"Spex" wandert ins Netz ab

"Widerborstige Gedanken aufgreifen"

Vier Ausgaben der Pop-Zeitschrift "Spex" von 2011 liegen auf einem Tisch
Vier Ausgaben der Pop-Zeitschrift "Spex" von 2011 © Deutschlandradio/Adalbert Siniawski
Dennis Pohl im Gespräch mit Vivian Perkovic · 27.12.2018
Im Oktober hieß es, dass die Zeitschrift "Spex" eingestellt würde. Doch ohne popkulturellen Diskurs unter der bekannten Flagge bleibt die deutsche Leserschaft nicht: Wie "Spex" 2019 im Internet weitermachen will, erklärt ihr Chefredakteur Dennis Pohl.
Nach 38 Jahren liegt jetzt also heute tatsächlich die letzte Ausgabe der "Spex" an den Kiosken – in Papier. "Spex", das ist das popkulturelle Magazin, das intellektuelle Diskurse mit Pop verknüpft hat, vor allem in den 80er- und 90er-Jahren. Damit ist jetzt Schluss?! Nicht ganz. Im Netz wird es die "Spex" weiterhin geben.
Die letzte Ausgabe blickt deshalb auch nach vorn. Ihr Titel lautet "Bye, bye Spex – what's next? Ein letztes Heft über die Zukunft".
"Möglichst ohne nostalgisches Gejammer" sollte dieses letzte Heft auskommen, sagt "Spex"-Internet-Chefredakteur Dennis Pohl im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur, auch wenn es Rückblicke darin gebe. Darin finden sich unter anderem ein Essay über Frustration als Triebfeder für Fortschritt, ein Szenario für zukünftige Popkritik und einige Gedanken, was in der Musikszene künftig besser laufen muss.
Ab 1. Februar 2019 – einen Monat Pause gönnen sich die "Spex"-Macher – will die Redaktion sich im Netz Aufmerksamkeit verschaffen, sagt Dennis Pohl: "Auf keinen Fall durch dieses Click-Baiting. Das ist auch mit ein Grund, warum wir auf dieses Abo-Modell setzen." Die "Spex" stehe eher für die Tiefe und solle etwas anbieten, (...) "wo Pop so behandelt wird, wie er unserer Meinung nach behandelt werden muss, also in einer Tiefe, die auch widerborstigere, andersartige, ein bisschen verquerte Gedanken aufgreift und mit dem Ernst behandelt, den sie verdienen."

"Das ist kein Abstieg"

Zehn Euro wird das Halbjahres-Abo im Netz kosten, 15 Euro für ein Jahr, wenn man vor dem 1.2.19 abonniert. Was ist zu erwarten und warum macht die "Spex" online weiter?
Dennis Pohl sagt, "dass wir unseren eigenen, sehr subjektiv gedachten Vorschlag unterbreiten, wie guter Popjournalismus im Netz aussehen könnte". Dies sei kein Abstieg und auch kein Ausquetschen der alten "Spex"-Zitrone, sondern es sei eine ziemlich besondere Chance – denn gerade ein Medium wie "Spex" habe im Internet noch einmal ganz andere Möglichkeiten, auch was die Zielgruppen angeht. Für ein progressives Medium wie die "Spex" sei dieser Schritt auch überfällig gewesen.
Viele Zuschriften hätten die Redaktion ermutigt, mit der "Spex" weiterzumachen, sagt Dennis Pohl. Die älteren Leser schreiben so etwas wie: "Ihr prägt mein Leben seit 30 Jahren!" – "Jüngere Leute sagen, wir haben das erst vor zwei Jahren entdeckt, haben es lieben gelernt und schätzen gelernt, und sind jetzt sehr traurig, dass es eingestellt wird." Dieses Feedback habe die Macher auch intern bewogen, noch mal genauer darüber nachzudenken, welche Möglichkeiten es geben könnte.
(cre)
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