino Garsi
La Mutia
La ne mente per la gola
Corrente
Orazio Bassani
aus: Vergine bella chi di sol vestita
Alla bastarda
Arvo Pärt
Stabat mater
Graciela Gibelli, Sopran
Margot Oitzinger, Mezzosopran
Tore Tom Denys, Tenor
Cuncordu de Orosei, Sardisches Vokalensemble:
Paolo Burrai, Mesuvoche (Oberstimme)
Giovanni Rosu, Voche (Vorsänger)
Martino Corimbi, Cronta (Alt)
Franco Sannai, Bassu (Bordunbass)
Il Suonar Parlante:
Rodney Prada, Viola da gamba
Cristiano Contadin, Viola da gamba
Luca Pianca, Laute
Leitung und Viola da gamba: Vittorio Ghielmi
nach Konzertende ca. 21.15 Uhr:
Aula der Jugendmusikschule im Kunstzentrum Karlskaserne Ludwigsburg
Aufzeichnung vom 17. Juni 2015
"Haben wir das Hören verlernt?" - Podiumsdiskussion
mit Christiane Schützer, Leiterin Jugendmusikschule Ludwigsburg e.V.; Eckart Altenmüller, Direktor Institut für Musikphysiologie und Musikermedizin der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover; Frieder Bernius, Dirigent und Künstlerischer Leiter des Musik Podium Stuttgart e.V.; Reiner Pfisterer, Musikfotograf; Thomas Wördehoff, Intendant der Ludwigsburger Schlossfestspiele; Moderation: Ruth Jarre