Sport in China

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Chinesische Schüler trainieren Fußball in Shijiazhuang, in der nordchinesischen Provinz Hebei (12. September 2014)
Chinesische Schüler trainieren Fußball in Shijiazhuang, in der nordchinesischen Provinz Hebei. © Huo Yanen/ picture alliance / dpa
Von Benjamin Eyssel  · 31.07.2016
Chinesische Unternehmen investieren Milliarden in europäische Sportvereine, vor allem im Fußball. Dahinter steckt offenbar das Ziel der Zentralregierung, China zur Fußballnation zu machen. Die Bedeutung des Sports ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen.
Für viele Chinesen ist er ein großes Vorbild: Der Milliardär Ma Yun, im Westen besser bekannt als Jack Ma. Der Gründer der bekannten Internet-Handels-Plattform Alibaba ist einer der reichsten und angesehensten Männer in China. Und er ist einer der größten Investoren im Land wenn es um Sport geht.
"Beim Fußball geht es für mich um die Freude. Es ist ein Geschäft, das Menschen fröhlich macht und ich hoffe, dass wir das zusammen machen können. Wir wollen, dass mehr Menschen mitmachen und diesen Sport lieben lernen – sei es durch das Internet, durch neue Medien, durch verschiedenste Möglichkeiten."

Topverein Guangzhou Evergrande holt seit 2010 jeden Titel

Das sagte Jack Ma vor zwei Jahren, als er beim Erstliga-Verein Guangzhou Evergrande einstieg. Der Fußball-Club war in den letzten Jahren so erfolgreich wie kein anderer in China. Seit dem Wiederaufstieg in die erste Liga im Jahr 2010 holte der Verein jede Meisterschaft. Und auch derzeit steht Guangzhou an der Tabellenspitze.
Trainiert wird der Club aus dem Süden Chinas von Luis Philippe Scolari. Der war immerhin schon Trainer der brasilianischen und der portugiesischen National-Mannschaften. Anfang des Jahres wechselte der Mittelfeldspieler Jackson Martinez für ungefähr 42 Millionen Euro von Atletico Madrid zu Guangzhou Evergrande.
Jack Ma steckt viel Geld in den Sport – er will ein Fußball-Imperium aufbauen. Und er investiert nicht nur auf dem Wachstumsmarkt China. Jack Mas Firma Alibaba ist mit 20 Prozent am chinesischen Konzern Suning beteiligt. Die Elektonik-Warenhaus-Kette ist gerade dick beim italienischen Serie-A-Club Inter Mailand eingestiegen. Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass ein chinesischer Investor die Mehrheitsanteile an einem europäischen Top-Club übernommen hat – für rund 270 Millionen Euro.

Experte: Unternehmen investieren im Interesse der Zentralregierung

Außerdem gehört dem Konzern der chinesische Erstligist Jiansu Suning – der derzeit auf Platz 2 der chinesischen Liga rangiert. Anfang des Jahres gab Jiangsu Suning rund 100 Millionen Euro für neue Spieler aus – dabei ging das meiste Geld für die Brasilianer Alex Teixiera und Ramires drauf.
Chinesische Sport-Investitionen im In- und Ausland – für den Sport-Experten Yan Qiang ist das keine Überraschung. Er kommentiert in China unter anderem Fußball- und Basketball-Spiele.
"Die verschiedenen Unternehmen investieren im Interesse der Strategie-Planung der Zentralregierung. Dennoch denke ich, dass sie unabhängig arbeiten. Denn die meisten sind markwirtschaftlich orientiert, es sind keine Staatsunternehmen. Ich habe noch nicht so viele staatliche Betriebe gesehen, die besonders aktiv an Sportinvestitionen beteiligt waren."
Der Strategie-Plan der Regierung von Präsident Xi Jinping: China zu einer Sport-Nation zu machen – besonders zu einer Fußball-Nation. Xi Jinping ist ein großer Fußball-Fan. Erklärtes Ziel ist es eine Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land abzuhalten – und dabei oben mitzuspielen. Um das Ziel zu erreichen, soll viel investiert werden. In den nächsten Jahren sollen im Inland zehntausende Fußball-Schulen entstehen.

"Sport ist mehr als ein Wirtschaftszweig"

Bis China zu einer richtigen Fußball-Nation wird, werden wohl noch ein paar Jahre vergehen. Sport-Experte Yan Qiang stellt aber schon heute fest, dass sich der Stellenwert von Sport in der chinesischen Gesellschaft verändert hat:
"Eine Veränderung in der sozialen Atmosphäre hat den Sport auf einen höheren Status gehoben. Sport ist viel wichtiger als früher. Und die Menschen in China haben festgestellt, dass Sport für die zukünftigen Generationen eine fortschrittlichere Rolle spielen könnte. Sport ist mehr als Unterhaltung, mehr als ein Wirtschaftszweig – Sport ist viel komplexer als das."
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