St. Matthäus lebt

Wie man einen Friedhof am Sterben hindert

Grabstein von Rio Reiser auf dem St. Matthäus-Friedhof in Berlin-Schöneberg
Grabstein von Rio Reiser auf dem St. Matthäus-Friedhof in Berlin-Schöneberg © Deutschlandradio / Cara Wuchold
Von Ulrike Bajohr · 23.06.2017
Wenn keiner mehr begraben wird, ist ein Friedhof tot. Nicht unwahrscheinlich in einer Welt des Mir-doch-egal-wo. Zum Glück ist die Prominenz unsterblich. Auf dem Alten Sankt-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg fotografieren die Lebenden gern die Steine der Brüder Grimm und Rudolf Virchows, des Molkereizaren Bolle oder des Psychiaters Griesinger.
Schweigend, ergriffen, schmunzelnd halten sie woanders inne: Bei den Sternenkindern, deren verwaiste Eltern manchmal vor den kleinen Gräbern picknicken. Bei Rio Reisers Ruhestätte voller Herzen und Kronen. Am frischen Ehrengrab einer sehr alten Frau, die 12 Jahre tot sein musste, bevor man sich ihrer erinnerte: Hilde Radusch, Feministin, Kommunistin.
Vor uralten Gräbern, die längst eingeebnet wären, hätten sie nicht Paten gefunden, die sie am Leben halten. Zum Eigenbedarf. Manchmal sind es viele Paten, und viele neue Namen stehen auf den alten Tafeln. Männer, deren der PositHIV e.v. gedenkt. St. Matthäus lebt! Gleich neben dem Eingang gibt es … Kaffee und Kuchen.
Produktion: Dlf 2017