Sri Lanka und der Klimawandel

Landwirtschaft wird zum Glücksspiel

23:11 Minuten
Ein Arbeiter zwischen Teepflanzen auf der Plantage von Queensberry Tea Estate.
Arbeiter auf einer Teeplantage in Sri Lanka: Die Qualität der Blätter hängt ganz entscheidend vom Klima ab. © Emre Caylak / Nicole Graaf
Von Nicole Graaf und Emre Çaylak · 25.07.2019
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Sri Lanka leidet unter extremen Wetterlagen, Hitze und Wassermangel. Der Monsun, der Regen und Abkühlung bringt, ist aus dem Takt geraten. Unter diesen Bedingungen Tee, Reis und Gemüse anzubauen, wird immer schwieriger.
Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung auf dem Feld von Bauer Darmadasa und seiner Frau Wimalawathie. Dicke grüne Wassermelonen wachsen da zwischen sich am Boden schlingenden Blättern. Langbohnenpflanzen winden sich an Kletterhilfen empor und die Gurkenernte ist fast reif. Aber der Eindruck trügt. Diese Region im nördlichen Zentrum Sri Lankas leidet unter Wassermangel, sagt Wimalawathie. Wie viele Menschen auf dem Land verwendet sie nur einen Namen. Die hochgewachsene ältere Frau mit sanftem faltigem Gesicht und tiefer Stimme zeigt auf die Wassermelonen.
"Wegen des Wassermangels geben diese Pflanzen hier nicht so viele Früchte. Manchmal sterben sie vorzeitig. Wenn sie nicht genug Wasser bekommen, dann fallen die Blätter ab und sie gehen ein."
Angebaute Pflanzen auf einem Feld vor dem Haus von Wimalawathie und ihrem Mann Darmasada
Mühsame Landwirtschaft in einer trockenen Region Sri Lankas - Das Haus von Wimalawathie und ihrem Mann Darmasada.© Emre Caylak
Der hügelige Landstrich gehört zwar zu den trockeneren Regionen Sri Lankas. Dennoch steht er unter dem Einfluss des Nordostmonsuns. Sri Lanka ist nur etwa so groß wie Irland, beinhaltet aber ganz unterschiedliche Klimazonen. Der Monsun kommt je nach Region zu unterschiedlichen Zeiten.
Der Nordostmonsun erreicht seinen Höhepunkt von Oktober bis Dezember, im Südwesten regnet es vor allem von April bis Juni und dann noch einmal im Oktober und November. Im zentralen Hochland ist es beständig feucht und kühl. Der größte Teil des Nordens und Ostens gilt als trocken, der äußerste Nordwesten und der äußerste Südosten gar als sehr trocken. In jeder dieser Zonen haben sich die Menschen, vor allem die Bauern, auf das ganz spezifische Klima eingestellt und ihre Pflanzperioden geplant.

In den letzten Jahren kein richtiger Monsun mehr

Aber jetzt geht das Wetter immer häufiger durcheinander, wie der Bauer Darmadasa erzählt. Ihm fehlen zwar ein paar Zähne, aber geistig ist er noch topfit. Das kommt vom Zeitunglesen, meint er.
"In der Regenzeit pflanzen wir Reis an. Früher gab es immer Vorhersagen, wann die Regenzeit genau beginnen würde, und so war es dann auch. So haben wir dann geplant. Jetzt hat sich alles geändert und wir können nicht mehr vorhersehen, wann der Regen kommen wird. Normalerweise sollten wir hier starke Regenfälle von Oktober bis Dezember haben. Aber manchmal regnet es jetzt kaum in dieser Zeit. In den letzten fünf, sechs Jahren hatten wir keinen richtigen Monsun mehr."
Darmasada trägt einen Eimer mit Wasser.
"Jetzt können wir in der Trockenzeit nicht mehr viel anbauen", sagt Darmasada.© Emre Caylak
Geringere Regenfälle während der Monsunzeit haben vor allem Auswirkungen auf den zweiten Anbauzyklus während der Trockenzeit etwa ab April. Früher konnten die Bauern hier in dieser Zeit problemlos alle möglichen Sorten von Gemüse anbauen, aber jetzt nicht mehr, erklärt Darmadasa.
"Wenn es in der Regenzeit genug regnet, dann haben wir kein Problem, denn der Boden speichert genug Wasser. Das reicht dann aus, um auch in der Trockenzeit etwas anzubauen. Zu der Zeit haben wir früher viele Arten von Hülsenfrüchten gepflanzt. Aber jetzt können wir in Trockenzeit nicht mehr viel anbauen."
Wimalawathi und Darmasada sitzen in zwei Sesseln nebeneinander.
Besorgte Gesichter: Wimalawathi und Darmasada erzählen, dass das Wetter unberechenbar geworden ist.© Emre Caylak
Das Ehepaar besitzt zwar einen Brunnen hinter dem Haus und mit einer kleinen motorbetriebenen Pumpe können sie die Flächen nahe des Hauses bewässern, aber bis zu dem Acker mit den Melonen ist es zu weit, sagt Wimalawathie und führt an den Rand des Feldes.
"Dahinten die Pflanzen können wir mithilfe der Motorpumpe bewässern. Aber bis hier ist das schwierig. Diese Pflanzen hier können leicht eingehen."

Vor fünf Jahren war alles noch anders

Außerdem liegt der Grundwasserspiegel viel tiefer als er um diese Jahreszeit sollte. In dem Brunnen der Bauersleute muss man weit hinabblicken, um den Wasserspiegel zu erkennen. Das bringt auch Probleme für den Alltag, sagt Darmadasa:
"Wir haben nicht genug Wasser für unseren täglichen Gebrauch, zum Trinken, für den Abwasch und zum Baden. Um uns zu waschen gehen wir zu dem Fluss dahinten. Vor fünf Jahren mussten wir das noch nicht."
Ende Mai ächzt auch die Hauptstadt Colombo unter der Hitze. Das Thermometer zeigt täglich zwischen 32 und 34 Grad, das sind ein bis zwei Grad mehr als der historische Durchschnitt. Die Luftfeuchtigkeit beträgt rund 80 Prozent. Wer etwa aus einem Geschäft mit Klimaanlage heraustritt, dem strömt ein Schwall feuchtheißer Luft entgegen wie in einer Sauna. Hier an der Westküste des Landes sollte eigentlich der Südwestmonsun längst da sein. Der Mai ist eigentlich der regenreichste Monat. Aber bisher gab es nur einige wenige starke Gewitter und dann wieder tagelang nichts außer sengender Sonne.
Erst Anfang Juni ist der Südwestmonsun in Colombo endlich in vollem Gange und bringt spürbar Abkühlung. Die Verspätung des Südwestmonsuns und die geringe Regenmenge des Nordostmonsuns hängen mit dem Klimawandel zusammen, sagt Dr Erandathi Lokupitiya, Klimaforscherin an der Universität von Colombo. Sie hat an diesem Tag frei und arbeitet von daheim aus.

Längere Dürreperioden und häufigere Überschwemmungen

Colombo durch den Regen endlich in frischem Grün. Das Haus ist im typischen Stil Sri Lankas gebaut mit viel Holz, hohen Decken und offenen Räumen. Das sorgt für ein gutes Klima, selbst wenn es draußen heiß ist. Doktor Lokupitiya sitzt in ihrer Arbeitsecke zwischen Küche und Wohnzimmer und hat ihren Computer aufgeklappt. Die Daten der letzten Jahre lassen nichts Gutes verheißen, sagt sie.
"Der Klimawandel betrifft Entwicklungsländer, die auf Inseln liegen am meisten. Sri Lanka steht auf Platz zwei des Klimarisikoindexes. Als Inselstaat sind wir ziemlich verwundbar. Was uns am meisten zu schaffen macht, ist dass es immer häufiger zu Wetterextremen kommt. In letzter Zeit haben wir häufiger lange Dürreperioden einerseits und häufigere Überschwemmungen andererseits. Das hat sich sehr negativ auf das Leben der Menschen ausgewirkt, vor allem auf die Bauern. Wir haben seit je her sehr viel Reis produziert, aber jetzt müssen wir sogar Reis importieren, weil die Bauern in manchen Gegenden gar keinen mehr anbauen können. In Madampe konnten die Bauern seit vier Jahren keinen Reis mehr anbauen. Sie müssen sich also einen anderen Job suchen."
Erandathi Lokupitiya posiert lächelnd für ein Foto.
"Als Inselstaat sind wir ziemlich verwundbar", sagt die Klimaforscherin Erandathi Lokupitiya. © Nicole Graaf
Vor allem in den trockeneren Regionen leiden nicht nur die Bauern unter dem Wassermangel, sondern auch die Wildtiere. Besonders schwer wiegen die Auswirkungen auf endemische Arten, das heißt Arten, die nur auf Sri Lanka leben. Sollten sie dort aussterben, wären sie unwiederbringlich verloren. Sri Lanka zählt wegen seiner vielen endemischen Arten zu den Hotspots der Artenvielfalt weltweit.
"Kürzlich wurde entdeckt, dass viele endemische Amphibienarten bedroht sind", sagt Erandathi Lokupitiya. "Das betrifft vor allem jene in den Bergregionen, die an das kühle Klima dort angepasst sind. Wenn es dort wärmer wird, dann finden sie keine kühleren Zonen mehr. Sie könnten also aussterben. Manche Insekten reagieren auch sehr sensibel auf einen Temperaturanstieg. Sie können ja ihre Temperatur nicht selbst regulieren, sondern sie wird bestimmt von der Außentemperatur. Ab einer bestimmten Toleranzgrenze sterben sie. Ich erinnere mich, als ich klein war, sahen wir immer große Schwärme von gelben Schmetterlingen. Jetzt sind sie nicht mehr da. Viele Tiere, die wir als Kinder kannten, sieht man heute nicht mehr."

Wärmere Temperaturen bergen Gefahren

Die meisten endemischen Arten in Sri Lanka sind noch kaum erforscht. Daher weiß man auch nicht genau, wie sie auf einen anhaltenden Anstieg der Temperaturen reagieren werden. Ebenso sind die Auswirkungen des Klimawandels auf Krankheitserreger noch nicht wirklich untersucht. Doktor Lokupitiya glaubt, dass wärmere Temperaturen da sicherlich Gefahren bergen.
"Anfang der 90er war noch kaum die Rede von Dengue-Fieber bei uns. Aber jetzt gibt es viel mehr Fälle. Ich glaube, das hängt auch mit den Klimawandel zusammen. Wenn es warm ist, dann freuen sich diese üblen Organismen: Moskitos und all diese Krankheitserreger. Ich glaube, dass wärmeres Wetter auf jeden Fall eine Rolle spielt und sie sich dadurch stärker vermehren. Die Dengue-Mosquitos sind inzwischen in höhere Breitengrade vorgedrungen, weil es global wärmer geworden ist."

Versalzene Böden als Folge des Klimawandels

Doktor Lokupitiya kommt aber noch einmal zurück auf die Landwirtschaft. Sie sieht noch ein weiteres Problem, das durch den Klimawandel verstärkt wird, eines auf das man nicht unbedingt kommt.
"Eine meiner Studentinnen hat zu den Auswirkungen von Salz in den Böden von Reisfeldern geforscht. In den Trockenzonen lagert sich durch die Bewässerung Salz ab. Wenn es nun zu schweren Dürreperioden kommt, dann bleibt durch Verdunstung mehr Salz auf der Oberfläche und die Böden versalzen. In manchen betroffenen Gegenden ist die Reisernte durch versalzene Böden um fast 60 Prozent eingebrochen."
Ein Arbeiter zeigt unterschiedlich große Teeblätter.
Die kleinsten sind die besten - Teeblätter auf der Plantage von Queensberry Tea Estate.© Emre Caylak
Was die Landwirtschaft angeht sind nicht nur die vielen Kleinbauern von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen, auch die Großfirmen leiden darunter. Sri Lanka ist berühmt für seinen Tee, den schwarzen Ceylon-Tee, benannt nach dem Namen der Insel zur Zeit der britischen Kolonialherren. Die Briten etablierten den Anbau auf Großplantagen. Einer der größten Hersteller von Tee ist heute die Firma Dilmah. Sie besitzt riesige Ländereien mit Teeplantagen. Neben dem Geschäft mit dem Tee hat der Besitzer von Dilmah, Merill J. Fernando, einer der reichsten Menschen Sri Lankas und als Philanthrop bekannt, ein Forschungsinstitut gegründet, die Dilmah Conservation Society.
Sie ist in einem großen Bürogebäude der Firma abgesiedelt gleich neben der Teefabrik im Norden Colombos. Der Weg führt über einen großen Hof an den Produktionsstätten entlang. Angestellte, die mit ihren blauen Hauben und Kitteln aussehen wie Krankenpfleger, kommen gerade aus der Pause. Der Duft von grünem Tee liegt in der Luft. Erst nach der Röstung wird daraus Schwarztee.
Teepflanzen auf dem Feld einer Plantage
Reagieren sensibel auf Klimaveränderungen: Teeblätter wachsen - noch - reichlich auf den Plantagen Sri Lankas.© Emre Caylak
Im zweiten Stock des gläsernen Bürogebäudes begrüßt uns Asanka Abayakoon, der die Society leitet. Der freundliche Endvierziger gibt sich bei der Hitze draußen leger mit einem Karohemd, dessen Ärmel er über die Ellenbogen gekrempelt hat.
"Klimawandel ist eine der Hauptbereiche zu denen wir arbeiten. Wir betreiben die einzige private Klimaforschungsstation in Sri Lanka. Wir forschen zum Teeanbau und anderen landwirtschaftlichen Produkten. Wir untersuchen wie sich das sich wandelnde Klima darauf auswirkt und wie wir unsere Plantagen anpassen können. Dafür arbeiten wir auch mit Universitäten und anderen Wissenschaftlern zusammen."

Der Geschmack von Tee hängt extrem vom Klima ab

Die Firma rühmt sich damit, als eine der wenigen großen Unternehmen Sri Lankas CO2-neutral zu arbeiten. Ihre Emissionen gleicht sie durch den Kauf von CO2-Zertifikaten aus, aber auch durch Umstellungen im Betrieb selbst. Am Aufzug klebt ein großes Schild. Es animiert die Mitarbeiter dazu, doch zugunsten ihrer Gesundheit und des Klimas, die Energie, die der Aufzug benötigt, lieber selbst zu verbrennen und die Treppe zu nehmen.
Die Forschung zum Klimawandel betreibt der Teegigant aber nicht allein aus Gutwillen oder zu Image-Zwecken, sondern durchaus auch zum Eigennutz, erklärt Abayakoon.
"Tee wird ja als Monokultur angebaut, das birgt ein großes Risiko. Und der Geschmack von Tee hängt extrem stark vom Klima ab. Zum Beispiel eine unserer besten und teuersten Teesorten wächst nur in einer ganz bestimmten Region zu einer ganz bestimmten Zeit. Wenn der Wind etwa eine Woche lang stark weht und die Pflanzen unter Stress setzt. Dann produzieren sie diese Art von Tee und die Ernte ist zehn- bis 30-mal höher als die reguläre Ernte. Wenn wir also von solch speziellen Wetterphänomenen abhängen, dann müssen wir mit den Bedingungen sehr vorsichtig umgehen und den Klimawandel im Auge behalten."

Forschungsstation zum Klimawandel

Von der Forschung soll laut Abayakoon die gesamte Teebranche Sri Lankas profitieren. Denn alle Produzenten speisen ihren eigenen Anbau bei zentralen Auktionen ein und müssen dann darauf mitbieten. Das geschieht, damit kein Monopol entsteht. So landet nicht nur der eigene Tee in den Verpackungen, sondern auch Tee von anderen Produzenten.
"Wir wollen da auch Standards für die anderen setzen. Denn am Ende verpacken wir nicht nur unseren eigenen Tee, sondern auch den von anderen. Deshalb müssen wir zusehen, dass deren Qualität auch sehr hoch ist, damit der Geschmack stimmt."
Die Forschung zum Klimawandel und dessen Auswirkungen auf den Teeanbau findet vor allem in einer eigens errichteten Forschungsstation und Wetterwarte statt. Sie liegt auf einem Hügel, nahe der kleinen Stadt Nawalapitiya in der südlichen Bergregion Sri Lankas.
Blick auf die Forschungsstation, die auf einem Hügel liegt.
Das Forschungszentrum der Firma Dilmah analysiert den Einfluss des Klimawandels auf die Teeproduktion.© Emre Caylak
Von hier oben überblickt Vatkm Prabashwara die riesigen Teeplantagen der Firma, die sich wie ein grob genoppter, dunkelgrüner Teppich über die geschwungenen Hügel ziehen. Prabashwara ist erst 26, doch er betreut bereits die Forschungsstation. Er arbeitet hier oben zudem an seiner Doktorarbeit.
Vatkm Prabashwara zeigt zwei Teepflanzen.
Junger Klimaforscher in Sri Lanka: Vatkm Prabashwara mit zwei Teepflanzen auf der Plantage von Queensberry Tea Estate.© Emre Caylak
Während die tiefer gelegenen Landstriche am Fuß dieser Berge unter fast 40 Grad Hitze ächzen, zieht er den Reißverschluss seiner Sweatjacke bis zum Kinn. Kurz vor Sonnenuntergang hat sich in den Tälern bereits Nebel gebildet.
Die Qualität von Tee hängt ganz entscheidend vom Klima ab. Die Pflanzen reagieren sehr sensibel, sowohl auf unerwarteten Regen, als auch auf unplanmäßig lange Trockenphasen. Und sie brauchen viel Pflege. Jeder Arbeitsschritt muss zu einer bestimmten Zeit erfolgen. So müssen die Plantagenmanager ganz genau planen, was wann passieren soll, erklärt Prabashwara.
"Eine wichtige Methode beim Teeanbau ist der Rückschnitt. Alle vier Jahre sollten wir die Büsche bis auf die Hauptäste zurückschneiden, damit sie wieder neu ausschlagen können. Das sollten wir am Beginn einer längeren Trockenphase tun. Wenn nun plötzlich unerwartet Regen einsetzt, dann schlagen die Pflanzen zwei, drei Wochen später wieder aus und die Schösslinge werden leicht vom Brandpilz befallen, wenn es zu feucht und neblig ist. Wenn das bei gerade erst zurückgeschnittenen Pflanzen passiert, dann sind sie erledigt. 50 Prozent der Pflanzen werden das nicht überleben. Und auf der anderen Seite: Normalerweise wissen die Leute, der Regen kommt Ende Februar, deshalb müssen wir die Pflanzen im Januar zurückschneiden. Dann schlagen sie aus und wenn der Regen zu spät kommt, dann werden all diese Schösslinge absterben, weil es zu trocken und zu warm ist."

Die Daten beweisen, dass das Klima sich verändert

Im Inneren der Forschungsstation, einem futuristisch wirkenden Glaskubus, sieht Prabashwara die Daten der Messgeräte auf seinem Computer: Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit, Windstärke, Regenmengen. Die Aufzeichnungen der Wetterstation deuten eindeutig darauf hin, dass das Klima sich verändert.
"Hier ist der Bericht für diesen Monat. An den meisten Tagen lagen die Temperaturen zwischen 17,7 Grad und 17,4 Grad. Aber letztes Jahr um diese Zeit waren es zwischen 15,8 und 16 Grad. Das ist also fast ein Grad Unterschied. Man mag sagen, ein Grad, das ist ja nicht viel. Aber ein Grad kann schon große Auswirkungen auf ein Ökosystem haben, auf das Verhalten von Tieren, das Wachstum von Pflanzen und vieles mehr."
Die schwierige Anpassung an den Klimawandel beschäftigt aber nicht nur die Plantagenmanager und Firmenchefs. Sie hat auch ganz konkrete Auswirkungen auf die Arbeiter in den Teeplantagen, viele davon Frauen.

Der Klimawandel hat auch Folgen für die Arbeiter

Wenn sich Arbeitsschritte aufgrund des Wetters verzögern oder die Ernte geringer ausfällt, dann haben die Arbeiter weniger zu tun. Das wirkt sich auf ihr Einkommen aus, denn sie werden pro Tag bezahlt. Jebamala Pertisiya arbeitet als Teepflückerin bei Dilmah. Die hagere 53-Jährige, die viel älter wirkt, macht diesen Job seit 35 Jahren. Selbst während sie antwortet und ihr Vorgesetzter übersetzt, hören ihre flinken Finger nicht auf die jungen Teeblätter und Knospen von den Büschen zu pflücken und in den Korb zu werfen, der von einem Gurt auf ihrem Kopf über ihren Rücken hängt.
"Wenn es hier nichts zu tun gibt und wir nichts verdienen können, dann müssen wir uns woanders Arbeit suchen, bei den kleineren Teebauern. Dort bekommen wir 3 oder 3,50 Euro am Tag. Aber wir müssen davon 50 Cent für den Bus ausgeben, um dorthinzufahren."
Jebamala Pertisiya pflückt Teeblätter.
Arbeitet hier seit 35 Jahren - Jebamala Pertisiya pflückt Tee auf der Plantage.© Emre Caylak
Vatkm Prabashwara auf der Forschungsstation sucht nicht nur nach Möglichkeiten, die Teepflanzen an ein sich veränderndes Klima anzupassen. Auch die Menschen muss man anpassen, sagt er.
"Die Leute haben ihre eigene Meinung und ihre Gewohnheiten. Die Teebauern und Plantagenmanager haben gelernt, einem bestimmten Muster zu folgen. Das werfen sie nicht gern einfach über den Haufen. Wenn wir da kommen und sagen, 'mach das jetzt so und nicht so', dann werden sie sagen: 'Nein, nein, mein Großvater hat mir das so beigebracht' oder 'mein Boss hat mir das so gesagt, warum soll ich das jetzt anders machen? wer bist du überhaupt?' Wir müssen da sehr behutsam vorgehen. Wir haben zwar unsere Forschungsergebnisse, aber sie in die Praxis umzusetzen braucht Zeit."

Mensch und Tier konkurrieren um Wasser

Dass man die Menschen bei jedwedem Lösungsversuch unbedingt mitbedenken muss, findet auch Ravi Corea. Der Biologe mit den kräftigen Oberarmen eines passionierten Schwimmers ist Gründer und Leiter der Sri Lankan Wildlife Conservation Society. Er ist nur kurz in seinem Haus in einem südlichen Vorort von Colombo. Dann geht es zurück in sein Projektcamp nahe des Wasgamuwa Nationalparks.
Die Organisation kümmert sich dort vor allem um den Schutz von wilden Elefanten. Auch dabei spielt der Klimawandel eine Rolle, denn wo Menschen und Wildtiere um Wasser konkurrieren, kommt es unweigerlich zu Konflikten.
Ravi Corea steht auf einem Weg.
Der Biologe Ravi Corea hält nicht viel von den Lösungsansätzen der großen internationalen Organisationen.© Emre Caylak
Die Menschen vor Ort mitzunehmen ist seiner Erfahrung nach extrem wichtig, sowohl beim Klimaschutz als auch im Zusammenhang mit Umwelt- oder sozialen Problemen, denn alles hängt mit allem zusammen. Von den Lösungsansätzen der großen internationalen Organisationen hält er nicht viel.
"Pauschallösungen bringen nichts. Wenn man sich diese großen Masterpläne anschaut, von der UN oder der FAO, wer auch immer diese großen Strategien und Richtlinien entwickelt. Hat irgendetwas davon unsere Probleme gelöst? Nein. Jedes Jahr machen wir einen Schritt rückwärts, jedes Jahr gibt es eine neue Negativgeschichte. Denn jeglicher Lösungsvorschlag muss hoch spezifisch sein, genau auf ein bestimmtes Ziel zugeschnitten, sonst wird es nicht funktionieren."

Kritik an zu starkem Ausbau der Landwirtschaft

Und Corea glaubt es war ein Fehler, dass Sri Lanka seine Wirtschaft so stark auf die Landwirtschaft konzentriert hat.
"Nach der Unabhängigkeit hat unsere Regierung entschieden, dass der Ausbau der Landwirtschaft die beste Methode wäre um unser Land voranzubringen. Aber leider war das eine Fehleinschätzung. Mit mehr Weitsicht hätte man gesehen, dass wir als Insel nicht die Kapazität haben, unsere Landwirtschaft so stark auszubauen, dass eine wachsende Bevölkerung von ihr existieren kann. Wir haben heute 21 Millionen Menschen, das ist die gleiche Bevölkerungszahl wie Australien. Dabei sind wir nicht mal halb so groß wie England."
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