Staatstheater Augsburg nach der Pandemie

Ins Ballett mit der Virtual-Reality-Brille

06:32 Minuten
Im Balletstück "Kinesphere" des Staatstheaters Augsburg tanzt das Ensemble mit einem Kuka-Industrieroboter. Mit einer Virtual-Reality-Brille kann das Stück sowohl im Schauspielhaus als auch Zuhause angeschaut werden.
Im "Kinesphere" des Staatstheaters Augsburg tanzt das Ensemble mit einem Kuka-Industrieroboter. © Staatstheater Augsburg / Jan-Pieter Fuhr
André Bücker im Gespräch mit Marietta Schwarz · 20.07.2021
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Das Staatstheater Augsburg hat auf die Corona-Pandemie reagiert und eine digitale Theatersparte gegründet. Um Ballett zu genießen, kann man sich jetzt eine VR-Brille zuschicken lassen. Und Nutzer von Videospiele-Plattformen stolpern über die "Winterreise".
Was bleibt von der Corona-Pandemie, wenn sie vorbei sein wird? Das Staatstheater Augsburg hat sich strukturell verändert und eine fünfte Sparte gegründet: das digitale Theater. "Wir haben schon ein ganzes Repertoire aufgebaut", berichtet Intendant André Bücker.
Spezialisiert ist das Theater nun auf Virtual Reality (VR), also die Erzeugung von virtuellen Realitäten durch einen Computer. Für diese Welt brauchen Nutzerinnen und Nutzer in der Regel eine VR-Brille.
Digitale Kommunikationswege seien in der Pandemie immer wichtiger geworden, betont Bücker - und die einzige Möglichkeit von Kulturhäusern, "nach außen zu kommunizieren, nachdem andere Kommunikationswege abgeschnitten waren".

VR-Brillen und Industrieroboter

Das digitale Engagement des Staatstheaters soll auch nach der Pandemie bestehen bleiben, so Bücker. Dieser Vorsatz werde sich auch in der nächsten Spielzeit im Programm zeigen. So wird das Ballettstück "Kinesphere" des Choreografen Ricardo Fernando am 10. September Premiere feiern, als erstes Stück der neuen Saison – und das komplett digital.
Es sei bereits aufgezeichnet worden und befinde sich derzeit in der Postproduktion, sagt Bücker. In "Kinesphere" tanzt das Ballettsemble mit einem Kuka-Industrieroboter, der zum Beispiel von Autoherstellern genutzt wird.
Um das Stück sehen zu können, müssen die Zuschauerinnen und Zuschauer in Augsburg beim Theater VR-Brillen bestellen, die dann per Post oder Fahrradkurier kommen. Darauf sei die Produktion gespeichert. Außerdem soll es auch eine Premiere im Theater selbst geben.

Streaming auf der Plattform Twitch

Das Haus werde sich weiterhin ausprobieren und mit neuen Ausspielwegen und Kooperationspartnern experimentieren, kündigt Bücker an. Unter anderem werden mehrere Stücke auf der Videospiele-Plattform Twitch gezeigt, parallel zum Streaming-Angebot auf der eigenen Webseite. Das Ballett "Winterreise" hätten auf diese Weise 25.000 Menschen gesehen, von denen die meisten wohl vorher noch nie in einem Theater gewesen seien, berichtet der Intendant.
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