Spaziergänge mit Prominenten

Mit der Sängerin Dotschy Reinhardt durch Ravensburg

Renate Schönfelder und Dotschy Reinhard genießen von der Veitsburg den Ausblick über Ravensburg, die Heimatstadt der Jazzmusikerin.
Renate Schönfelder und Dotschy Reinhard genießen von der Veitsburg den Ausblick über Ravensburg, die Heimatstadt der Jazzmusikerin. © Deutschlandradio / Nicolas Hansen
Moderation: Renate Schönfelder · 30.07.2017
Dotschy Reinhardt ist Sängerin, Autorin und Landesvorsitzende der Sinti und Roma in Berlin, wo sie lebt. Trotzdem kehrt sie regelmäßig in ihre Heimatstadt Ravensburg zurück, besucht ihrer Familie. Diese hat schon etliche berühmte Musiker hervorgebracht.
Als Kind sprach Dotschy Reinhardt nur Romanes, die Sprache der Sinti und Roma. In der Schule wurde sie deswegen oft gehänselt. Vorurteile gehörten zu ihrem Alltag.
Das Z-Wort empfand sie immer als rassistisch. Doch es hat sie auch selbstbewusst gemacht. So kritisiert die Sinteza, dass der Lebensmittelhersteller "Knorr" eine Gewürzmischung Zigeuner-Sauce nennt oder den Berliner Rapper Marteria, der von einem "dreckigen Zigeuner" singt. In ihrer eigenen Musik schafft sie Neues, löst sich vom Klang stereotypen Sinti-Swings und kombiniert Jazz, Bossa Nova, Pop und Singer-Songwriter Elemente.
Die 41-jährige Jazzsängerin lebt heute in Berlin, aufgewachsen ist sie aber in Ravensburg. Dort errichteten die Nationalsozialisten einst ein so genanntes Zigeunerzwangslager für Sinti-Familien.
Der Ummenwinkel, einem Wohngebiet am Rande Ravensburgs, war im Nationalsozialismus ein Zwangslager für Sinti und Roma, bevor sie in Konzentrationslager deportiert wurden. Hier verbrachte Dotschy Reinhardt einen Teil ihrer Kindheit.
Der Ummenwinkel, einem Wohngebiet am Rande Ravensburgs, war im Nationalsozialismus ein Zwangslager für Sinti und Roma, bevor sie in Konzentrationslager deportiert wurden. Hier verbrachte Dotschy Reinhardt einen Teil ihrer Kindheit.© Deutschlandradio / Nicolas Hansen
Trotzdem hat Dotschy Reinhardt bei ihren Großeltern eine behütete Kindheit erlebt und viele schöne Erinnerungen an den Ummenwinkel.
Trotzdem hat Dotschy Reinhardt bei ihren Großeltern eine behütete Kindheit erlebt und viele schöne Erinnerungen an den Ummenwinkel.© Deutschlandradio / Nicolas Hansen
Heute gibt es am Marktplatz der oberschwäbischen Kreisstadt ein Denkmal für die in der Nazizeit ermordeten Sinti. Sechzehn Mal steht darauf der Name Reinhardt.
An die deportierten Sinti und Roma erinnert in der Innenstadt Ravensburgs eine Gedenktafel vor der katholischen Kirche Sankt Jodok. 16 Mal steht der Name Reinhardt darauf.
An die deportierten Sinti und Roma erinnert in der Innenstadt Ravensburgs eine Gedenktafel vor der katholischen Kirche Sankt Jodok. 16 Mal steht der Name Reinhardt darauf.© Deutschlandradio / Nicolas Hansen
Dotschy Reinhardt kehrt gerne nach Ravensburg zurück. Die Stadt bietet ein unzerstörtes Stadtbild, weckt zahlreiche Erinnerungen und machte sie zu dem, was sie heute ist: eine traditions- und selbstbewusste Sinteza und eine kreative Musikerin.
Die Veitsburg hoch über der Stadt, davor der „Mehlsack“, einer der vielen Türme und Wahrzeichen Ravensburgs.
Die Veitsburg hoch über der Stadt, davor der „Mehlsack“, einer der vielen Türme und Wahrzeichen Ravensburgs.© Deutschlandradio / Nicolas Hansen