Sportjournalist Hajo Seppelt

"Doping ist nichts anderes als Korruption"

Dopingmissbrauch? Der russischen 800-Meter-Olympiasiegerin Maria Sawinowa droht die Sperre.
Dopingmissbrauch? Der russischen 800-Meter-Olympiasiegerin Maria Sawinowa droht die Sperre. © picture-alliance/ dpa
Moderation: Hanns Ostermann · 16.08.2015
Nach dem Radsport gerate nun auch die Leichtathletik unter einen Generalverdacht, sagt der Doping-Experte Hans-Joachim Seppelt im Deutschlandradio Kultur. Dass die Sportverbände das Doping-Problem selbst in den Griff bekommen, hält er für nahezu ausgeschlossen.
Eine Woche vor Beginn der Weltmeisterschaften in Peking haben die ARD und die britische Zeitung "Sunday Times" weitere Erkenntnisse zum großen Doping-Problem in der Leichtathletik veröffentlicht. So drohen Recherchen der "Sportschau" zufolge mehreren russischen Spitzen-Läuferinnen, Trainern und auch dem Chefmediziner des nationalen Verbandes teils langjährige bis lebenslange Sperren.
Nach Informationen der ARD existieren bei Athleten in der Leichtathletik in "hohem Maße" Blutwerte, die man eigentlich nicht mit natürlichen Ursachen erklären könne, sondern die auf Doping zurückzuführen sein müssen, erläutert der Doping-Experte Hans-Joachim Seppelt im Deutschlandradio Kultur.
Doping-Verdacht nach Wahrscheinlichkeiten von 1 zu 99 oder von 1 zu 999
Zwar seien die Blutwerte, die Rückschlüsse auf Doping erlauben, generell abhängig von Körpergröße und Gewicht eines Sportlers und könnten daher nur als Indizien für Doping gelten. Die Wissenschaft arbeite aber mit Wahrscheinlichkeiten für einen Doping-Verdacht von 1 zu 99 oder von 1 zu 999.
"Das heißt also: Bei 100 Athleten gibt es einen Einzigen, bei dem man sagen könnte 'Das könnte natürliche Ursachen haben' – bei 99 muss man davon ausgehen 'Das hat Doping-Ursachen'", sagt Seppelt.
Die Indizien seien "am Ende dann doch so hammerhart", dass man eigentlich keinen anderen Grund mehr finden könne als Doping, "jedenfalls in gang, ganz vielen Fällen".
"Klarer Interessenkonflikt" bei den Sportverbänden
Seppelt spricht den Sportverbänden den Willen und die Fähigkeit ab, das Doping-Problem in den Griff zu bekommen. Denn der Sport habe einen "klaren Interessenkonflikt", weil er große Geldsummen nicht nur für die "Hatz auf Goldmedaillen", sondern auch "für neue Rekorde" auslobe.
"Dass der Anreiz natürlich trotzdem da ist, dieses Quäntchen mehr über Manipulation zu erreichen, liegt ja auf der Hand", so Seppelt.
Man habe immer vom "Selbstbestimmungsrecht des Sportes" gesprochen – dass sich die Verbände eigentlich selbst kontrollieren müssen. das sei aber "nicht mehr zeitgemäß".
"Doping ist ja letztlich nichts anderes als Korruption im Sport. Es geht um die Erschleichung eines Vorteiles auf eine verbotene, auf eine unlautere Art und Weise", sagt Seppelt, "und dieser Vorteil führt am Ende auch zu erheblichen Profiten."
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