SPD-Kandidatin Rasha Nasr

"Jung, Frau, migrantisch" - und ein Novum für Sachsen

06:26 Minuten
Die SPD-Politikerin Rasha Nasr
Die SPD-Politikerin Rasha Nasr hofft auf den Einzug in den Bundestag. © Julian Hoffmann
Rasha Nasr im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 05.08.2021
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Die SPD-Politikerin Rasha Nasr gehört zu den jüngeren Kandidaten, die den Sprung in den Bundestag schaffen wollen. Sie wünscht sich mehr Vielfalt in den Parlamenten und argumentiert im Wahlkampf in Dresden gegen "gedankliche Schubladen" an.
Im Wahlkampf engagieren sich auch junge Leute für die Politik und wollen stärker in der Bundespolitik mitmischen. Eine von ihnen ist Rasha Nasr, die als erste junge Frau mit Migrationsbiografie für die SPD in Dresden kandidiert. "Das ist natürlich schon ein Novum für die Sachsen", sagt die 29-Jährige. Sie wünsche sich, dass sich viel mehr Menschen auf den Weg machten, um Politik zu gestalten. "Vielleicht ist so eine Kandidatur auch ein Startschuss dafür."

Kandidatur soll Zeichen setzen

Nicht nur in Sachsen sei Politik lange von immer gleichen Menschen betrieben worden, so Nasr. Wenn man jetzt auf die Landeslisten der Parteien blicke, könne man sehen, dass es da viel Bewegung gegeben habe. In den ostdeutschen Bundesländern sei das Thema Migration und Vielfalt erst später dazu gekommen und diskutiert worden. "Insofern bin ich sehr froh, dass ich mit dieser Kandidatur auch ein Zeichen setzen kann."

In den Parlamenten werde mehr Diversität gebraucht. "Wenn wir uns endlich dazu durchringen, unsere Parlamente so vielfältig zu gestalten wie unsere Gesellschaft, dann arbeiten die Parlamente auch anders."

Schwieriger Straßenwahlkampf

Sie habe Freude daran, im Straßenwahlkampf mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Aber Dresden sei durchaus ein schwieriges Pflaster, sagt Nasr. Sie treffe auf Interesse, aber auch auf Vorwürfe. "Das Häufigste, was kommt, ist: migrantisch und junge Frau." Sie solle erstmal ein paar Jahre arbeiten, bevor sie in die Politik gehe, bekomme sie dabei zu hören. "Ob die uns überhaupt vertreten kann, die ist ja keine von uns - das kommt auch ganz häufig." Das seien "gedankliche Schubladen", gegen die sie ankämpfe. "Aber auch das funktioniert eigentlich ganz gut."

Dem Vorwurf angeblich fehlender Erfahrung entgegnet die Jungpolitikerin: "Ich glaube, das ist ein Trugschluss, zu sagen man sollte erst mal 20 Jahre am Stammtisch sitzen und so und so viele Plakate aufhängen, bis man dann wirklich die Berechtigung hat, in ein Mandat gewählt zu werden." Dieses Problem hätten die Parteien in den letzten Jahren vor sich her getragen.

Die SPD sei schon immer ihre politische Heimat gewesen, sagt die Politikerin. Sie sei 2017 Mitglied geworden.
(gem)
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